Leicht, lieblich und to go

Freitag, 05. Mai 2017
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Neue Rebsorten, kleinere Gebinde, Premium und bewusster Genuss, das sind die Trends der ProWein 2017. Mit welchem Sortiment sich der Umsatz im Weinregal jetzt ankurbeln lässt.

Die Neuheiten der ProWein 2017 machen es deutlich: Megatrends wie Convenience oder bewusste Ernährung prägen auch die Kategorie Wein und Sekt immer stärker. Speziell für Frauen konzipierte Weine, Single-tauglicher Frankenwein im 0,25-Liter-Bocksbeutel, alkoholfreie Weincocktails in der Dose oder Exoten wie deutscher Weißwein aus der japanischen Koshu-Rebe zeigen, wo die Reise im Weinregal hingeht: Erlebnis-Einkauf, kleine Haushalte, Out-of-home-Genuss und weniger Alkohol sind die Trends der Saison.

Exporte aus Österreich und Portugal stärker gefragt 

Nach wie vor trinken die Deutschen am liebsten Wein aus der Heimat. Laut Deutschem Weininstitut lag der Marktanteil deutscher Weine 2016 unverändert bei 45 Prozent;  gefolgt von Weinen aus Italien (16 %), Frankreich (12 %) und Spanien (8 %). Nach Angaben der ProWein zeigen deutsche Vermarkter zunehmendes Interesse an Weinen aus Österreich und Portugal. Bei den österreichischen Weinen setze sich der Trend zu höheren Qualitäten fort, erklärt Sven Baumgärtel, Key-Account-Manager der VOG Deutschland. „Deutsche Verbraucher schätzen den charakteristischen österreichischen Stil, speziell der landestypischen Rebsorten Grüner Veltliner und Blauer Zweigelt.“

Weißer Wein am beliebtesten 

Bei der Lieblings(wein)farbe der Deutschen geht der Trend eindeutig zu weiß, so das Deutsche Weininstitut. Zunehmend beliebt seien liebliche Weine. „Vor allem junge Konsumenten wünschen sich mehr Abwechslung und fragen auch weniger geläufige Rebsorten nach“, ergänzt Matthias Willkomm, Geschäftsführer bei Peter Mertes. „Dieses Interesse greifen wir mit unserer Aroma-Rebsorten-Range aus lieblichem Morio-Muskat und Gewürztraminer sowie einem feinherben Wein der Scheurebe auf.“

Auch beim Schaumwein liegen „liebliche bis süße Geschmacksrichtungen im Trend“, heißt es bei Freixenet. Henkell sieht „leicht und weiß“ – letzteres bezogen auf die Verpackung in weißer Flasche – auf dem Vormarsch. „Hinzu kommt der weltweite Trend zu hochwertigem Prosecco Spumante und Crémant“. Auch „alkoholfrei“ ist bei Sekt kaum noch wegzudenken. Der Anspruch an die Qualität der alkoholreduzierten Schaumweine steige, hat Rotkäppchen-Mumm beobachtet. „Wichtig ist, dass Konsumenten keine Kompromisse eingehen müssen, weder in der Qualität noch im Geschmack“.

Alkoholfrei vermehrt gefragt

Der Trend zu leichtem oder komplett alkoholfreiem Genuss erobert auch das Weinregal. Das  Angebot der Produzenten reicht von alkoholfreien Weinen, über leichte Weinschorlen bis hin zu alkoholfreien Pre-Mix-Getränken. Insgesamt erfreuen sich die weinhaltigen Cocktails nach Angaben der Hersteller großer Beliebtheit.

Auch Bio und vegan hat sich in den Sortimenten längst etabliert. Eine noch stärkere Zunahme der Nachfrage erwartet man in der Branche jedoch nicht. Mehr Potenzial versprechen dagegen die weitere Premiumisierung und Individualisierung der Produkte. Reh Kendermann setzt etwa „auf authentische Konzepte mit „handcraft“-Gedanken sowie Produkte, die mit starken Persönlichkeiten als Absender verbunden sind“. Ein Beispiel sei die Premium-Rotwein-Cuvee „Handwerk“, exklusiv konzipiert von Kellermeister Harald Kroll.

