Käsetheke: Gegen den Trend

Donnerstag, 05. November 2015
Foto: Fotolia (HLPhoto)

Die Anzahl der Bedientheken in Deutschland ist rückläufig. Dennoch steht die Käsetheke nach wie vor für hohe Umsatzspannen. Wie Sie am POS Kompetenz zeigen und sich vom Discount differenzieren können.

Das Geschäft mit der Käsetheke ist angespannt. „810 Theken wurden im vergangenen Jahr geschlossen, reduziert oder mit anderen Frischetheken zusammengelegt“, sagt Jérémie Zeller, Leiter POS & Trade Marketing, Savencia Fromage & Dairy Deutschland, und beziffert den Absatzrückgang von Käse aus der Theke im ersten Halbjahr 2015 mit 2,8 Prozent. Dennoch sind sich die Markenhersteller einig: Die Bedientheke hat nach wie vor Zukunft. Denn sie ist ein entscheidendes Profilierungsinstrument, mit dem sich der LEH nachhaltig von den Discountern abheben kann. Außerdem bietet sie interessante Chancen. „Die noch existierenden Theken machen weiterhin gute Umsätze und pushen den ganzen Markt“, so Jérémie Zeller weiter. So werde im Verbrauchermarkt nicht nur jeder fünfte Euro für Käse an der Bedientheke ausgegeben, sogar der gesamte Kassenbon sei beim Thekenkunden höher als beim Durchschnitts-Shopper. Thekenkunden haben nämlich andere Ansprüche als Verbraucher, die am SB-Regal zugreifen. Hier spielen Spezialitäten und Beratung eine große Rolle.

Theke punktet mit Beratung

Aber: Eine Standardlösung für die optimale Bedientheke gibt es nicht. Stattdessen sind passgenaue Konzepte gefragt, die sich an der Kundenstruktur orientieren. Allerdings haben die Markenhersteller viele Tipps parat, die als grobe Orientierung dienen können. Hinsichtlich der Sortimentsbreite empfiehlt Emmi zum Beispiel, nicht mehr als 150 bis 200 Sorten anzubieten. „Damit zeigt der Händler Kompetenz, überfordert aber den Verbraucher nicht“, heißt es. Bei den Sorten geht die Empfehlung zum Exklusiven. „Must haves sind Käse mit Spezialitäten-Charakter“, sagt Jérémie Zeller. Das sind etwa Marken wie Fol Epi oder Saint Agur von Savencia, die höhlengereifte Spezialität Kaltbach von Emmi, Gouda-Variatäten von Frico oder der AOP-Käse Vacherin Fribourgeois Rustic des Käse-Affineurs Von Mühlenen. Zudem lohnen sich regionale Erzeugnisse. Orientierung in der Theke bieten zudem Siegel wie das ggA-Siegel für die geschützte geografische Angabe oder das gU-Siegel für die geschütze Ursprungsbezeichnung der europäischen Union. Neben den Produkten selbst ist ihre Anordnung wichtig. „Studien haben gezeigt, dass Verbraucher eine Anordnung nach Schnittkäse, Weichkäse, Frischkäse bevorzugen. Zudem kann der Käse nach Regionen und Ländern sortiert und auch nach Geschmacksrichtungen gekennzeichnet werden“, rät man bei Emmi.
Der wichtigste Bestandteil einer optimalen Käsetheke kommt jedoch vom Handel selbst, und zwar in Form seiner Mitarbeiter. Nur er kann dabei helfen, bei den Kunden den im Vergleich zum SB-Regal höheren Verkaufspreis von Käse zu rechtfertigen und Hürden gegenüber ausgefallenen Spezialitäten abzubauen. Viele Verbraucher zeigen sich offen für mehr Beratung am POS. Immerhin zeigt eine Mintel-Studie, dass sich 42 Prozent der Deutschen mehr Informationen wünschen, wie verschiedene Käsesorten beim Kochen verwendet werden können.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Interview

Andreas Müller, Geschä­ftsführer bei Switzerland Cheese Marketing GmbH

Herr Müller, wie hat sich Käse an der Bedientheke bislang entwickelt und welche Prognose geben Sie für das Jahresendgeschäft 2015?
Das Kerngeschäft­ von Schweizer Käse läuft­ über die Theke. Käsesorten wie Appenzeller, Gruyère AOP und Schweizer Emmentaler AOP befinden sich nach den Umsatzzahlen von Nielsen immer unter den Top 15 in der Käsetheke-Hitliste. Obwohl die Anzahl der Käsetheken weiter rückläufig ist, hat Theke Zukunft­. Eine gut geführte Käsetheke nutzt der Profilierung und zeichnet einen Markt mit Frische-Kompetenz aus. Dies dient zum einen im harten Kampf um Konsumenten, und hebt natürlich auch vom Discount ab.

