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Neue Rebsorten, kleinere Gebinde, Premium und bewusster Genuss, das sind die Trends der ProWein 2017. Mit welchem Sortiment sich der Umsatz im Weinregal jetzt ankurbeln lässt.
Die Neuheiten der ProWein 2017 machen es deutlich: Megatrends wie Convenience oder bewusste Ernährung prägen auch die Kategorie Wein und Sekt immer stärker. Speziell für Frauen konzipierte Weine, Single-tauglicher Frankenwein im 0,25-Liter-Bocksbeutel, alkoholfreie Weincocktails in der Dose oder Exoten wie deutscher Weißwein aus der japanischen Koshu-Rebe zeigen, wo die Reise im Weinregal hingeht: Erlebnis-Einkauf, kleine Haushalte, Out-of-home-Genuss und weniger Alkohol sind die Trends der Saison.
Exporte aus Österreich und Portugal stärker gefragt
Nach wie vor trinken die Deutschen am liebsten Wein aus der Heimat. Laut Deutschem Weininstitut lag der Marktanteil deutscher Weine 2016 unverändert bei 45 Prozent; gefolgt von Weinen aus Italien (16 %), Frankreich (12 %) und Spanien (8 %). Nach Angaben der ProWein zeigen deutsche Vermarkter zunehmendes Interesse an Weinen aus Österreich und Portugal. Bei den österreichischen Weinen setze sich der Trend zu höheren Qualitäten fort, erklärt Sven Baumgärtel, Key-Account-Manager der VOG Deutschland. „Deutsche Verbraucher schätzen den charakteristischen österreichischen Stil, speziell der landestypischen Rebsorten Grüner Veltliner und Blauer Zweigelt.“
Weißer Wein am beliebtesten
Bei der Lieblings(wein)farbe der Deutschen geht der Trend eindeutig zu weiß, so das Deutsche Weininstitut. Zunehmend beliebt seien liebliche Weine. „Vor allem junge Konsumenten wünschen sich mehr Abwechslung und fragen auch weniger geläufige Rebsorten nach“, ergänzt Matthias Willkomm, Geschäftsführer bei Peter Mertes. „Dieses Interesse greifen wir mit unserer Aroma-Rebsorten-Range aus lieblichem Morio-Muskat und Gewürztraminer sowie einem feinherben Wein der Scheurebe auf.“
Auch beim Schaumwein liegen „liebliche bis süße Geschmacksrichtungen im Trend“, heißt es bei Freixenet. Henkell sieht „leicht und weiß“ – letzteres bezogen auf die Verpackung in weißer Flasche – auf dem Vormarsch. „Hinzu kommt der weltweite Trend zu hochwertigem Prosecco Spumante und Crémant“. Auch „alkoholfrei“ ist bei Sekt kaum noch wegzudenken. Der Anspruch an die Qualität der alkoholreduzierten Schaumweine steige, hat Rotkäppchen-Mumm beobachtet. „Wichtig ist, dass Konsumenten keine Kompromisse eingehen müssen, weder in der Qualität noch im Geschmack“.
Alkoholfrei vermehrt gefragt
Der Trend zu leichtem oder komplett alkoholfreiem Genuss erobert auch das Weinregal. Das Angebot der Produzenten reicht von alkoholfreien Weinen, über leichte Weinschorlen bis hin zu alkoholfreien Pre-Mix-Getränken. Insgesamt erfreuen sich die weinhaltigen Cocktails nach Angaben der Hersteller großer Beliebtheit.
Auch Bio und vegan hat sich in den Sortimenten längst etabliert. Eine noch stärkere Zunahme der Nachfrage erwartet man in der Branche jedoch nicht. Mehr Potenzial versprechen dagegen die weitere Premiumisierung und Individualisierung der Produkte. Reh Kendermann setzt etwa „auf authentische Konzepte mit „handcraft“-Gedanken sowie Produkte, die mit starken Persönlichkeiten als Absender verbunden sind“. Ein Beispiel sei die Premium-Rotwein-Cuvee „Handwerk“, exklusiv konzipiert von Kellermeister Harald Kroll.
Kleinere Gebindegrößen für den Out-of-Home-Konsum
Im Fokus stehen immer mehr auch die Verpackungen. Zimmermann-Graeff & Müller verwendet etwa für alle Michel-Schneider-Weine eine individuell gestaltete 33-Zentimeter-Bordeauxflasche. Dadurch sollen Rebsorte und Geschmacksrichtung stärker ins Auge fallen, was Konsumenten mehr Orientierung am Point of Sale biete.
Die Anforderungen der mobilen Gesellschaft und der steigende Out-of-home-Konsum zeigen sich dagegen in kleineren Gebindegrößen. So werden Wein und Sekt, aber vor allem auch Weinschorlen und Pre-Mix-Getränke zunehmend in 0,2- oder 0,25 Liter-Kleinflaschen und Dosen als „Ready-to-go“ angeboten.
Expertenumfrage
Die Key-Facts des ProWein Business Reports zur Einschätzung internationaler Weinmärkte
In Kooperation mit der Hochschule Geisenheim haben die Messeveranstalter der ProWein rund 1.500 Experten der Weinbranche aus 46 Ländern zu internationalen Weinmärkten, Vermarktungstrends und der Entwicklung von Absatzkanälen von Wein befragt. Die Key-Facts im Überblick:
Wie schätzt die Branche ihre ökonomische Situation ein?
Die gegenwärtige und zukünftige ökonomische Situation wird als zufriedenstellend bis gut eingeschätzt. Dabei blicken Weinproduzenten generell optimistischer in die Zukunft als Weinvermarkter, die in direktem Kontakt mit dem Endverbraucher stehen: Während exportorientierte Produzenten ihr Glück auf neuen Exportmärkten versuchen können, haben die Vermarkter weniger Möglichkeiten, den strukturellen Veränderungen des Weinabsatzes und dem zunehmenden Wettbewerb auf ihren Heimatmärkten zu entkommen. Auf der Produzentenseite schauen selbstständige Winzer optimistischer in die Zukunft als Genossenschaften und Kellereien, die sich in einem starken Konzentrationsprozess befinden. Internationale und deutsche Weinfachhändler sind am wenigsten zufrieden und schauen weniger optimistisch in die Zukunft als andere Vermarkter. Dies ist vor allem Ausdruck des anhaltenden Strukturwandels bei den Absatzkanälen von Wein, bei dem der Lebensmittelhandel und Online-Kanäle international an Bedeutung zunehmen.