Kleinere Gebindegrößen für den Out-of-Home-Konsum

Im Fokus stehen immer mehr auch die Verpackungen. Zimmermann-Graeff & Müller verwendet etwa für alle Michel-Schneider-Weine eine individuell gestaltete 33-Zentimeter-Bordeauxflasche. Dadurch sollen Rebsorte und Geschmacksrichtung stärker ins Auge fallen, was Konsumenten mehr Orientierung am Point of Sale biete.

Die Anforderungen der mobilen Gesellschaft und der steigende Out-of-home-Konsum zeigen sich dagegen in kleineren Gebindegrößen. So werden Wein und Sekt, aber vor allem auch Weinschorlen und Pre-Mix-Getränke zunehmend in 0,2- oder 0,25 Liter-Kleinflaschen und Dosen als „Ready-to-go“ angeboten.

 

Expertenumfrage 

Die Key-Facts des ProWein Business Reports zur Einschätzung internationaler Weinmärkte

In Kooperation mit der Hochschule Geisenheim haben die Messeveranstalter der ProWein rund 1.500 Experten der Weinbranche aus 46 Ländern zu internationalen Weinmärkten, Vermarktungstrends und der Entwicklung von Absatzkanälen von Wein befragt. Die Key-Facts im Überblick: 

Wie schätzt die Branche ihre ökonomische Situation ein?
Die gegenwärtige und zukünftige ökonomische Situation wird als zufriedenstellend bis gut eingeschätzt. Dabei blicken Weinproduzenten generell optimistischer in die Zukunft als Weinvermarkter, die in direktem Kontakt mit dem Endverbraucher stehen: Während exportorientierte Produzenten ihr Glück auf neuen Exportmärkten versuchen können, haben die Vermarkter weniger Möglichkeiten, den strukturellen Veränderungen des Weinabsatzes und dem zunehmenden Wettbewerb auf ihren Heimatmärkten zu entkommen. Auf der Produzentenseite schauen selbstständige Winzer optimistischer in die Zukunft als Genossenschaften und Kellereien, die sich in einem starken Konzentrationsprozess befinden. Internationale und deutsche Weinfachhändler sind am wenigsten zufrieden und schauen weniger optimistisch in die Zukunft als andere Vermarkter. Dies ist vor allem Ausdruck des anhaltenden Strukturwandels bei den Absatzkanälen von Wein, bei dem der Lebensmittelhandel und Online-Kanäle international an Bedeutung zunehmen.

Welche Weinmärkte sind heute und in Zukunft attraktiv für Weinproduzenten?
Deutschland, USA, Großbritannien, Belgien und die Schweiz werden am häufigsten als wichtigste Absatzländer genannt. Als ökonomisch derzeit attraktivste Absatzmärkte schätzen die Produzenten Hong Kong, die Schweiz, Südkorea und die skandinavischen Länder ein. Weiterhin wird erwartet, dass Exportmärkte außerhalb der traditionellen europäischen Weinländer, wie Russland, Hong Kong, Polen, Südkorea, Brasilien und China, in Zukunft von hoher Bedeutung für die Weinproduzenten werden. 
 
Welche Weinherkünfte sind von den Vermarktern gefragt?
Internationale Vermarkter sind am stärksten daran interessiert Weine aus Deutschland, Spanien, Italien, Portugal und Frankreich neu in ihr Portfolio aufzunehmen. Deutsche Vermarkter zeigen das größte Interesse an den Herkunftsländern Österreich, Portugal, Italien und Deutschland, gefolgt von Frankreich, Spanien und Südafrika. Dass Österreich und Portugal hier erste Plätze belegen, könnte  Ausdruck eines neuen Markttrends sein.
 
