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Beim Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik laufen verschiedene Blockchain-Projekte. Zum Beispiel wird unter dem Titel «Blockchain for Education» die Fragestellung bearbeitet, wie Fälschungssicherheit, sicherer Zugang und sichere Verwaltung von digitalen Zeugnissen und Zertifikaten gewährleistet werden können. Dazu wird eine Plattform auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelt, die einerseits eine flexible Darstellung von Zertifikaten für Benutzer bietet und andererseits die Aussteller von Zertifikaten bei der Verwaltung und Archivierung unterstützt. Das Institut arbeitet auch mit Grossbanken zusammen, um die Potenziale der Blockchain bei (grenzüberschreitenden) Handelsgeschäften auszuloten – etwa um Akkreditive mit der Technologie schneller und für alle Beteiligten simultan abzuwickeln. Verschiedene Banken bereiten inzwischen im Verbund innovative Plattformen für die Handelsfinanzierung vor. Im Sommer dieses Jahres starteten erste Praxistests.
Effektivere Prozessgestaltung
Die Beispiele stehen für einen zentralen Vorteil, den die Blockchain bietet: Sie ermöglicht eine manipulationssichere Archivierung von Daten sowie eine korrekte, dauerhafte Zuordnung zu den Urhebern beziehungsweise Besitzern der Daten. Damit könnte sie konventionelle Archiv-Speicher ersetzen, die bisher für eine gesetzeskonforme und revisionssichere Ablage von Daten genutzt werden.
Neben sicheren Identitäten ermöglicht die Blockchain auch verlässliche Transaktionen zwischen einzelnen Geschäftspartnern, und zwar ohne zwischengeschaltete Makler oder Intermediäre. Für Blockchain-Visionäre wie Ethereum-Mitgründer Joseph Lubin werden dadurch langfristig Geschäftsmodelle obsolet, die auf der Vermittlung individueller Transaktionen basieren – etwa von Uber oder von Airbnb. Denn die Blockchain schafft für Anbieter die Voraussetzung, ihre Kunden direkt zu erreichen und ihre Leistungen über eine neue, dezentrale Infrastruktur abzurechnen.
Sicherheit und Transparenz
Dies können Fahrdienste sein, aber auch Musikkünstler, die einzelne Titel über das Web direkt an ihre Fans vertreiben. Oder Unternehmen, die Kapitalanteile am Markt anbieten wollen. Bezahlt wird bei solchen Transaktionen mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder mit Token, also mit digitalen Anteilsscheinen, wie sie Ethereum für seine Blockchain-Plattform entwickelt hat.
Die meisten aktuellen Projekte beziehen sich aber auf die digitale Optimierung von B2B-Prozessen. «Weltweit verfolgen viele Handelsunternehmen momentan solche Ansätze», sagt Regina Haas-Hamannt, Blockchain-Expertin und Innovationsleiterin bei GS1 Germany. Die Organisation des Palettentauschs ist hierfür ein Beispiel (s. Teil 2 der Serie). Andere Projekte beziehen sich auf Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit. In den USA arbeitet IBM an einer Blockchain-Plattform, auf der Handelsunternehmen wie Walmart und Kroger sowie Produzenten wie Nestlé und Unilever die Lieferkette lückenlos dokumentieren wollen. Jede Charge erhält dazu digitale Informationen mit verschlüsselten Angaben zu Hersteller, Produktions- und Verarbeitungsdetails, Kühlkette und Ablaufdaten. Im Blockchain-Netzwerk soll dann für alle am System beteiligten Unternehmen jede Transaktion, jede Veränderung in Echtzeit nachvollziehbar sein. Bei Qualitätsproblemen könnte somit umgehend und chargengenau reagiert werden.