Pralinen: Süße Umsatzbringer

Montag, 10. August 2015
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Für Pralinen haben die Hersteller oft eine Sommerpause vorgesehen. Im Herbst kehren sie in die Regale zurück. Welche Potenziale die Premiumprodukte jetzt bieten.

Pralinen sind längst nicht mehr nur auf den Geschenkaspekt festgelegt. Sich selbst etwas Gutes tun, liegt beim Verbraucher im Trend. „Auch Sharing hat sich zum starken Trend entwickelt. Genießen unter Freunden, gemeinsames Naschen zwischendurch – das schafft einen wohltuenden Gegenpol zur hektischen Arbeitswelt, in der jeder auf sich selbst gestellt ist“, sagt Volker Kremser, Exportleiter bei Camille Bloch. Darauf reagieren beispielsweise Lindt oder Camille Bloch, indem sie ihre Verpackungskonzepte dahingehend ergänzen. So finden die Liebhaber der Lindt-Marke Lindor ihr Produkt zum Eigenverzehr im praktischen Beutel, während Camille Bloch bei Ragusa auf das praktische Pocket-Format setzt.

Kaufflaute im Sommer

Doch trotz einer Verschiebung in den Verzehrgewohnheiten setzen viele Hersteller im Sommer mit der Pralinenproduktion aus. Das Problem: Schokolade schmilzt ab 23 Grad Celsius. Dann wird Schokolade zunehmend weicher, bei höheren Temperaturen irgendwann flüssig. Eine hauchdünne Ummantelung einer Praline schmilzt wiederum schneller als Schokolade im Block. Das beeinflusst die Qualität der Premiumprodukte. „Die Gefahr ist groß, dass sie beim Transport erwärmen oder flüssig gefüllte Pralinen auslaufen. Wer die Erfahrung einmal gemacht hat, verzichtet künftig im Sommer auf den Kauf von Pralinen“, sagt Claus Cersovsky, Geschäftsführer bei Gubor. Zudem wollen die Verbraucher im Sommer eher Erfrischendes, am besten Eis. „Und wenn schon Schokolade, dann leichte und fruchtige Sommersorten oder Special Editions“, so der Gubor-Chef weiter. Die Gewohnheiten der Konsumenten spiegeln sich in den Marktforschungszahlen wider. Pralinen verzeichnen nämlich ebenso wie die Schokoladenprodukte einen Absatzrückgang in den Sommermonaten.

Sommerpause fördert Begehrlichkeit

Der schwäbische Markenartikler hält daher an der Tradition fest und gewährt seinen Produkten eine Sommerpause. „Wir liefern einen Großteil unserer Pralinen von September bis April aus, um die von uns gewünschte Produktqualität garantieren zu können“, ergänzt Claus Cersovsky. Neben dem Temperaturaspekt kann eine vorübergehende Nichtverfügbarkeit auch aus Marketing-Gesichtspunkten Sinn machen. „Das lädt eine Marke emotional auf und fördert die Begehrlichkeit, sie wieder zu konsumieren“, erklärt Peter Mathussek, Verkaufsleiter Deutschland bei Chocolats Camille Bloch. Auch Lindt verzichtet bei besonders wärmeempfindlichen Produkten auf eine Vermarktung in den Sommermonaten – allerdings mit der Einschränkung, ob der jeweilige Händler klimatisierte Räume besitzt oder nicht.

Neue Rezepturen gegen Hitze

Für Mondelēz ist die Sommerpause hingegen nicht mehr zeitgemäß. „Viele Konsumenten wollen auch im Sommer ihre Lieblingspralinen verschenken oder selber genießen“, sagt Merle Meier-Holsten, Manager Marketing & Activation, Central Europe, Chocolate bei Mondelēz International in Deutschland. Anlässe dafür gebe es nämlich im Jahresverlauf genügend – deshalb sind die Pralinen von Milka durchgängig erhältlich. Barry Callebaut hat das Problem auf eine andere Weise gelöst. Das Unternehmen hat eine hitzeresistente Schokolade entwickelt. „Nach über zehn Jahren intensiver Entwicklungsarbeit ist es uns gelungen, die Rezeptur so zu verändern, dass sich der Schmelzpunkt nun um vier Grad Celsius verschiebt“, sagt Steffen Jarzombeck, Vertriebsleiter Deutschland & Österreich bei Barry Callebaut Deutschland. Dennoch schmecke die neue Schokolade wie die herkömmliche und enthalte keinerlei künstliche Inhaltsstoffe.

