Tiernahrung: Gesund und nachhaltig

Mittwoch, 07. Oktober 2015
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Haustiere gelten heute in vielen Haushalten als Familienmitglieder, denen nicht irgendwas in den Napf kommt. Jetzt ist auch das Thema Nachhaltigkeit in der Tiernahrung angekommen.

Während die Geburtenraten nach wie vor niedrig sind, schaffen sich immer mehr Haushalte ein Haustier an. Die Heimtierpopulation ist auf unverändert hohem Niveau. Ein Blick auf die Zahlen des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH). und des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschland (ZZF) zeigt: Mit 11,8 Millionen Katzen in 20 Prozent der Haushalte ist der Stubentiger 2014 Deutschlands Heimtier Nummer eins. An zweiter Stelle stehen 6,8 Millionen Hunde in 14 Prozent der Haushalte. Platz drei belegen die 5,9 Millionen Kleintiere in sechs Prozent der Haushalte, gefolgt von den Ziervögeln und -fischen. In gleichem Maße positiv hat sich der Markt für Fertignahrung entwickelt. So übertraf der Umsatz in dieser Kategorie im Fach- und Lebensmitteleinzelhandel das Ergebnis aus 2013 mit 3.067 Millionen Euro um 3,1 Prozent. „Der wichtigste Absatzweg ist dabei mit 66 Prozent nach wie vor der LEH – und wird es aller Voraussicht nach auch bleiben“, sagt Jochen Horstmann, Head of Category Management bei Mars Petcare.

Tiefe Mensch-Tier-Verbindung

Wie kann der LEH seine Vorreiterrolle weiter ausbauen? „Die Antwort ist einfach: Er muss darauf achten, was bei den Heimtierhaltern Impulse auslöst. Dazu gehört zum Beispiel eine emotionale Gestaltung des Warenumfeldes“, sagt Dieter Meyer, Marketingleiter bei Vitakraft. Die Wohlfühlatmosphäre ist wichtig, denn der Kauf von Tierbedarf ist Herzens-, nicht Kopfsache. Das Verhältnis zwischen Menschen und ihren Haustieren hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Heute sind die Zwei- und Vierbeiner sehr viel mehr als nur ein Zeitvertreib, sondern Familienmitglied oder Kinderersatz. „Wir stellen im Rahmen unserer Konsumenten- und Shopperstudien immer wieder fest, dass viele Menschen ihre Tiere als vollwertige Familienmitglieder ansehen. Oft sparen sie eher an den Ausgaben für sich selbst, als an denen für ihre Vierbeiner“, sagt Alain Virieux, Director Grocery Channel Germany & Central Region bei Nestlé Purina Petcare Deutschland. Entsprechend werden die Kaufentscheidungen auf einer sehr persönlichen Ebene getroffen, wie Nikolai Piefel, Marketingleiter bei Dr. Clauder weiß. Deshalb wird der Liebling auch nicht einfach nur gefüttert, sondern gesund und nachhaltig ernährt. Denn die Halter kennen sich mit der Bedeutung einer ausgewogenen Kost für die Gesundheit ihres Schützlings genau aus.

Free-from und Reich-an

„Heimtierfutter – egal ob Hauptmahlzeit oder Snacks – erfüllt schon lange nicht mehr nur die Aufgabe der Kalorienabdeckung“, weiß Dieter Meyer. Stattdessen steht die optimale ernährungsphysiologische Versorgung im Vordergrund. Vitakraft beobachtet in diesem Zuge zwei grundsätzliche Trends: einmal die Reduktion von Stoffen, die als „ungesund“ gelten, sowie gleichzeitig ein Mehr an Inhaltsstoffen, denen man eine gesundheitsfördernde Wirkung zuschreibt. Zum ersten zählen beispielsweise Fette und Zucker, zum zweiten Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Nestlé Purina Petcare sieht ein großes Potenzial bei Produkten, die individuell an die Lebensphasen oder -situationen der Haustiere angepasst sind. Darüber kann der Halter aktives Gewichtsmanagement betreiben, weil der Energiebedarf eines Tieres von vielen Faktoren variiert: dem Alter, denn Welpen benötigen beinahe das Dreifache an Kalorien wie ausgewachsene Hunde. Der Größe, denn große Rassen benötigen aufgrund ihres Verhältnisses von Körpervolumen zu Körperoberfläche weniger Kalorien als kleine. Der Rasse, denn Labradore und Golden Retriever brauchen weniger Kalorien als beispielsweise eine Deutsche Dogge. Zuletzt hängt der Energiebedarf davon ab, ob das Tier kastriert ist oder nicht oder ob es sich – wie bei Katzen – überwiegend im Haus oder draußen aufhält. Mars Petcare ist überzeugt, dass sich die positive Entwicklung von Snacks mit funktionalem Zusatznutzen und Feuchtnahrung in Kleinportionen fortsetzen wird. Nach Ansicht des Unternehmens profitieren die kleinen Belohnungshappen nämlich von dem Wunsch, dem tierischen Begleiter zwischendurch etwas Gutes zu tun, während die Einzelportionsgrößen dem Füttern in mehreren Mahlzeiten pro Tag entgegenkommen.