Zeigen Absatz und Umsatz dort jahreszeitliche Schwankungen?
Konsumhöhepunkte an der Käsetheke verzeichnen wir zum Beispiel bei länger gereiftem Schweizer Käse wie Appenzeller extra-würzig und Emmentaler AOP Höhle im Frühjahr zu Ostern und Pfingsten und zum Jahresende hin an Weihnachten und Silvester. Aber auch Spezialitäten wie der zu Rosetten geschabte Tête de Moine AOP werden zu diesen Zeitpunkten stark nachgefragt. Besonders spürbar ist die Saisonalität natürlich bei unserem Schweizer Raclette, wobei wir durch gezielte Grillaktionen das sogenannte Sommerloch erfolgreich ausfüllen.

Gibt es eine Faustregel, wie breit und tief die Käseauswahl an der Bedientheke eines Marktes sein muss, um wirklich Kompetenz zu zeigen?
Es ist eine Kunst, neben dem strukturiert aufgebautem Basisangebot mit Spezialitäten und Saisonartikeln die Käsetheke attraktiv zu bestücken. Es gilt den Kunden nicht mit Masse und unübersichtlichem Angebot zu überfordern, sondern klar strukturiert mit spannenden Ergänzungen im Spezialitätenbereich an die Theke zu locken und zum Kauf zu verführen.

Wie wichtig ist neben der Auswahl die Beratungskompetenz der Verkäufer?
Die Ausstrahlung und die Expertise eines Fachverkäufers sind das i-Tüpfelchen jeder Käsetheke. Wie überall ist es eine Freude sich von einem kompetenten Berater überzeugen zu lassen und den richtigen Käse mit nach Hause zu nehmen. Neben Geschmacksbeschreibung, Textur und auch der Geschichte zu einer Käsesorte, zählen da heute vor allem auch Informationen wie glutenfrei und laktosefrei, oder die Rinden- und Oberflächenbehandlung. Im Übrigen sind alle Schweizer Käse frei von künstlichen Zusatzstoffen.

Ein Tipp aus Ihrer Sicht: Was kann der Händler tun, um neue Impulse zu schaffen?
Die Entscheidung welcher Käse gekau­ft wird, fällt in der Regel direkt an der Käsetheke. Neben Beratung, Fachkompetenz und Kundengesprächen gilt dennoch die alte Regel: Probieren geht über Studieren. Lassen Sie neue Käse probieren, denn nichts überzeugt mehr als der individuell empfundene Geschmack.

Mehr zum Artikel

Der Weideglück Donautaler (45 % Fett i. Tr.) zeichnet sich durch sein mild-nussiges Aroma aus. Ihn gibt es auch als Light-Variante (30 % Fett i. Tr.).

Der Winter-Gouda von Frico besitzt laut Hersteller einen kräftigen und zugleich cremigen Geschmack. Von Mitte November bis Ende Februar erhätlich.

Der Vacherin Fribourgeois Rustic AOP ist ein traditioneller Käse aus der Schweiz. Der Käse wird fünf Monate in Fichtenrinde gereift, was ihm ein würzig-fruchtiges Aroma verleiht.

Bavaria blu „Der Würzige“ ist ein pikant-cremiger Weichkäse mit Blauschimmel. Bergader bietet den Käse als 2,3 Kilogramm-Thekenlaib an.

Das Traditionsunternehmen hat anlässlich des 90. Geburtstags in 2016 seine Marke gerelauncht. Zudem haben „Der Leichte“ und „Der Cremige“ jetzt eine neue Rezeptur.

Der französische Saint Agur ist ein Edelschimmelkäse mit einer zarten Blaumaserung. Charakteristisch sind laut Hersteller sein feinwürziges Aroma und die achteckige Form.

BEL

Leerdammer kam vor 30 Jahren in die Bedientheken. Heute gibt es den Käse mit den kirschgroßen Löchern auch als fettarmen Léger, als intensiven Caractère und als mild-würzigen Delacrème.

Downloads

AnhangGröße
Marktforschung zur Kaesetheke.pdf(216.85 KB)