Teure Zahlungstrends

Montag, 30. September 2024
Foto: Girocard.eu

Die Kassen im deutschen Einzelhandel entwickeln sich zum Drehkreuz für Zahlungsströme. Neben zahlreichen Zahlungsarten verlangen die Kunden auch
vermehrt Barauszahlungen. Das alles ist mit steigenden Kosten verbunden.

Die Verbraucher in Deutschland haben ihre Gewohnheiten beim Bezahlen im Einzelhandel deutlich verändert. Die EHI-Studie «Zahlungssysteme im Einzelhandel 2024» schlüsselt diese Entwicklung und die zum Teil kostenintensiven Konsequenzen für den Handel auf. Stichworte: Gebühren, Cash-Back-Problematik. Die Auswertung der Zahlungsdaten liefert aber auch vertiefende Einblicke in das Konsumverhalten. So zeigen die deutlich gestiegenen Transaktionszahlen an den Kassen, wie stark die Kundschaft den physischen Einkauf im Geschäft nach der Corona-Pandemie wieder nutzt. Gab es im Jahr 2021 mit 16,6 Milliarden stationären Einkäufen das niedrigste Level, sprangen diese im Jahr 2023 um 17,8 Prozent auf 19,55 Milliarden Einkäufe. Damit einher ging sowohl ein Rückgang der durchschnittlichen Einkaufsbeträge im stationären Handel als auch der Kaufakte im E-Commerce.

Alarmglocken klingeln
Die Kartenumsätze haben im Jahr 2023 rund 300 Milliarden Euro erreicht und machen damit 61,8 Prozent des Gesamtumsatzes im stationären deutschen Einzelhandel aus. «Klarer Favorit des Handels und seiner Kundschaft bleibt die Girocard», konstatiert Horst Rüter, Leiter Forschungsbereich Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung beim EHI Retail Institute. So erzielt das gleichnamige (PIN-basierte) Bezahlverfahren allein 42,4 Prozent (Vj. 41,9 %) des Umsatzes. Hinzu kommt das unterschriftbasierte SEPA-Lastschriftverfahren per Girocard mit einem Anteil von 6,1 Prozent. Insgesamt kommt die Girocard auf einen Umsatz von mehr als 235 Milliarden Euro und wird für 78,5 Prozent aller kartenbasierten Umsätze genutzt. Die stärksten Wachstumsraten weisen seit zwei Jahren die neuen Debit-Produkte von Visa und Mastercard auf. Ihr Anteil hat sich von 2,9 Prozent 2022 auf nunmehr 4,1 Prozent erhöht. Mit 20,1 Milliarden Euro Umsatz ergänzen Visa Debit und Debit Mastercard hierzulande den «klassischen» Kreditkartenumsatz (41,6 Mrd. Euro) spürbar. «Da diese Girokonto-Verbindungskarten bereits rund ein Drittel des Umsatzes mit internationalen Karten in Deutschland ausmachen und das Wachstum der beliebten Girocard ausbremsen, klingeln bei den Finanzmanagern der Handelskonzerne die Alarmglocken», heisst es in der EHI-Studie mit Verweis auf die hohen Gebühren. Die durchschnittliche Autorisierungsgebühr der Girocard lag laut EHI 2023 bei konstant niedrigen 0,168 Prozent des Umsatzes, während Visa Debit auf 0,371 und Debit Mastercard auf 0,439 Prozent kommen. Der wesentliche Nutzen der internationalen Debit-Produkte liegt der Studie zufolge in ihrer Omnichannel-Fähigkeit, bei der die Girocard «trotz aller Kraftanstrengungen nach wie vor einen erheblichen Nachholbedarf» habe.

Gebühren ärgern den Handel
Mit dem Vormarsch der Karten sank der Bargeldanteil 2023 um zwei Prozentpunkte auf 35,5 Prozent. Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor, 2018, waren es noch 48,3 Prozent. Auf den ersten Blick paradox: Während die Kunden beim Bezahlen auf die Karte setzen, lassen sie sich immer mehr Bargeld an den Kassen im Einzelhandel auszahlen. Im Jahr 2023 wurden in 122 Millionen Auszahlungsvorgängen (Vj. 105 Mio.) insgesamt 12,31 Milliarden Euro (Vj. 10,23 Mrd. Euro) an die Kunden ausgegeben. Damit wurden 13,3 Prozent des vereinnahmten Bargelds wieder ausgezahlt. «Zum Leidwesen der Händler», kommentiert Horst Rüter, denn die damit verbundenen Gebühren sind auf über 17 Millionen Euro gestiegen. Eine Ursache für den Cashback-Trend ist der Abbau der Geldautomaten bei den Banken. Dass diese dadurch einerseits jährlich viel Geld einsparen – das EHI spricht von «zig Millionen Euro»– und andererseits am Cashback des Handels verdienen, ist diesem nicht entgangen. Von den Finanzabteilungen der grossen Händler werde jetzt auch erhöhter Gesprächsbedarf mit Banken und Sparkassen signalisiert, erfuhr das EHI bei seinen Umfragen für die Studie.   

 

 

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Vollständig etabliert hat sich das kontaktlose Bezahlen, das nicht zuletzt aufgrund des damit verbundenen und empfundenen Hygienefaktors in den kritischen letzten Jahren viel Zuspruch erfahren hat. Nur noch rund ein Fünftel aller kartenbasierten Zahlungsvorgänge an den Checkouts des deutschen Handels findet mit physischem Kontakt zwischen Karte und Terminal statt, der überwältigende Teil kontaktlos. 7,5 Prozent der kartenbasierten Zahlungsvorgänge sind bereits mobile Transaktionen, bei denen das Handy mit digital hinterlegter Karte (7,4 %) oder hinterlegter Bankverbindung (0,1 %) eingesetzt wird.