Welche Beschaffungs- und Vermarktungskanäle werden künftig wichtiger?
Hier gibt es einen eindeutigen Trend zur Verkürzung des Bezugswegs: Vermarkter streben an, ihren Wein verstärkt direkt vom Weingut oder in geringerem Maße direkt von der Kellerei zu beziehen. Dagegen wird der Bezug über Absatzmittler (Importeure, Distributeure, Großhändler oder Weinagenten) aus Sicht der Vermarkter bis 2020 deutlich abnehmen.
 
Welche Absatzwege zum Endverbraucher stehen verstärkt im Fokus? 
Für die Zukunft wird, ausgehend von einer geringen Basis, eine starke Zunahme der Online-Verkäufe über eigene Webshops der Weingüter erwartet. Auch der Einkauf im Lebensmittelhandel – stationär wie online – wird weiter zunehmen. Für den Weinfachhandel wird dagegen ein weiterer stärkerer Rückgang erwartet, der für die Gastronomie weniger stark ausfällt.
 
Wie wird Wein künftig erfolgreich vermarktet?
In der Weinwelt ist ein Wettbewerb der Vermarktung über die Herkunft (auch Terroir) oder die Marke entbrannt. Sowohl die Vermarkter als auch die Produzenten stimmen mehrheitlich überein, dass Wein in Zukunft am erfolgreichsten über seine Herkunft vermarktet werden kann.
 
Quelle: ProWein/ Messe Düsseldorf

News

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Tipps

Wie sich Wein am Point of Sale impulsstark inszenieren lässt. Die Tipps der Markenartikelindustrie:

  • Für mehr Erfolg am Point of Sale empfehlen die Hersteller bewährte Aktivitäten wie Verkostungswerbungen und aufmerksamkeitsstarke Zweitplatzierungen. Dabei können etwa saisonabhängig verschiedene Weine im Fokus stehen, heißt es bei VOG Deutschland. Stichworte seien zum Beispiel: Spargelzeit, Grillen, Sommerwein oder die Wildsaison. Passende Themenplatzierungen, auch sortimentsübergreifend, zum Beispiel mit landestypischer Dekoration, Flaschenanhängern und Rezeptbroschüren, böten dem Handel vielfältige Möglichkeiten, das Thema Wein attraktiv zu gestalten. 
  • Zu den klassischen Anlässen des Frühjahrs und Sommers wie Ostern und Hochzeiten stehen bei Wein und Sekt hochwertige Marken und pfiffige Geschenkideen in der Gunst der Käufer, so ein Tipp von Henkell. Der Hersteller empfiehlt etwa den gezielten Einsatz attraktiver Geschenk-Editionen. Auch „Pikkolos“ oder 0,2-Liter-Kleinflaschen wirkten impulsgebend und würden oft als Mitbringsel gekauft. Für die ersten warmen Tage des Jahres seien zudem leichte und unkomplizierte Schaumweine gefragt.
  • Der richtige Ort für thematische und saisonale Zweitplatzierungen sind frequenzstarke Plätze, etwa im Eingangsbereich oder am Gondelkopf, empfiehlt Freixenet. Attraktive Displays, Drop-’n’-Popsäulen sowie Promotion- und Informationsmaterialien helfen den Kunden, die hohe Emotionalität der Markenwelt am Point of Sale erleben zu lassen und Produkte wirkungsvoll zu präsentieren. 
  • Auch Crossplatzierungstools in anderen Kategorien fördern den Abverkauf. Laut Rotkäppchen-Mumm eignen sie sich besonders, um auf Neuheiten aufmerksam zu machen: Nicht jeder potenzielle Verbraucher gehe gezielt ans Sekt- und Weinregal, lasse sich aber gerne inspirieren. 
  • Eine solche Verbundplatzierung empfiehlt sich etwa in Nähe der passenden Speisen, sodass ein perfektes Food Pairing zustande kommt, lautet ein Tipp von ZGM. „The Original Fish Wine“ und  „The Original Steak Wine“ verkauften sich etwa in der Fisch- bzw. Fleischabteilung besser als in der Weinabteilung. Auch hochwertige POS-Aktionen führten zu erfolgreichen Abverkäufen: So passen etwa Spargelschäler mit Solinger Klinge ideal zu qualitativ wertigen Weinen.
  • Um die Präsenz im Handel zu erhöhen eignen sich laut Reh Kendermann zudem Gewinnspiele, auf die zum Beispiel mit Flaschenanhängern aufmerksam gemacht wird. Auch handelsindividuelle „Tailormade-Aktionen“ seien sinnvoll.
  • Neben der attraktiven Präsentation am Point of Sale werden Online-Informationskanäle immer wichtiger. Da insbesondere jüngere Endverbraucher sich gerne vorab im Internet informierten, trage auch ein guter Markenauftritt im Web dazu bei, Kaufabsichten bei den Endverbrauchern zu bestärken, heißt es bei Peter Mertes.

