Mopro: Butter vs. Margarine

Montag, 10. August 2015
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Der Markt für Streichfette stagniert, denn sie passen nicht mehr zu den Verzehrgewohnheiten der deutschen Verbraucher. Mit innovativen Konzepten verleihen die Hersteller dem Segment frischen Wind.

Streichfette sind ein Stück Geschichte: Seit fast 700 Jahren schmieren sich die Menschen Butter auf das Brot. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend auch Margarine, die als preiswerte Butteralternative auch für die Massen an verarmten Fabrikarbeitern erschwinglich war. Das „Butterbrot“ – egal, ob mit Butter oder Margarine bestrichen – war hierzulande für Generationen ein Grundnahrungsmittel.

Mischfette boomen

Heute sieht das anders aus. Laut Milchindustrie-Verband (MIV) ist der Markt für Margarine rückläufig und hat die gesamte Überkategorie an Streichfetten mit ausgebremst. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Einmal spielen die veränderten Verzehrgewohnheiten der Deutschen eine Rolle. „Butter und Margarine konkurrieren um jedes Brot“, sagt Manuel Rodriguez-Eicke, Leiter Marketing- und Innovationen bei Ornua/Kerrygold. Genau dieses wird aber am Frühstückstisch zunehmend von Müsli und Cornflakes verdrängt. „Das Frühstück wird immer häufiger unterwegs eingenommen. Beim Abendbrot verlieren Brot und Aufstrich ebenfalls an Bedeutung. Sogar der ganze Brotmarkt ist rückläufig“, fasst Petra Vanheiden von Unilever diese Entwicklungen zusammen. Damit fallen viele wichtige Verzehranlässe für Margarine einfach weg. Außerdem ziehen die Deutschen heute andere Streichfette vor. So sehen die Markenhersteller beispielsweise einen Zusammenhang zwischen dem rückläufigen Margarinemarkt und dem Boom der Mischfette, die pflanzliche Fett- und Milchanteile miteinander kombinieren. „Diese Kategorie hat sich in den letzten Jahren extrem positiv entwickelt und wächst jährlich zweistellig“, sagt Manuel Rodriguez-Eicke von Ornua/Kerrygold.

Butter gewinnt im stagnierenden Markt

Daneben wandern viele Verbraucher von der Margarine zu Butter ab. „Butter ist wieder in“, sagt Eckhard Heuser vom MIV. Dafür spielen auch die jüngsten gesundheitlichen Erkenntnisse eine Rolle. Die Frage, welches Streichfett besser ist, hat zwar immer noch keine abschließende Antwort erhalten. Allerdings hat die Butter erst jüngst zwei Erfolge für sich verbuchen können. Denn einmal sind ihre Trans-Fettsäuren mittlerweile vom Verdacht freigesprochen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen. „Die Gesundheitsdiskussion um die Butter ist abgeebbt, nachdem die Trans-Fettsäuren aus dem Euter als ungefährlich eingestuft werden konnten“, sagt Eckhard Heuser vom MIV. Speziell bei Butter aus Weidemilch konnte Professor Dr. Klaus Eder von der Universität Gießen noch eine bessere Fettsäure-Zusammensetzung und einen höheren Vitamingehalt als bei marktüblicher Butter nachweisen. Denn den Studienleitern zufolge nehmen die Kühe auf der Weide über Gras, Kräuter und Blumen mehr Vitamine auf als Stallkühe, die vor allem Kraftfutter zu fressen bekommen. Das sind alles Gründe, warum Butter im insgesamt stagnierenden Markt für Nahrungsfette trotzdem Marktanteile gewonnen hat. „Zuletzt macht der sinkende Milchpreis Butter für viele Verbraucher attraktiv“, sagt Annika Albrecht, Communication Officer Product PR bei Arla.

