Mit Laib und Seele: Bergkäse

Montag, 26. April 2021
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Käsespezialitäten aus der Alpenregion geniessen einen guten Ruf. Die Verbraucher verbinden damit hochwertige und natürliche Produkte aus einer idyllischen Bergwelt. Allerdings gibt es nicht «den» Bergkäse.

Ob in der Käse-Bedientheke, als Prepack- oder SB-Ware: Mit Spezialitäten kann der Händler Akzente setzen und sich von Mitbewerbern abheben. So sind auch Käse aus der Alpenregion ein Muss in jedem Markt. Dazu zählt beispielsweise Bergkäse – ein Hartkäse, der unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz produziert wird. Wichtig zu wissen: Für die Herstellung von Bergkäse gelten in der DACH-Region teilweise unterschiedliche Kriterien:

Deutschland
In Deutschland produzierter Käse muss grundsätzlich den Anforderungen der Käseverordnung entsprechen. Demnach handelt es sich bei Bergkäse wie auch bei Emmentaler um Standardsorten, die zur Gruppe der Hartkäse gehören und jeweils typische Eigenschaften haben. Für Bergkäse gilt:Er hat mindestens Vollfettstufe (45 % i. Tr.)­ und ist drei Monate oder länger gereift. Charakteristisch ist seine dunkelgelb bis bräunlich schattierte Rinde. Er hat einen mattgelben und je nach Alter einen festen bis mittelfesten Teig mit geringer erbsengrosser Lochung. Bergkäse schmeckt pikant bis kräftig-würzig. Aus welcher Region die Milch stammt und ob Roh- oder pasteurisierte Milch verarbeitet wird, ist in der Käseverordnung nicht vorgeschrieben. Für Bergkäse mit dem Gütezeichen «geschützte Ursprungsbezeichnung» (g.U.), bestes Beispiel ist der Allgäuer Bergkäse, gibt es allerdings genaue Vorgaben. Das EU-Siegel besagt, dass die Milchproduktion und die Käseherstellung nur in bestimmten Landkreisen im Allgäu erfolgen dürfen. Dieser Käse wird ausschliesslich aus unbehandelter silofreier Heumilch (Rohmilch) hergestellt, wobei die Milch aus den Bergen und aus den Tälern der jeweiligen Region stammen darf.

Österreich
Das Österreichische Lebensmittelbuch differenziert ebenfalls verschiedene Hartkäsesorten. Beispiele sind Alpenkäse sowie österreichische Alp- und Bergkäse mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften. Alpenkäse wird aus pasteurisierter Milch hergestellt. Er ist frühestens im Alter von sechs Wochen konsumreif. Österreichischer Berg- sowie Alpkäse wird aus silofreier Rohmilch hergestellt und ist frühestens nach dreimonatiger Reifezeit zum Verzehr geeignet. Während der Bergkäse ganzjährig aus Alm- und Talmilch hergestellt wird, wird Alm-/Alpkäse ausschliesslich aus Almmilch gewonnen. Letzterer wird während der 90 bis 120 Tage andauernden Almvegetationsperiode auf der Alm hergestellt. Die silofreie Fütterung besteht überwiegend aus Grünfutter und Heu von Almen beziehungsweise dem Bergland. Zu den österreichischen Alp- und Bergkäsen zählen derzeit auch sechs Käse mit dem g.U.-Gütesiegel.

Schweiz
In der Schweiz sind die Begriffe «Berg» und «Alp» sogar geschützt, und zwar in der Verordnung über die Kennzeichnungen «Berg» und «Alp» für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Alp- und Bergkäse werden in der Schweiz nach wie vor handwerklich hergestellt. Bergkäse werden ganzjährig produziert, und die Milch darf zu einer Käserei transportiert werden. Das Futter muss zu mindestens 70 Prozent von der Alp stammen. Alpkäse wird nur während der Sommermonate (zwischen Mai und September, je nach Wetterlage) produziert. Die Rohmilch stammt von Kühen, die auf einer Alpweide frei weiden können. Das Futter muss zu 100 Prozent von der Alp stammen, und sowohl die Milchgewinnung als auch die Käseherstellung erfolgen auf der Alp. Sie kommen bereits nach zwei bis drei Monaten in den Handel. In der Schweiz gibt es ebenfalls sechs Berg- beziehungsweise Alm-/Alpkäse mit Ursprungsbezeichnung.

Bergkäse

Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung g.U. und AOP
Das EU-Gütezeichen «geschützte Ursprungsbezeichnung» (g.U.) garantiert, dass die Milch aus dem bestimmten geografischen Gebiet stammt und auch dort nach festgelegtem Verfahren zu Käse verarbeitet wurde. Aus den Alpenregionen in Deutschland und Österreich stammen zum Beispiel folgende Käsesorten, die das Gütesiegel tragen:

• Allgäuer Bergkäse g.U.
• Allgäuer Sennalpkäse g.U.
• Allgäuer Emmentaler g.U.
 
• Tiroler Alm-/Alpkäse g.U.
• Tiroler Bergkäse g.U.
• Vorarlberger Bergkäse g.U.
• Vorarlberger Alpkäse g.U.
• Gailtaler Almkäse g.U.

In der Schweiz erhalten Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung das AOP-Siegel (Appellation d’Origine Protégée). Die beliebtesten Alpkäse bei Switzerland Cheese Marketing sind L`Etivaz AOP, Le Gruyère Alpage AOP, Alpsbrinz AOP, Berner Hobelkäse­ AOP (alles Alpkäse) und Bündner Bergkäse AOP.

