Vor vier Jahren hat Joko Winterscheidt die «JOKOLADE» in den Handel gebracht. Das Besondere: Der Moderator setzt sich damit für transparenten und fair gehandelten Kakao ein. Die Marke wurde aktuell einem Re-Branding unterzogen, ferner ist Süsswarenhersteller Katjes mit einer 50-Prozent-Beteiligung bei JOKOLADE eingestiegen. Das Markant Magazin ONE hat mit dem 46-Jährigen über die neue Markenstrategie gesprochen und welche zentrale Rolle der neue Investor spielt.
Für was steht deine Marke «JOKOLADE»?
Joko Winterscheidt: Mit «JOKOLADE» wollen wir für Genuss sorgen, der wirtschaftlich nicht zu Lasten derer geht, die unsere Zutaten liefern. Unsere Schokolade soll allen Spass machen. Dafür beziehen wir den Grossteil der Zutaten, die es Fairtrade gibt. Zudem kommt unser Kakao aus der Open Chain von Tony‘s, das mit Abstand beste System, um Kinderarbeit und moderne Sklaverei auf den Plantagen zu verhindern. Wir produzieren in verschiedenen Betrieben in Deutschland und Belgien und schauen auch da, dass die Besten gerade gut genug sind.
Wie trägt «JOKOLADE» zu besseren Bedingungen, insbesondere im Kakaoanbau, bei?
Joko Winterscheidt: Die Tony’s Open Chain ist ein deutliches Plus zu Fairtrade. Die Herkunft aller Kakaobohnen kann nachverfolgt werden, wodurch wir dem Ziel sehr nahekommen, keine Kakaobohnen aus illegaler Kinderarbeit und moderner Sklaverei in unserer Schokolade zu verarbeiten. Zusätzlich erhalten die Bauern ein existenzsicherndes Einkommen und wir setzen auf langfristige Zusammenarbeit, um ihnen eine Planungssicherheit zu geben, das Minimum sind für uns fünf Jahre. Mit diesem langfristigen Engagement schaffen wir nicht nur die erwähnte Planbarkeit für die Familien der Bauern, sondern auch signifikant bessere Bedingungen. Es wäre leicht gewesen, einfach eine Schokolade zu machen, aber ich wollte diese Differenzierung, um auf einen krassen Missstand in dieser Industrie hinzuweisen. Wir haben ein Produkt, das die Ausbeutung im Kakaoanbau beendet und gleichzeitig wahnsinnig lecker schmeckt.
Wieso wurde die Marke einem Re-Branding unterzogen? Was hat sich geändert?
Joko Winterscheidt: Wir sind in der Süsswarenindustrie, hier darf weder Spass noch Genuss fehlen. Das möchten wir mit der neuen Verpackung und allem, was wir angehen, noch stärker in den Vordergrund stellen. Es ist ausserdem für die Konsumenten sofort zu erkennen, was in der Schokolade drin ist und dass ich – Joko Winterscheidt – dahinterstehe. Wir sahen vorher schon sehr gut aus, aber jetzt bin ich auch noch drauf. Einfach ausgedrückt: Aus Joko wird Schoko.
Im August 2023 hat Katjes einen Anteil von 50 Prozent an der Schoko Winterscheidt mbH erworben. Wie sieht die neue Markenstrategie aus?
Joko Winterscheidt: «JOKOLADE» ist kein Marketing-Gag, sondern will wirklich etwas verändern. Das geht am besten mit einem starken Partner wie Katjes. Das, was Katjes an Know-how mitbringt, hätten wir so schnell niemals lernen können. Ich wollte unterstreichen, wie ernst es mir ist, dass es kein weiteres Produkt von jemandem ist, der einfach nur sein Gesicht hergibt. Katjes hat das verstanden und gemeinsam haben wir, bevor wir uns aufeinander eingelassen haben, klar abgewogen und besprochen, wie sinnvoll dieses Unterfangen für beide Seiten ist. Sind wir doch mal ehrlich, ohne relevante Umsätze, keine grundlegende Veränderung: Mit unserer Mission können wir nur etwas verändern, wenn möglichst viele Menschen «JOKOLADE» kaufen. Dafür müssen wir den Lebensmitteleinzelhandel noch deutlich stärker durchdringen und brauchen ein starkes Marketing, damit wir die Kunden in noch grösserer Vielzahl erreichen können.
Welche Bedeutung hat das «Approved-Siegel»?
Joko Winterscheidt: Unsere Mission ist jetzt auch deutlich sichtbarer: Das neue Icon «Faire Schokolade – Approved by Joko Winterscheidt» steht unter anderem für unser Engagement gegen Ausbeutung in der Schokoladenindustrie. Ich stehe mit meinem Namen dafür, dass hier kein Schmu betrieben wird.
