Nach einem Boom im Corona-Jahr 2020 gingen die Umsätze mit Grillgeräten in den Folgejahren deutlich zurück. Auf eine erste Stabilisierung 2024 könnte jetzt wieder leichtes Wachstum folgen, prognostiziert das IFH Köln.
Ob mit Kohle, Gas oder Elektro: Grillen erfreut sich in Deutschland grosser Beliebtheit. Von den ersten sonnigen Tagen des Jahres bis in den Herbst hinein versammeln sich Familien und Freunde draussen um den Grill. Dennoch hatte es die Branche – Hersteller und Handel gleichermassen – in den vergangenen Jahren nicht leicht. Nach dem hohen zweistelligen Umsatzanstieg um 16,5 Prozent im ersten Coronajahr 2020 flachte der Boom in den letzten Jahren ab. Das Jahr 2024 brachte dann die Umsätze mit Grillgeräten, Zubehör und Brennmaterial langsam wieder in Richtung Stabilisierung. Im neuen «Branchenbericht Grillen 2024» bilanzieren die Experten von IFH Köln und Industrieverband Garten (IVG) e. V. einen leichten Marktzuwachs auf 1,3 Milliarden Euro. Die nominalen plus 0,4 Prozent dürften sich aufgrund einer Seitwärtsbewegung der Preise real in einem ähnlichen Bereich bewegen. Mit diesem Gesamtmarktvolumen ist der Grillmarkt eine interessante Grösse für den stationären Handel, der auch der beliebteste Vertriebskanal bleibt.
Zubehör als Anker
In den Jahren 2021 bis 2024 war der Markt vor allem geprägt durch einen gesättigten Bedarf bei Grillgeräten und -zubehör. Aber auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten zeigten Wirkung und führten zu einer Konsumzurückhaltung. Zwar fingen sich die Umsätze 2024 wieder, aber die grossen Umsatzsprünge durch Neuanschaffungen bei Grillgeräten blieben nach Beobachtung des IFH weiterhin aus. Dass sich die Nachfrage und der Markt dennoch stabilisierten, führen die Autoren der Studie vor allem auf wiederkehrende Käufe bei Grillbrennstoffen und Zubehör zurück. Sie betonen auch diesen Aspekt: «Verglichen mit anderen Gartenhartwarengruppen schneidet der Grillmarkt mit einer jährlichen Wachstumsrate von 1,6 Prozent seit 2019 deutlich positiver ab.»
Best-Performer im Markt
Die Lage am Grillmarkt, die auch immer vom Wetter abhängig ist, liefert weiterhin keinen Anlass für übertriebenen Optimismus. Das gilt aber für den gesamten Gartenhartwarenmarkt, in dem sich Grills und Zubehör immerhin als «Best-Performer» hervorheben, wie die Autoren der Studie betonen. Eine Konstante im Markt ist nicht zuletzt der stationäre Handel, dieser ist unverändert der entscheidende Faktor bei der Vermarktung der Ware. Vor allem Baumärkte und Fachgeschäfte profitieren laut Studie von der langjährig aufgebauten und anhaltenden Kundenbindung bei Grillgeräten und Brennstoffen. «Auch wenn das Umsatzwachstum limitiert bleibt, bietet der Markt langfristig Potenziale – besonders bei Innovationen im Zubehör- und Brennstoffsegment», erklärt Dominik Kudet, Projektmanager am IFH.
Während viele Branchen noch mit den Folgen des E-Commerce-Booms kämpfen, bleibt der stationäre Handel im Grillmarkt führend. Ein entscheidender Grund: Der Kauf von Grillgeräten bleibt eine haptische und beratungsintensive Erfahrung, die so nur auf der Fläche und nicht im Internet möglich ist. Darüber hinaus sorgt der Bedarf an Brennstoffen, etwa durch den regelmässigen Nachkauf von Grillkohle und Grillbriketts sowie durch den Austausch von Gasflaschen, für eine stabile Kundenfrequenz in Baumärkten, Fachgeschäften und im Lebensmittelhandel.
Nachhaltigkeit wird Trend
Laut den Prognosen von IFH und IVG könnte der Marktanteil von Bau- und Heimwerkermärkten bis zum Jahr 2028 sogar weiter leicht steigen. Insbesondere die Verknüpfung von Online- und Offline-Angeboten – beispielsweise durch Click & Collect oder Online-Shops der stationären Händler – biete Wachstumspotenziale, heisst es in der Studie. Diese identifiziert auch bestimmte Trends für die laufende Saison: Die Beliebtheit von Gasgrills bleibt hoch, während Holzkohlegrills Marktanteile verlieren. Elektrogrills bleiben stabil und sprechen vor allem urbane Zielgruppen an. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Grillzubehör und innovative Features. Ein weiterer Zukunftstrend ist das wachsende Angebot an nachhaltigen Grillgeräten und Brennstoffen, das auch beim Verbraucher auf Nachfrage stösst. Insgesamt erwarten IFH und IVG für die kommenden Jahre «eine stabile Marktentwicklung mit moderatem Wachstum».