Buchtipp

Alpen Kochbuch
Im Alpen Kochbuch folgen die Leser der Food-Autorin Meredith Erickson auf ihrer Reise durch Italien, Österreich, die Schweiz und Frankreich und lernen dabei mehr als 75 Rezepte und unzählige Geschichten aus legendären Berghütten, Chalets, Stuben und Rifugios kennen. Die Speisekarte reicht von unterschiedlichen Knödeln, Fondue, wärmenden Suppen über Soufflés bis hin zu Salzburger Nockerl, Apfelstrudel und vielen anderen Leckereien.
Prestel-Verlag ISBN 978-3-7913-8659-0

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Welchen Mehrwert ein Bergkäse bzw. Alm-/Alpkäse bietet

Albert Herz
«Allgäuer Bergkäse g.U. », «Allgäuer Emmentaler g.U.», aber auch Saisonsartikel wie beispielsweise unser Viehscheidler – unser Käse zum Almabtrieb – spiegeln Tradition und Identität unserer Heimat wider. Sie stehen für gelebte Nachhaltigkeit, bieten ein hohes Qualitätsversprechen und erfüllen die Kundennachfrage.

Berglandmilch
Unsere Käse leisten einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Berglandwirtschaft, ökologischen Vielfalt und Stabilität der alpinen Kulturlandschaft. Wir bieten ein breites Spektrum verschiedener Bergkäse aus handwerklicher Tradition mit unterschiedlichen Reifezeiten, Reifebedingungen und Veredelungen. Der «Weinzirler» wird nach dem Reifen zum Beispiel noch mit Rotwein behandelt.

Käserebellen
Die zentralen Vorteile sind im unverwechselbaren Aroma der Heumilchprodukte und in der Verarbeitung langgereifter Käsesorten ohne den Zusatz von Konservierungsmittel zu finden. Zahlreiche Geschmackstests konnten bereits bestätigen, dass sich der höhere Artenreichtum des Futters in der Qualität und in der Aromenvielfalt der Heumilchprodukte widerspiegelt

Erlebnis Sennerei Zillertal
Von den Zillertaler Almen und Bergbauernhöfen wird die frische Heumilch in der Erlebnissennerei Zillertal verarbeitet. Ausgedehnte Reifezeiten sowie althergebrachte Rezepturen stecken in all unseren Spezialitäten. Dadurch können wir unsere hohen Qualitätsansprüche als USPs nutzen und die Bekanntheit des Zillertals als beliebte Ferienregion mittransportieren.

Switzerland Cheese Marketing
Alpkäse sind sehr individuell und sprechen eine gehobene Klientel an. Käsetheken können sich mit einem Angebot an Alpkäsen profilieren, wenn sie deren Charakteristika gut erklären können. Der Mehrwert beruht auf der ganz speziellen Flora, die auf einer Alp existiert, und jedem Käse einen individuellen Geschmack gibt. Zudem ist die Milch reich an ungesättigten Fettsäuren.

Marktentwicklung von Käse im Jahr 2020

Schweiz (Detailhandel, Veränderungsrate in % zum Vorjahr)

  • Absatz: 111 611 t (+ 13,8 %)
  • Umsatz: 1,85 Mrd. CHF
    (+ 13,6 %)
  • Absatz- und Umsatzanteil von Käse aus der Schweiz: Absatz: 60 %, Umsatz: 61%
    Quellen: BLW, Fachbereich Marktanalysen; Nielsen Schweiz

Österreich (LEH, Veränderungsrate in % zum Vorjahr)

  • Absatz: 87 833 t (+10,8 %), Marktanteil LEH ohne Diskonter: 64,3 % (2019: 65,9 %)
  • Umsatz Käse: 783,7 Mio. Euro (+10,4 %), Marktanteil LEH ohne Diskonter: 69,3 % (2019: 70,5 %)
  • Durchschnittlicher Preis: 8,92 Euro/kg
    Quelle: RollAMA/AMA-Marketing, n=2800 Haushalte in Österreich

Deutschland
Der Umsatz für Käse in Deutschland (LEH+DM) beträgt laut Nielsen im Jahr 2020 rund 8,57 Milliarden Euro und machte damit im Vergleich zum Vorjahr ein sattes Umsatzplus von 9,5 %. Dieses zieht sich durch alle Kategorien hindurch. Die grössten Wachstumsraten beim Umsatz verzeichnen Fetakäse (+18 %), geriebener Käse (+17,1 %), Mozzarella (13,7 %) und Ricotta (11,9 %).

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Der «Alma Vorarlberger Bergkäse» mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.) wird in kleinen Bergsennereien in Vorarlberg aus tagesfrischer Heumilch hergestellt.

«Der freche Maxx» ist ein feinwürziger und zartschmelzender Schweizer Schnittkäse mit einem Fettgehalt von 55 % Fett i. Tr.

«L`Etivaz AOP» wird auf Alpen zwischen 1000 und 2000 Meter Höhe von Mai bis Oktober hergestellt.

Der Teig des «Bergkäses» ist fest und kompakt.

Der «Sennerei Bergkäse» wird aus roher Heumilch hergestellt und ist zwölf Monate gereift.

Der «Viehscheidler» entsteht aus der ersten Weidemilch (Heumilch) im Frühjahr, wenn die Rinder im Allgäu auf die Bergwiesen getrieben werden.

Der «Andreas Hofer Bergkäse» von Tirol Milch reift mindestens sechs Monate in kühlen Käsekellern.