     

    Info

Zahlen und Daten zum deutschen Wein-Markt 

  • Deutsche Weine hatten im Jahr 2016 einen unveränderten Marktanteil von 45 Prozent am gesamten Weinabsatz und konnten ihren Umsatzmarktanteil um einen Prozentpunkt auf 51 Prozent steigern. 
  • Weißweine haben mittlerweile einen Anteil von 43 Prozent am Weineinkauf in Deutschland. Ihr Marktanteil stieg auf Kosten des Rotweinkonsums 2016 um einen Prozentpunkt und um sechs Prozentpunkte gegenüber 2008. Rotweine hatten 2016 noch einen Anteil von 47 Prozent am Weinabsatz, Rosé-Weine liegen seit sieben Jahren unverändert bei zehn Prozent.
  • Bezogen auf die deutschen Erzeuger nehmen trockene Weine weiterhin mit 46 Prozent den größten Anteil der Qualitäts- und Prädikatsweine ein. Das Angebot lieblicher Weine ist im vergangenen Jahr um zwei Prozentpunkte gestiegen. Damit wurde 2016 ein Drittel aller Qualitätsweine in dieser Geschmacksrichtung abgefüllt.
  • Verbraucher decken ihren Weinbedarf am liebsten in klassischen Supermärkten (bis 5.000 Quadratmeter Verkaufsfläche). 2016 wurden dort 18 Prozent aller Weine eingekauft, was einem Marktanteilszuwachs von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr und von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2012 entspricht. 
  • Der Lebensmitteleinzelhandel inklusive der Discounter hat hierzulande mittlerweile einen Anteil von 77 Prozent am gesamten Weineinkauf. Auf die Discounter gehen davon unverändert 48 Prozent. Der Fachhandel verkauft acht Prozent aller Weine in Deutschland.
  • Allein auf die deutschen Weine bezogen, hatte der LEH 2016 insgesamt einen Marktanteil von 66 Prozent. Die Supermärkte haben davon einen Anteil von 18 Prozent. Sie haben ihren Absatz und Umsatz mit deutschen Weinen im vergangenen Jahr um acht Prozent steigern können.
  • Direkt ab Hof wurden die heimischen Weine zu 24 Prozent und zu fünf Prozent über den Fachhandel eingekauft. 
  • Der Durchschnittspreis für Wein im LEH ist 2016 nach sieben Jahren erstmals wieder leicht um fünf Cent auf 2,92 Euro/Liter gesunken. Für deutsche Weine gaben die Verbraucher mit durchschnittlich 3,20 Euro/Liter im LEH zwar etwas mehr aus, allerdings auch drei Cent weniger als 2015. Über den Ab-Hof-Verkauf sowie den Vertrieb durch den Fach- und Online-Handel konnten die deutschen Erzeuger einen deutlich höheren Durchschnittspreis von 6,72 Euro/Liter erzielen, was einem Plus von 39 Cent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 
  • Wichtigstes Einkaufskriterium für Wein ist der Preis (71 % der Verbraucher laut Befragung des DWI von 2013), gefolgt vom Herkunftsland (66 %), dem Anbaugebiet (53 %) und der Rebsorte (51 %). Wichtig sind darüber hinaus die Ausstattung beziehungsweise das Etikett, die Empfehlung von Freunden und dass der Wein zu bestimmten Gerichten passt.
Quelle: Deutsches Weininstitut
 

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