Die meisten Händler in der DACH-Region sehen laut Umfrage Wasserstoff als Lkw-Antrieb der Zukunft – noch vor E-Antrieben. Der Umstellung stehen aber viele Hürden im Weg.
Nach dem Willen der EU sollen neu zugelassene Nutzfahrzeuge bis zum Jahr 2040 mindestens 90 Prozent weniger CO2 ausstossen als im Jahr 2019. Das erfordert die Umstellung der Antriebe von Diesel auf CO2-neutrale Alternativen. Noch aber ist der Diesel-Lkw die erste Wahl. Im Jahr 2022 hatte er laut Branchenverband ACEA einen Anteil von 96,6 Prozent an den Neuzulassungen in der EU. Die Zulassungen von elektrisch aufladbaren schweren Lkw nehmen aber Fahrt auf, wenn auch auf niedrigem Niveau. Volvo Trucks berichtet von einem Anstieg im Jahr 2022 um 32,8 Prozent auf 1656 Einheiten, die Hälfte davon wurde in Deutschland zugelassen. Damit stieg der Marktanteil der E-Lkw von 0,5 Prozent im Jahr 2021 auf 0,6 Prozent im Jahr 2022.
Grosse Herausforderungen
Bei der Umstellung von Diesel auf alternative Antriebe spielt der Einzelhandel in der DACH-Region gemeinsam mit seinen Lieferanten und Logistikpartnern aktiv mit. Das zeigt die Studie «Antriebsarten der Zukunft in der Logistik» des EHI Retail Institute. 52 Prozent der befragten Fuhrparkmanager sagen, dass sie ihre Lkw-Flotten in Zukunft auf alternative Antriebsarten umstellen werden, bei 31 Prozent hat die Umstellung bereits begonnen. 13 Prozent wollen die Umstellung bereits innerhalb der nächsten drei Jahre vornehmen. Jeweils 22 Prozent geben an, dass sie diese innerhalb der nächsten vier bis sechs Jahre beziehungsweise sieben bis zehn Jahre umsetzen wollen. «Bei der Suche nach umweltschonenden Transportmöglichkeiten wird es die grösste Herausforderung sein, innovative Lösungen zu finden, die sowohl wirtschaftliche Effizienz als auch ökologische Verantwortung miteinander vereinen», sagen die Studienautoren Andreas Kruse und Niklas Stanislawski.
Viele Antriebe mit Potenzial
Fast die Hälfte (49 %) der Unternehmen sieht in der mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle «sehr viel Potenzial». Als saubere Energiequelle ermöglicht sie auch lange Reichweiten. An zweiter Stelle rangiert mit 40 Prozent die Elektro-Technologie. Fast ebenso viele Fuhrparkmanager (39 %) bescheinigen den E-Fuels und CNG als Biogas «ausreichend Potenzial». Etwas abweichend zur allgemeinen Einschätzung der Antriebsarten beurteilen die Händler die Eignung der jeweiligen Antriebsarten für das eigene Unternehmen. 42 Prozent bewerten die Elektro- und 39 Prozent die Wasserstofftechnologie als «sehr geeignet» für das eigene Unternehmen. Aber auch E-Fuels werden mit 26 Prozent als „sehr geeignet“ beziehungsweise als «geeignet» (37 %) eingeschätzt.
Zu wenig Reichweite, zu teuer
Die Fuhrparkverantwortlichen sind sich einig darin, dass es bis zur kompletten Umstellung des Fuhrparks auf CO2-neutrale Fahrzeuge ein steiniger Weg ist. Vor allem die mangelnde Reichweite (53 %), die Investitionskosten (47 %) und die schlechte Lade-Infrastruktur (44 %) werden als Hürden genannt, aber auch fehlende Verfügbarkeit und mangelnde politische Unterstützung.
Ohne Förderung nicht wirtschaftlich
Der letzte Kritikpunkt hat nach Abschluss der Umfrage an Brisanz gewonnen. Denn die Bundesregierung plant, das Förderprogramm «KsNI» für E-Lkw von mehreren hundert Millionen Euro auf wenige Millionen in den nächsten Jahren herunterzufahren. Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert die Pläne, weil die Anschaffungskosten eines elektrisch betriebenen Lkw ein Vielfaches eines konventionellen Lkw ausmachen. Michael Reink, HDE-Bereichsleiter für Verkehrspolitik: «Eine Kürzung der Fördermittel wäre hier gleichbedeutend mit einem Stopp der Transformation der Handelslogistik. Elektro-Lkw können ohne Förderung nicht wirtschaftlich betrieben werden.»