Facettenreiche Nachhaltigkeit

Neben den ernährungsphysiologischen Aspekten ist auch Nachhaltigkeit für viele Verbraucher ein Kaufargument. Die hat heute viele Gesichter und fängt bei den Rohstoffen an. Nestlé Purina Petcare und Mars Petcare verwenden zunehmend Fisch aus nachhaltigem Fang. Mit der Produktlinie Fischer’s Delikatessen hat Nestlé Purina Petcare im vergangenen Jahr das erste vollständige Sortiment mit MSC-Siegel eingeführt. Bei Mars tragen inzwischen fast alle Fisch-Varietäten aus dem Sheba-Sortiment sowie erste Produkte der Marke Whiskas das blaue MSC-Logo - wovon auch der LEH profitiert. „Händler können mit der Listung der MSC-zertifizierten Produkte der ungebrochenen Nachfrage nach vertrauenswürdig zertifizierten Produkten Rechnung tragen“, sagt Jochen Horstmann. Vitakraft versteht Nachhaltigkeit als einen laufenden Prozess der strategischen und operativen Unternehmenspolitik. So analysieren Arbeitsgruppen aus allen Geschäftsbereichen potenzielle Themenfelder und geben entsprechende Empfehlungen ab. Diese Themenfelder reichen von der Qualität des Arbeitsplatzes bis zu rezeptur- und verpackungsrelevanten Kriterien der Nachhaltigkeit. Dr. Clauder verzichtet laut eigenen Angaben seit jeher auf übermäßige Verpackungen und möchte in Zukunft seine Kunden dazu bringen, Primärverpackungen mehr als einmal zu benutzen.

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Interview

Interview mit Detlev Nolte, Pressesprecher des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH)

Wie hat sich der Markt für Tiernahrung im ersten Halbjahr 2015 entwickelt und welche Prognose geben Sie für den Rest des Jahres?
Konkrete Prognosen sind immer schwierig. Aber man kann an den Zahlen der vergangenen Jahre ablesen, dass sich der Heimtiermarkt auf einem stabilen Niveau bewegt. Generell wird er von den soziodemografischen Rahmenbedingungen der Halter beeinflusst wie etwa der Anteil der Haushalte. Gehen wir hier von gleichbleibenden Bedingungen aus, dürfte sich das Wachstum langfristig fortsetzen. Kurzfristig hat nur der Snackmarkt Einfluss. Wir stellen fest, dass die Besitzer ihre Tiere öfters belohnen wollen und führen dies auf die engere Mensch-Tier-Beziehung zurück. Wenn man jemanden gern hat, möchte man ihm etwas Gutes tun. Belohnen hat viel mit Schenken zu tun.

Welche Nachhaltigkeitsstrategien bzw. gesundheitlichen Mehrwert beobachten Sie?
Der Heimtiermarkt ist ein Folgemarkt des Humanbereiches. Das bedeutet, dass die Lebensmitteltrends zeitversetzt in der Tiernahrung ankommen. Aktuelles Beispiel sind MSC-zertifizierte Fischerzeugnisse. Zudem bemerken wir schon jetzt Hinweise auf vegetarische und vegane Artikel. Auch Barfen, eine Methode zur Ernährung fleischfressender Haustiere, gehört dazu: Der Tierhalter macht sich Gedanken, was er seinem Tier füttert und möchte wissen, was in den Produkten enthalten ist. Auch dies ist wieder ein Ausdruck der engeren Mensch-Tier-Beziehung. Wir glauben, dass dieser Trend anhalten wird, aber sicher werden nicht alle Tierhalter darauf umschwenken.

Beeinflusst Nachhaltigkeit wirklich die Kaufentscheidung oder ist es ein netter Mehrwert?
Nachhaltigkeit befriedigt bestimmte Verbraucherbedürfnisse. Einige Kunden sehen darin einen Mehrwert. Wie es weitergeht, hängt davon ab, wie es im Humanbereich weitergeht. Wirtschaftlich gesehen muss man sich fragen, wo die Differenzierungswerte zu den Produkten der Mitbewerber liegen. Nachhaltigkeit kann auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal sein. Ob es alleine eine Kaufentscheidung auslöst, bezweifeln wir.

Sind die Verbraucher bereit, dafür mehr Geld auszugeben?
Die Antwort hängt vom Kunden und seinem Wertsystem zusammen. Tierhalter kaufen das, was ihnen selbst wichtig ist. Wer im Biomarkt einkauft, möchte für sein Tier auch Bio. Und genau diese Kunden sind bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Andere aber nicht.

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