Pralinen-Sorten mit Potenzial

Unabhängig davon, welchen Weg die Markenartikler einschlagen - in einem Punkt sind sie sich jedoch einig: Dass man mit interessanten Neuheiten den Verbraucher immer wieder zum Zugreifen animieren kann. Abwechslung ist das Stichwort. Barry Callebaut sieht in ungewöhnlichen Füllungen und Texturen attraktive Absatzchancen. Aromatisierte Crispstückchen etwa verleihen den Pralinen laut Steffen Jarzombeck zufolge eine knusprige Textur und mit dem Geschmack nach Schwarze-Johannisbeeren oder Minze eine fruchtig-frische Note. „Kombiniert mit Füllungen auf Joghurt- oder Buttermilchbasis ergibt das eine sommerliche Kreation“, so der Experte weiter. Zum Weihnachtsgeschäft spiele die Kombination von süß und salzig eine bedeutende Rolle: „Besonders interessant sind Füllungen sowie crisp- oder nussbasierte Inclusions mit gesalzenem Karamel“, so Steffen Jarzombeck. Mondelēz wiederum setzt auf saisonale Höhepunkte und führt dazu Kommunikationsmaßnahmen durch. Zum Valentinstag 2015 konnten die Verbraucher online an der längsten Liebeserklärung der Welt mitwirken oder zu Muttertag einen individuellen Gruß erstellen. Ab Kalenderwoche 36 startet bei Milka nun die Herbststart-Promotion, bei der die Konsumenten bei dem Kauf eines Produktes an der Kasse 50 Cent Sofortrabatt erhalten.

News

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Info

Wie die Füllung in die Praline kommt

Pralinen haben oftmals eine aromatische Füllung, zum Beispiel aus Likör, Nougat oder Marzipan. Sie werden daher meist in zwei Schritten gefertigt: zuerst wird der Schokoladenüberzug, die sogenannte Hülse gefertigt, anschließend der Kern. Dabei unterscheiden Experten nach dem angewendeten Herstellungsverfahren zwischen Überzugs-, Hohlkörper- und Schichtpralinen.

  • Überzugspralinen erhalten ihren Schokoladenmantel, indem Förderbänder die pure Füllung unter einen Wasserfall aus flüssiger Schokolade transportieren.
  • Bei Hohlkörperpralinen wird zunächst eine Schokoladenhülse produziert, die im zweiten Schritt gefüllt wird. Flüssige Füllungen werden gegossen, viskosere Füllungen eher gespritzt. Anschließend wird der Hohlkörper mit einem Schokopfropfen verschlossen und ist dann fertig für die finale Dekoration.
  • Schichtpralinen hingegen werden schichtweise produziert, indem die Schokoladen- und die Füllungsmasse abwechselnd übereinander gegossen werden.

 

Platzierungstipps

Pralinen bieten dem Handel vor allem in der Vorweihnachtszeit gute Umsatzspannen. Was bei der Platzierung beachtet werden sollte. 

  • Präsentation: Hochwertige Schokoladenprodukte sollten angemessen präsentiert werden. Es gilt, ein Umfeld zu schaffen, das Genuss vermittelt und Kaufimpulse setzt. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die Hersteller mit speziellen Weihnachtsverpackungen und Displays. Zusätzlich kann der Handel mit entsprechender Dekoration einen feierlichen Rahmen schaffen, empfiehlt man bei Camille Bloch.
  • Zweit- und Sonderplatzierungen funktionieren stets besser als Regalplatzierungen, heißt es bei Gubor. Auch bei Lindt setzt man im 3. Tertial Displays ein, deren Produkte mit besonderen Geschenk-Accessoires ausgestattet sind: hochwertige Schleifen und Anhänger, in Geschenkpapier verpackte Pralinen, limitierte Design-Editionen und spezielle Weihnachtssortimente. So kann sich der Vollsortimenter zum Geschenkehöhepunkt besonders profilieren, heißt es bei Lindt.
  • Shop-in-Shop-Konzepte sind eine besonders hochwertige Form der Präsentation, die dazu geeignet sind, die hohe Qualität und das vielfältige Angebot in dieser Produktkategorie aufzuzeigen und dadurch zusätzliche Kaufimpulse zu setzen, empfiehlt Barry Callebaut. Dafür sei jedoch eine hohe Beratungskompetenz des Personals gefragt. Der Schokoladenspezialist bietet deshalb im Chocolate Academy Center in Köln u.a. Kurse für Partner aus Industrie und Handel an, in denen Top-Chocolatiers in die Herstellung und Verarbeitung von Schokolade einführen und die neuesten Pralinentrends vorstellen.

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Zur Ostersaison 2016 baut Riegelein das „You“ Sortiment aus. Die Naschbox im Präsentkarton enthält Schokoladenkugeln, die mit Nougat-, Kakao- und Vanillecreme gefüllt sind.

Die  Constanze-Mozart Herz’l sind mit  Pistazienmarzipan und Haselnuss-Nougat gefüllt.

Die Plantagen-Schokolade präsentiert sich in neuem Design: Jede der acht Sorten trägt nun statt eines Eigennamens den Namen des Herkunftslandes, aus dem der Kakao zu 100 Prozent stammt.

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Ab September im Handel: Die neuen Pralinen aus Magnum-Schokolade. In der 180-Gramm- (fünf verschiedene Pralinensorten) oder 280-Gramm-Schachtel (sechs verschiedene Pralinensorten).

Die Trumpf Chocolates „Mmh“, „Boah“, „Wow“ und „Yeah“ gibt es als 150-Gramm-Mix sowie als 50-Gramm-Monopackung.

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