Welche Rolle spielt für dich das Thema Authentizität?
Joko Winterscheidt: Ohne geht es nicht. Ich habe mir das alles ausgedacht und mit meinem Team umgesetzt, nichts wäre leichter gewesen als einen Partner an Bord zu holen, der meine Investitionen gecovered und mir on top noch eine grosse Summe gezahlt hätte. Diese Gespräche gab es, aber Katjes hat die Mission verstanden und an uns geglaubt und auch gesagt, wir wollen diesen Weg. Wollen wir den gemeinsam gehen? Das hat mich überzeugt. Ich habe alles aus privater Tasche finanziert und meine Mitgründer sogar rausgekauft, um freie Hand zu haben, das war ein grosses Risiko. Aber ich hoffe, dass ich dafür belohnt werde und unsere Mission ein langanhaltender Erfolg wird. Authentischer kann es nicht sein oder werden.
Im Herbst wird das Sortiment um eine «PRALLINE» ergänzt. Was war der Anlass hierfür?
Joko Winterscheidt: Der Pralinen-Markt ist noch sehr traditionell, man könnte fast sagen altmodisch. Mit unserer «PRALLINE» bringen wir ein junges Konzept auf den Markt. Die einzigartige Form macht ihrem Namen volle Ehre: eine so prall gefüllte Praline, dass sie bald aus allen Nähten platzt. Sie wird ein echtes Geschmackserlebnis und wird mehr Spass ins eingestaubte Pralinensegment bringen. Selbstverständlich wollen wir auch hier, dass es den Menschen in der Lieferkette gut geht und dass Pralinen, die wir machen, genauso wild anders sind wie unsere «JOKOLADE». Wir haben sogar, da es von A bis Z ein komplettes Neuprodukt ist, auf Details wie Verpackungsgrösse achten können, ohne einen qualitativen Einschnitt zu haben. Wir haben ein sehr regaleffizientes Design.
Wer sind die Käufer deiner Süsswarenprodukte?
Joko Winterscheidt: Neben allen die Joko heissen, würde ich sagen: Meine Oma Käthe und alle die in diesem Land wohnen oder zu Besuch sind. Wir haben aufgrund meines anspruchsvollen Gaumens, wahrscheinlich das geschmacklich beste Produkt und dank unseren tollen Partnern auch keinen faden Beigeschmack.
Wie gross ist das Sortiment?
Joko Winterscheidt: Unser Sortiment könnte viel grösser sein, wenn wir einfach nur Wachstum wollten, aber wir machen uns vollumfänglich Gedanken zu allen Zutaten und deren Geschmack und Kombination. Das dauert, wenn wir unseren Ansprüchen gerecht werden wollen. Aber wir haben mit den Sorten Brezel, Meersalz und Karamell einen irren Bestseller und mit Peanuts und den Pralinen ab Herbst zwei weitere Produktgruppen. Ich versichere aber auch, dass da noch mehr kommt. Wir haben die Pipeline gut gefüllt und würden uns gerne noch mehr Platz in den Regalen holen.
In wie vielen Märkten ist die Schokolade gelistet?
Joko Winterscheidt: Wir sind bei ROSSMANN und Müller gelistet. Bei GLOBUS durften wir auch bereits eine Displayaktion umsetzen. Ziel ist eine noch breitere Listung im Handel und wirkliche Verfügbarkeit bei den ganz grossen Playern im Markt. Schokolade ist kein Direct-to-Consumer-Produkt, wenn ich in den Laden gehe, kaufe ich meine Lieblingsmarke. Das ist unser Ziel. Die Leute sollen nicht andere Schokolade kaufen müssen, nur weil sie gerade nicht im Regal des Handels steht. Daher ist ein wesentliches Ziel, unsere Distribution noch weiter zu vergrössern.
Welches Projekt hast du als nächstes geplant?
Joko Winterscheidt: Zunächst steht der Launch der «PRALLINE» im Herbst an. Wir beschäftigen uns aber kontinuierlich und ausgiebig mit dem gesamten Schokomarkt. Dabei testen wir immer wieder neue, tolle Innovationen. Auch das wachsende vegane Segment finden wir spannend und würden unser Sortiment dahingehend gerne ausweiten. Katjes und ich werden 2025 weiter daran arbeiten, dass mein Herzensprojekt «JOKOLADE» in der Wahrnehmung da draussen noch besser gesehen wird, denn wir wollen einen langfristigen Erfolg. Der geht nur über Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und sehr gutes Marketing.