Foto: Koelnmesse
Auf der ISM Ende Januar 2019 in Köln erhielten Hanf-Konzepte sowie die Schokoladensorte Ruby die grösste Aufmerksamkeit, sie gelten für Experten als die Foodtrends des Jahres. Ein Aus- und Überblick der Süsswarenbranche.
Süsswaren bieten für jeden Anlass und Geschmack das Passende. Das hat die impulsstarke Kategorie einmal mehr auf der Internationalen Süsswarenmesse Ende Januar in Köln unter Beweis gestellt. Dort wurde
ein Füllhorn an neuen Konzepten vorgestellt. Die Palette reichte von «Smoked Seaweed & Sea Salt Organic Puffs» von Honest Fields – eine Art von Bio-Algen-Flips verfeinert mit Meersalz – über einen Protein- und Energie-Riegel mit Grillen-Mehl von Sens Foods, vegane Fruchtgummis mit Matcha-Tee von Beauty Sweeties bis hin zu «Iftarlender» von Honeyletter, einem Kalender für den Ramadan. Mit 30 Türen für jeden Tag des Ramadan will der Hersteller das Beenden des Fastentages verschönern. Jeder Tag hält hinter einem Türchen eine mit Schokolade umhüllte Dattel für seinen Besitzer bereit.
Algen-Flips und Grillen-Riegel
Wie auch im vergangenen Jahr sind die Trends «vegan» und «vegetarisch» weiterhin beherrschend. Hierzu wurden auf der Messe zahlreiche Neuheiten gezeigt. So stellte Genuport unter der Marke «Valsoia» veganen Eisgenuss auf Cashewbasis vor. Und Katjes verkauft ab sofort nicht nur vegetarische Fruchtgummis, sondern auch vegane Schokolade. «Chocjes» sei die erste vegane Schokolade aus Hafermilch, heisst es aus der
Katjes-Zentrale. Ferner gewinnen Konzepte aus Dinkel, Birkensaft oder Hanf an Relevanz. Besonders Letzteres weckte grosses Interesse. So belegte Katjes mit einem Hanfriegel unter der Marke «Hemptastic» Platz 1
bei den Top-Innovationen. Auch das Unternehmen Roelli Roelli setzte auf diese Pflanze. Mit «Swiss Cannabis Gum» haben die Schweizer einen Kaugummi entwickelt, der fünf Milligramm des Wirkstoffes Cannabidiol (CBD) pro Stück enthält. Eine Packung enthält 120 Milligramm CBD, das entspricht sechs Gramm Hanf. Natürliches Pfefferminzöl sorgt für kühle Frische.
Weltneuheit Ruby-Schokolade
Vor allem aber zog die Schokoladensorte «Ruby» die Aufmerksamkeit der Branche auf sich. Die rosafarbene Schokolade vereint einen neuen Schokoladengeschmack mit einer ungewöhnlichen Farbe, heisst es bei Barry Callebaut. «Ruby» wird aus der gleichnamigen Kakaobohne hergestellt, diese verleiht ihr auch die einzigartige Farbe. «Weltweit wird sie von Marktforschern, Medien und Nahrungsmittelexperten als der Food-Trend des Jahres 2019 erkannt», heisst es in einer Presseerklärung des Schokoladenproduzenten. Pablo Perversi, Chief Innovation, Sustainability & Quality Officer und Global Head of Gourmet bei Barry Callebaut, ergänzt: «Wir sind stolz darauf, dass allein auf der ISM in diesem Jahr elf Marken die Ruby-Schokolade einführen werden.» Dazu gehört auch Viba Sweets. In Köln präsentierte das Unternehmen unter der Marke Heilemann die Weltneuheit Ruby in Form eines vielfältigen Confiserie-Sortiments. Sechs verschiedene Ruby Chocolate Produkte in ästhetisch anspruchsvollen Verpackungen stehen dabei zur Auswahl. Ob pur als hauchdünne Tafelschokolade, in Kombination mit zart schmelzendem Nougat und knackiger Haselnuss oder Kreationen mit Edelbitter-Schokolade, der Ruby Chocolate Geschmack verspreche laut Viba Sweets immer eine fruchtig-beerige Einzigartigkeit.
Nachhaltiger Schokogenuss
Das Thema Bio wurde in Köln ebenfalls gross gespielt. Laut Koelnmesse hatten 400 Aussteller Bio-Produkte im Gepäck. So hat Lambertz seine Bio-Gebäckrange um «Bio Erdnuss Berge» erweitert. Und Schwermer veredelt seine Trüffel-Pralinen mit Heumilch-Sahne von einem Allgäuer Bio-Bauernhof.
Auch für das wachsende Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher wurde ein Repertoire an Neuheiten geboten. In dem Kontext standen die Themen Herkunft und Fairtrade im Fokus. Ritter Sport präsentierte die Range «Kakao-Klasse», die 100 Prozent zertifiziert nachhaltig ist. Für die drei Sorten wird Kakao aus jeweils einem Herkunftsland verwendet: Ghana, Nicaragua und Peru. Während die Confiserie Riegelein die Figuren «Weihnachtsmann» und «Häschen» aus dem Fairtrade Kakao Programm vorstellte, setzte Chocolat Bernrain mit der Milchschokolade «Stella» auf vegan, Bio und faire Qualität. Ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit legte auch Storz ab. Das Unternehmen teilte mit, dass es im Laufe des Jahres sein Sortiment auf das Fairtrade Kakao Programm umstellen wolle.
Nachhaltig zertifizierter Kakao ist nach wie vor das Thema der Branche schlechthin. So hat der BDSI 2018 seine Nachhaltigkeitsziele heraufgesetzt und empfiehlt seinen Mitgliedern, den Anteil nachhaltig zertifizierten Kakaos in den in Deutschland verkauften Süsswaren auf 60 Prozent im Jahr 2020 und auf 75 Prozent bis 2025 zu erhöhen. «Wer morgen noch Schokolade essen will, muss heute Kakaobauern angemessen bezahlen», resümierte dazu TransFair, Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt.
Ausblick 2019
«Das Jahr 2019 könnte herausfordernd werden. Insbesondere die Umstellung im Handel auf Fairtrade-Standards wird im neuen Jahr voraussichtlich eine besondere Rolle spielen», sagt Dr. Ludwig Veltman, Hauptgeschäftsführer DER MITTELSTANDSVERBUND–ZGV e.V. und Mitglied des AISM. Insgesamt würden sich Preissteigerungen – etwa rohstoffbedingt in der Kategorie salzige Snacks – abzeichnen. In diesem Rahmen werden laut Veltmann leichte Umsatzsteigerungen erwartet. «Die geschäftlichen Erwartungen des Handels für das kommende Jahr sind angesichts der allgemeinen ökonomischen Rahmenbedingungen insgesamt vorsichtig optimistisch, teils jedoch moderat zu beurteilen. Positive Impulse erwarten wir aufgrund des diesjährigen späten Termins insbesondere für das Ostergeschäft. Zunehmend wichtiger wird, dass alle Wertschöpfungsstufen der Süsswaren eng zusammenarbeiten», erklärt Veltmann abschliessend.