Foto: Bio Suisse
Im europäischen Vergleich ist der Schweizer Bio-Markt am weitesten entwickelt, und trotz Inflation steigt dort die Nachfrage weiter. Der Verband Bio Suisse beleuchtet die Eigenarten, Treiber und Trends in diesem Markt.
In der Schweiz stieg der Umsatz mit Bio-Produkten im Jahr 2023 trotz Inflation um 6,9 Prozent auf 4,075 Milliarden Schweizer Franken. Das zeigt der soeben veröffentlichte Marktreport des Verbandes «Bio Suisse». Mit Ausgaben von 454 Schweizer Franken pro Kopf belegt die Schweiz im internationalen Vergleich den ersten Platz beim Konsum von Bio-Produkten. Zum Vergleich: Die Bürger der Europäischen Union kauften 2022 im Schnitt für 102 Euro pro Kopf Bio-Waren ein, wie der deutsche Bio-Verband BÖLW ermittelt hat. Spitzenreiter nach der Schweiz sind Dänemark mit 365 Euro pro Kopf, Österreich (274 Euro) und Luxemburg (259 Euro). Deutschland liegt bei 184 Euro.
LEH treibt Bio
Bio erreichte 2023 im Schweizer Detailhandel einen Marktanteil von 11,6 Prozent. Vier Prozent des Wachstums entfielen auf die allgemeine Preissteigerung, 2,9 Prozent auf die höhere Nachfrage. Laut dem Verband Bio Suisse ist der Bio-Warenkorb in keinem anderen Land Europas so gross wie in der Schweiz. Diese grosse Auswahl trägt dazu bei, den Konsum zu stimulieren. Dass sich das Wachstum des Bio-Markts der Inflation widersetzte, führt der Verband aber auch auf die «insgesamt gute Stimmung» der Schweizer Bio-Konsumenten zurück. Mit einem Volumen von etwas mehr als vier Milliarden Schweizer Franken erreicht der Schweizer Bio-Markt beinahe wieder das Rekordniveau von 2020 während der Corona-Pandemie. Anders als damals wird die Entwicklung jetzt nicht von den Bio-Fachhändlern (-6,9 %) und Direktvermarktern (-11,3 %) angetrieben, sondern von Coop (+8,7 %), Migros (+6,1 %), Warenhäusern und dem Fachhandel (je +10,7 %).
Mehr Bio-Wein
Per 31. Dezember 2023 waren 7362 (+21) Landwirtschaftsbetriebe Knospe-zertifiziert. Die Knospe ist das Siegel von Bio Suisse für den Verkauf in der Schweiz. Die Bio-Betriebe bewirtschafteten eine Fläche von 190 280 Hektar. Besonders stark wächst Bio im Weinbau. Mit einem Anteil von 19,9 Prozent lag er erstmals über jenem der übrigen Landwirtschaft. Die meisten Neu-Umstellungen auf Bio stammen aus den Kantonen Bern (+22 Bio-Höfe), Luzern (+13) und Zürich (+12). Bern bleibt mit total 1370 Betrieben der Kanton mit den meisten Bio-Höfen, und der Kanton Graubünden hat mit 63,7 Prozent den grössten Anteil Bio-Betriebe. Aufgrund der Umstellung des Bio-Brotsegments im Detailhandel auf Schweizer-Knospe-Getreide ist Getreide immer noch sehr gesucht. Dieses Beispiel zeigt, welche starken Impulse einzelne Massnahmen im Bio-Engagement von Coop, Migros und anderen Händlern dem Markt verleihen. «Angetrieben vom Detailhandel steigt die Nachfrage nach Schweizer Bio-Produkten», bestätigt der Verband. «Vor allem Bio-Ackerbauprodukte sind derzeit sehr gesucht.» Um das zu fördern, wurde im vergangenen Jahr eine Ackerbau-Offensive lanciert, die gut angelaufen ist.
Stabile Partnerschaften
Bio Suisse unterstreicht die Bedeutung der Partnerschaften mit dem Detailhandel für die Entwicklung von Bio in der Schweiz. Gemeinsam sei es gelungen, Bio aus der Nische zu führen. «Angesichts der anhaltenden Preisdiskussionen müssen wir uns klar positionieren und aufzeigen, warum Bio seinen Preis wert ist», so Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli. Zwar erhalten die landwirtschaftlichen Bio-Betriebe für ihre Leistungen Direktzahlungen des Bundes. Aber eine eigentliche politische Förderung des Biolandbaus kennt die Schweiz erst vereinzelt, was die Robustheit dieses Marktes unterstreicht. Nach Ansicht von Bio Suisse könnte die Politik allerdings stärker gezielt unterstützen, um «den Wert von Bio zugunsten von Natur und Umwelt» anzuerkennen und zur Lösung verschiedenster Probleme beizutragen.