Mit zunehmendem Angebot an pflanzenbasierten Produkten steigt auch die Nachfrage. Für viele Shopper ist dabei Abwechslung und Genuss wichtig.
Menschen, die sich für eine vegane Lebensweise entschieden haben, verzichten nicht nur bei ihren Mahlzeiten auf tierische Produkte, sondern in allen Bereichen ihres Alltags. «Im Gegensatz dazu bezieht sich ‹Plant-based› hauptsächlich auf die Ernährung. Als Lebensmittelhersteller verwenden wir daher diesen Ausdruck, um unsere Produkte eindeutig zu kennzeichnen und den Verbrauchern pflanzenbasiertes Fingerfood und Snacks deutlich zu präsentieren», erläutert Emiel Lommen, Global Commercial Director Frostkrone Food Group. Er ist davon überzeugt, dass pflanzliche Snacks, besonders im Tiefkühlbereich, noch beträchtliches Wachstumspotenzial aufweisen. Daher hat das Unternehmen seine Food-Range «Really?!» kürzlich um vegane Shrimps, Calamari und Fish Goujons erweitert. «Wir wollen gezielt alle Menschen mit einer flexitarischen Ernährungsweise ansprechen, daher verfolgen wir keine harte Linie bei der sprachlichen Differenzierung von ‹Vegan› oder ‹Plant-based›, sagt Marc Widmer, VP Sales Danone Deutschland. Laut dem Unternehmen, zu dem auch die Marke Alpro gehört, verzeichnen die pflanzlichen Alternativen im Bereich Getränke, vor allem Haferdrinks, ein starkes Wachstum. «Auch die pflanzenbasierten Joghurtalternativen sind vielversprechend, da die Penetration am Markt im Vergleich zur Weissen Linie aktuell nur bei 1 zu 6 liegt – im Gegensatz zu 1 zu 3 im Bereich der pflanzenbasierten Getränke», so Widmer. «Wichtig ist uns, dass die Verbraucher auf einen Blick verstehen, was sie erwarten können. Darum halten wir für deutschsprachige Verpackungen den Begriff ‹Vegan› für schneller zu begreifen und somit für transparenter», erklärt Sven Wieken, Geschäftsführer The Plantly Butchers. Er betrachtet die Segmente «Vegane Snacks und Teilfertiggerichte» sowie «Auf’s Brot» derzeit als besonders chancenreich für den Handel.
Mündige Verbraucher
Die Bezeichnung «Vegan» kann allerdings zunächst mit Verzicht assoziiert werden. Oder auch negativ oder gar belehrend wahrgenommen werden, wie Nick Helleberg, Chief Retail Officer bei Greenforce weiss. Daher spricht das Unternehmen in seiner Kommunikation bevorzugt von «Pflanzlich» oder «Plant-based». Schliesslich wolle man ohne erhobenen Zeigefinder inspirieren: «Wir laden Konsumenten ein, Alternativen auszuprobieren, und möchte nicht missionieren. Der Handel hat Erfolge, wenn er eine Auswahl bietet, die Wahl aber beim Shopper lässt.» Helleberg sieht im Aufschnitt-Sortiment noch Luft nach oben und findet, dass Marken bei pflanzenbasierten Alternativen echte Innovationen bringen müssen. «Wenn Produkte eine deutlich bessere Qualität als bisherige haben, dann haben sie Potenzial.»
Bei der Rügenwalder Mühle beobachtet man, dass das Segment «Auf’s Brot» weiterwächst – mit Ausnahme der Wurst am Stück in allen Kategorien. Dabei zeigten vegetarische/vegane Streichwürste und Feinkostsalate die grössten Wachstumsraten. Zudem steige der Bereich «Auf’s Brot» auch in der Käuferreichweite. Dass das Sortiment generell weiter zunimmt, findet grossen Anklang bei den Konsumenten. «Hier zeigt sich, dass das steigende Angebot auch die Nachfrage erhöht», berichtet Claudia Hauschild, Leiterin Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeit bei der Rügenwalder Mühle.
Markt
Deutschland
Laut dem «Fleischersatz Monitor 2024» von Splendid Research sind die Gesundheit (41 %) und die Neugierde auf Neues (33 %) Gründe für den Kauf von Fleischersatzprodukten. Wichtige Kaufkriterien sind der Preis (58 %) und die Qualität (53 %). 37 % der Deutschen kaufen mind. wöchentlich Fleischersatzprodukte. Laut der Studie «Milch & Molkereiprodukte 2023» von POSpulse empfinden 56 % der befragten Shopper pflanzliche Alternativen zu Milch und Molkereiprodukten als etwas zu teuer, 25 % als viel zu teuer. Am häufigsten werden Alternativen zu Milch und Joghurt regelmässig gekauft.
Österreich
Die Österreicher essen tendenziell weniger Fleisch: Etwas mehr als ein Viertel (27 %) gibt laut aktueller Iglo-Trendstudie Veganuary an (Befragung im Februar/März 2023), im Vergleich zu vor zwei bis drei Jahren etwas seltener Fleisch aufzutischen, 11 % der Befragten sprechen von viel weniger Fleisch. Hauptgrund sind derzeit das Tierwohl bzw. Tierschutzgründe, das nennen zwei Drittel der Österreicher als Motivation. Die Gesundheit treibt 28 % sehr und 41 % eher an, der Klima- bzw. Umweltschutz ist für etwas mehr als die Hälfte ein relevanter Grund (21 % sehr, 35 % eher). Doch nicht jeder Österreicher reduziert Fleisch aus ethischen Überzeugungen: Einige haben einfach andere Vorlieben entwickelt (21 % trifft sehr, 42 % trifft eher zu) oder nehmen so auf die Ernährungsgewohnheiten anderer Personen im Haushalt Rücksicht (17 % sehr, 29 % eher). Ein Drittel findet zudem, dass Fleischalternativen immer besser werden (12 % sehr, 21 % eher).
Schweiz
Im Jahr 2023 gaben laut Statista 28 % der befragten Schweizer an, dass sie mehrmals im Monat zu veganen Ersatzprodukten greifen. Mit Schnitzel-Ersatzprodukten wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz von 16,3 Mio. CHF erzielt. Am zweithäufigsten nachgefragt waren pflanzliche Alternativen zu Geschnetzeltem (15,6 Mio. CHF) und Wurst (9,9 Mio. CHF). Der kumulierte Umsatz von veganen Käse-, Milch- und Joghurt-Alternativen stellt mit 134,5 Mio. CHF noch einen sehr kleinen Marktanteil dar (3,7 % am Gesamtmarkt in diesen Bereichen).
Quelle: NielsenIQ (Switzerland) – Gesamtmarkt gemäss Handels- und Haushaltspanel; rollierendes Jahr bis KW 34/2023/Plant Based Food Report 2024