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Der Handel baut das Self-Scanning aus. Die Frage ist, welche Systeme sich beim Kunden durchsetzen. Eine EHI-Studie sieht App-basierte Lösungen im Vorteil.
Nach langer Zurückhaltung weitet der deutsche Handel seit einigen Jahren sein Angebot an Self-Scanning-Systemen aus. «Es ist derzeit ein viel gehyptes Thema», bestätigt das EHI Retail Institute, das dazu umfangreiche Studien erstellt hat. Setzt man die im Lebensmittelhandel im Einsatz befindlichen rund 3700 SCO-Kassen (SCO: Self-Checkout) in Relation zu den etwa 235 000 herkömmlichen Kassen, so wird schnell deutlich, dass SB-Kassen trotz Wachstum noch immer eine geringe Marktbedeutung in Deutschland haben. Aber sie besitzen laut EHI ein grosses Marktpotenzial, da viele Lebensmittelhändler bei Umbauten oder Neueröffnungen mit Installationen planen.
Offene Fragen
Noch immer offen ist die Frage, ob Self-Scanning auf längere Sicht etablierte stationäre Self-Checkout-Kassen ersetzen oder diese lediglich ergänzen werden. In einer aktuellen Studie im Rahmen der schon länger bestehenden «Self-Checkout Initiative» ist das EHI deshalb der Frage nachgegangen, in welchem Umfang die Angebote mobiler Self-Scanning-Systeme – also Handscanner, Einkaufswagen-Scanner und spezielle Apps – von der Kundschaft genutzt werden. Ein Ergebnis der Umfrage: Obwohl es noch die grosse Ausnahme bildet, verspricht das mobile Self-Scanning per App die grösste Dynamik zu entfalten, nicht zuletzt aus Kostengründen.
App noch ganz am Anfang
«Im Herbst 2022 gibt es in Deutschland nach unseren Erkenntnissen noch keine 20 Handelsunternehmen, die Ihrer Kundschaft das Self-Scanning per eigenem Smartphone im grösseren Stil anbieten», erklärt EHI-Self-Checkout-Experte und Autor der Studie Frank Horst. Im Durchschnitt aller befragten Unternehmen, die dieses Verfahren in ihren Filialen anbieten, nutzen nur 0,67 Prozent der Kunden das Self-Scanning-Angebot per eigenem Smartphone. Das ist also einer von 150 Kunden. Lediglich drei Händler erreichen in ihren Filialen durchschnittliche Nutzungsraten von mehr als einem Prozent. Die Bandbreite der Unternehmensdurchschnitte von 0,15 bis 1,92 Prozent zeigt, dass die Mehrheit der Händler Nutzungsraten in ihren Filialen von unter 0,5 Prozent erzielen. Eine höhere Kundenakzeptanz von über 2,5 Prozent findet sich nur in einzelnen Filialen von drei Handelsunternehmen. Betrachtet man hingegen die jeweils niedrigste Kundenakzeptanz, so sieht man, dass es derzeit in allen Unternehmen Geschäfte gibt, in denen das Scanning per App kaum genutzt wird, manchmal fast ausschliesslich von den eigenen Mitarbeitenden.
Doppelt so grosse Bons
Allerdings zeigt die nähere Betrachtung der per App abgewickelten Einkäufe interessante Details. So liegen die Umsatzanteile per App-Checkout signifikant höher als die an herkömmlichen Kassen, da sind sich alle befragten Händler einig. Die Bandbreite reicht hier vom etwa 1,1-fachen bis zum 1,9-fachen der sonst üblichen Einkaufsbeträge. Einer deutlich höheren Akzeptanz erfreut sich das Self-Scanning auch in Verbindung mit einem Personal-Shopping-Assistant (PSA). Diese digitalen Helfer befinden sich entweder am Einkaufswagen oder stehen – wie bei Globus und Kaufland – am Ladeneingang als Handscanner zur Verfügung. Beide Systeme erreichen mit gut sieben Prozent ähnlich hohe Nutzerraten bei der Kundschaft. Ein deutlicher Vorteil des Self-Scannings ergibt sich besonders bei grösseren Warenkörben: Da das Ein- und Auspacken am Kassenband entfällt, sparen die Kunden Zeit. Das erklärt, warum die durchschnittlichen Einkaufsbeträge bei Self-Scanning erheblich höher ausfallen. Im Mittel ist der Durchschnittsbon etwa doppelt so hoch als an den herkömmlichen Kassen.
Drogeriemärkte als Impulsgeber
Einkaufsmöglichkeiten per App haben unter anderem bereits die Markant Partner Globus, ROSSMANN, Kaufland und Pflanzen-Kölle eingeführt. Die gute Kundenakzeptanz von Self-Checkout- und Self-Scanning-Systemen wird nach Ansicht der Fachleute vom EHI dazu führen, dass weitere Unternehmen ihren Kunden diesen Service anbieten werden. Daher wird auch das Marktangebot an stationären SB-Kassen stetig wachsen. Eine noch grössere Dynamik sei jedoch beim mobilen Self-Scanning per App zu erwarten, nicht zuletzt aufgrund geringerer Investitionskosten für den Handel. Dabei erwartet das EHI einen «entscheidenden Impuls» durch Drogerie- und Discountunternehmen – neben einer kontinuierlichen Zunahme im LEH.