In Deutschland, Österreich und der Schweiz entwickelt sich die Kaufkraft der Bürger in diesem Jahr sehr unterschiedlich. Welche Potenziale sich jeweils vor Ort für den Handel ergeben, zeigen die regionalen Daten der GfK.
Die Kaufkraftanalysen der GfK zeigen, dass die Schweiz und Deutschland in diesem Jahr mit 3,2 und 2,8 Prozent moderate Zugewinne im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Dagegen fällt die Steigerung in Österreich mit 6,7 Prozent mehr als doppelt so hoch aus. «Damit bauen die Österreicher ihren Kaufkraftvorsprung gegenüber Deutschland weiter aus und dürften nach aktuellem Stand auch trotz Inflation mehr Geld als im Vorjahr für Ausgaben zur Verfügung haben», kommentiert Markus Frank von der GfK diese Entwicklung. Spitzenreiter bei der Kaufkraft pro Kopf bleibt die Schweiz. Hier hat jeder Bürger im Jahr 2024 im Schnitt 52 566 Euro zur Verfügung. Die Österreicher können pro Kopf 29 266 Euro und die Deutschen 27 848 Euro ausgeben.
Neue Bundesländer holen auf
Nicht nur zwischen den Ländern, auch innerhalb der Länder gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Bei den deutschen Bundesländern belegt Bayern den ersten Platz mit 30 130 Euro pro Kopf, liegt damit mehr als acht Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Mit Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen weisen lediglich vier der 16 Bundesländer eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf. Gleichzeitig setzt sich der Trend fort, dass die neuen Bundesländer die grössten Zuwächse verzeichnen, womit sich die Kaufkraftschere langsam schliesst. Dass die einwohnerstarken Städte für Einzelhändler unverzichtbare Zielmärkte darstellen, zeigt die verfügbare Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer. Diese ist in den Metropolen München und Berlin am höchsten, gefolgt von Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Nürnberg. Die Kaufkraftdichte ist für Unternehmen ein wichtiger Indikator, in welchen Gebieten sie mit gezielter Kundenansprache auf kleinstem Raum viel Kaufkraft mobilisieren können.
Reiches und armes Wien
In Österreich ist die Verteilung auf Ebene der Bundesländer recht homogen. Grössere Unterschiede gibt es bei den Bezirken, wie sich am Beispiel der Hauptstadt gut erkennen lässt. Vier der zehn landesweit stärksten Bezirke – aber auch die neun kaufkraftschwächsten Bezirke sind in Wien zu finden. Wiens 1. Bezirk (Innere Stadt) führt das Ranking mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 42 495 Euro an und liegt somit mehr als 45 Prozent über dem österreichischen Durchschnitt. Schlusslicht ist der 20. Bezirk (Brigittenau), wo den Menschen mit 23 371 Euro rund 20 Prozent weniger als dem durchschnittlichen Österreicher zur Verfügung stehen.
Extreme Spitzen in der Schweiz
Besonders spannende Einblicke bietet ein Blick auf die regionale Verteilung in der Schweiz. Bei den Kantonen führen wie in den Vorjahren Zug, Schwyz und Nidwalden das Ranking an. Mit 86 431 Euro pro Kopf liegt der Kanton Zug deutlich auf dem ersten Platz. Hier stehen den Menschen 64 Prozent mehr als dem durchschnittlichen Schweizer zur Verfügung. Auf der feinräumigeren Bezirksebene werden die grossen regionalen Unterschiede noch deutlicher. Am unteren Ende des Rankings befindet sich die Region Bernina. Hier haben die Einwohner 38 590 Euro pro Kopf, liegen damit fast 27 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. Spitzenreiter bei den Schweizer Bezirken ist Höfe mit 131 932 Euro pro Kopf – 151 Prozent mehr als im Landesdurchschnitt.
Für den FMCG-Einzelhandel bieten diese extremen regionalen Kaufkraftspitzen aber nur wenig zusätzliches Potenzial. Denn mit wachsendem Nettoeinkommen tragen die Verbraucher nur noch einen begrenzten Anteil davon in den Einzelhandel. Die GfK spricht dabei von der «Einzelhandelskaufkraft», die in Relation zur allgemeinen Kaufkraft deutlich niedriger liegt.