Neue Konzepte für Butter und Margarine

Die Hersteller nutzen die positive Grundstimmung für Butter und Mischfette und entwickeln passende Produktkonzepte. Neuzugänge unter den Mischfetten sind beispielsweise „Lätta und Butter“ von Unilever und „Alpenzart mit Joghurt“ von Meggle. Außerdem stehen conveniente Verpackungskonzepte wie die Kräuterbutter im 80-Gramm-Becher von Meggle, Saisonvarianten wie Kærgården Pikant von Arla, Spezialitäten wie die Hollandaise-Butter von Ornua/Kerrygold, kleinere Verpackungsformate wie die 150-Gramm-Packung von Ornua/Kerrygold sowie ein optimales Streich- und Schmelzverhalten wie bei der Kräuterbutter von Meggle im Zentrum der Produktentwickler. Margarine-Hersteller Rau indes verfolgt eine andere Strategie. Das Unternehmen hat sich auf die steigende Zahl an Vegetariern und Veganern spezialisiert. Die Neuprodukte sind deshalb rein pflanzlich und kommunizieren die nötigen USP’s klar und deutlich. „Wir kennzeichnen unsere Produkte seit Ende 2013 mit dem V-Label der Europäischen Vegetarier-Union“, heißt es aus dem Hause. Denn auch Margarine, die auf Basis pflanzlicher Öle und Fette hergestellt werde, könne tierische Zutaten wie Milchbestandteile oder Gelatine enthalten.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Verkaufstipps

Kaufverhalten: Speisefette werden routiniert gekauft. Der Einkauf ist durch eine hohe Frequenz bei kurzer Verweildauer am Regal gekennzeichnet. Außerdem schätzen Verbraucher das Angebot unterschiedlicher Marken mit individueller Positionierung und Produkteigenschaften (verschiedene Fettstufen, Packungsgrößen, Anwendungsmöglichkeiten etc.), wie Unilever angibt.  

Regalplatzierung: Das Regal sollte für den Verbraucher übersichtlich und gut strukturiert sein und ausreichend Platz für Innovationen bieten, so die Empfehlung von Unilever. Der Händler sollte dem Wachstum der Mischfette Rechnung tragen, indem er sie als  neue Subkategorie in der Platzierung berücksichtigt, empfiehlt man bei Ornua.

Cross-Selling: In Kategorien, die zur Veredelung von Speisen prädestiniert sind, schaffen Cross-Category-Platzierungen Kaufanreize, weiß man bei Arla. Geeignet sind zum Beispiel die Brotabteilung sowie die Frischetheken. Dies ist vor allem zu den Saisonhöhepunkten sehr relevant und kann themenspezifisch gespielt werden. Beliebt ist zum Beispiel eine Butter-Zweitplatzierung beim Spargel neben der klassischen Sauce Hollandaise. Hier eignen sich insbesondere die hochwertigeren Butterprodukte, weil diese pur genossen werden können.

Saisonprodukte sorgen laut Arla beim Verbraucher für Abwechslung und bieten dem Handel on-top Umsätze. Hier sind vor allem Produkte mit Zusätzen sehr beliebt.

Zweitplatzierungen schaffen nach Erfahrung von Walter Rau Kaufimpulse. Zudem können Verkostungsaktivitäten in den Märkten Kaufanreize setzen.

Als Schnelldreher bietet Butter bei guter Disposition lukrative Zusatzumsätze, heißt es bei Ornua/Kerrygold. Gepaart mit einer guten Platzierung, attraktiver Sortimentsvielfalt, verkaufsfördernden Maßnahmen oder saisonalen Themen wie Spargelzeit, Grillsaison oder Weihnachtsbacken wird der Händler seine Kunden ideal ansprechen.

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RAU

Die Deli Reform Genießertuben sind die pflanzliche Alternative zur Kräuterbutter. In den drei Sorten Gartenkräuter, Knoblauch und Chili-Paprika. In der Tube.

Die Grill-Butter ist als Saisonvariante bis September erhältlich und enthält getrocknete Tomaten, Basilikum, Oregano, Thymian und Rosmarin. Wiederverschließbar.

Ab Oktober erweitert Meggle mit „Alpenzart mit Joghurt“ das Sortiment. Das Produkt kombiniert frische Alpenbutter mit Joghurt.

Die Herzgut Butter im 125 Gramm-Pack ist eine Deutsche Markenbutter.

„Beste Butter“ unter der Marke „Frau Antje“ von Friesland Campina ist eine mildgesäuerte Butter aus holländischem Rahm. Laut Hersteller besonders streichzart.

DMK

Durch die Markenzusammenführung von Ravensberger und Milram trägt das Butter Fässchen nun zwei Logos. Das Produkt aus reiner Butter gibt es pur und gesalzen.

Das Saisonprodukt Arla Kærgården Pikant gibt es in drei verschiedenen Varianten: Gartenkräuter, italienische Kräuter und Knoblauch.

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