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Die Bedeutung von Snacking nimmt weiter zu: Kleine Genussmomente sind aus dem Alltag der Verbraucher nicht mehr wegzudenken. Gesunde Snacks, die auch geschmacklich ein Erlebnis sind, stehen dabei hoch im Kurs.
Snacking ist mittlerweile zu einem Teil der Normalität geworden. In der Hochphase der Corona-Pandemie hätte es vorrangig den Kontaktbeschränkungen geschuldet sein können, dass das gemeinsame Essen mit Familie und Freunden in den letzten Jahren weiter an Bedeutung verloren hat. Aber die Mondelez-Studie «State of Snacking» verdeutlicht klar: Wohlbefinden und achtsames Snacking werden für die Verbraucher weiter immer wichtiger. Über die Hälfte der deutschen Befragten (53 %) isst viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt anstelle von einigen wenigen grossen Mahlzeiten. Jeder zweite (62 %) ersetzt sogar mindestens eine Mahlzeit am Tag durch einen Snack. Entwicklungen, die viele Hersteller beobachten. «Treiber ist hier ganz klar der Trend der bewussten Ernährung, der permanent zunimmt», sagt Tim Jerg, Head of Marketing bei Seeberger. «Die Käufer sind generationenübergreifend, wobei vor allem auch junge Generationen ihre Essgewohnheiten ändern. Sie suchen nach Snacks für zwischendurch und auch solchen, die Spass machen.»
Ein umfassendes Potenzial
Snack-Käufer finden sich in allen Zielgruppen. Da sind die Berufstätigen, die schnell etwas zwischendurch beziehungsweise unterwegs essen wollen, Eltern, die Schulpausensnacks für ihre Kinder suchen, jüngere Singles, die die schnelle, einfache Zubereitung von Fingerfood schätzen, oder Schleckermäuler aller Altersstufen, für die Süsses unverzichtbar ist. Daniela Drees, Marketing Director Süsswaren Nestlé Deutschland stellt fest, dass kleine Schokoladen-Snacks weiterhin sehr beliebt sind und die Trends Sharing und Gifting immer relevanter werden. Viele Schokofans teilen die süssen Snacks ihrer Erfahrung nach gerne mit anderen oder verwenden sie als nette Mitbringsel. «Konsumenten sind darüber hinaus an spannenden Geschmackserlebnissen und abwechslungsreichen Texturen interessiert.» Für die geschmackliche Abwechslung hält auch McCain eine grosse Auswahl an Snacksorten und -formen bereit. «2023 wird der Fokus vor allem auf Fingerfood liegen. Das Zusammenkommen mit Freunden und Familie ist wieder hoch im Kurs. So sind wir uns sicher, dass gemeinsame Genussmomente auch im nächsten Jahr hoch relevant bleiben», sagt Sabine Weber, Marketing Managerin Retail DACH & CE. Unter dem Motto «Healthier Snacking» präsentieren sich auch Riegel weiterhin als eine wachsende Warengruppe. Laut der Mafowerk Trend Evaluation «Snack-Riegel 2022» bestimmen hier vor allem Protein-, Energy- und Fruchtriegel die Entwicklung – sowie neue, junge Marken mit nachhaltigen Ideen.
Mit Blick auf Preis und Umwelt
Und welche Auswirkungen könnte die wirtschaftliche Situation auf die Entwicklungen haben? «Aktuell bemerken wir den Trend zu erschwinglichen Backwaren. Hier wird es auch 2023 einen Käufershift in den Lebensmitteleinzelhandel geben. Deswegen rechnen wir mit einem fortgesetzten Trend zu verpackten und einzelverpackten Snacks aus dem Supermarkt», erläutert Christoph Kauff, Vertriebsleiter IBIS Backwaren. Das habe in der aktuellen Situation noch einen weiteren Vorteil für Familien und kleine Haushalte: weniger Verschwendung, weil die Produkte länger haltbar sind. Dass «nachhaltiges Snacking» für den Verbraucher wichtig ist, verdeutlicht die Mondelez-Studie. Rund 80 Prozent der Befragten legen zunehmend Wert auf Marken und deren Unternehmenswerte und Verhaltensmodelle. Dass die Konsumenten hier wesentlich bewusster sind, erlebt auch Tim Jerg: «Sie erwarten von Markenherstellern grundsätzlich ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette.» Faktoren, die auch für die Rügenwalder Mühle wichtig sind. So stellt das Unternehmen seine Snacks unter anderem sukzessive von vegetarisch auf vegan um. Allerdings macht Laura Gosciejewicz, Unternehmenskommunikation & Nachhaltigkeitsmanagement, gleichzeitig deutlich: «Auch wenn Nachhaltigkeit und Themen wie Bio bei allen Produkten immer wichtiger werden, nehmen diese bei Snacks noch eine untergeordnete Rolle ein. Hier dominiert der Genuss.»
Lust auf Herzhaftes
Ob zu Hause, bei der Arbeit oder unterwegs: Mit Wurst- und Fleischsnacks wie Dauerwürsten, verzehrfertigen Minifrikadellen oder Salami-Happen kann man bei den Verbrauchern punkten.
Bei Wurst- und Fleischsnacks sind guter Geschmack und Genuss neben der schnellen Befriedigung von Hunger beziehungsweise Appetit wichtige Kaufmotive. Laut Laura Gosciejewicz, Unternehmenskommunikation & Nachhaltigkeitsmanagement Rügenwalder Mühle, geht es auch um Flexibilität und Einfachheit: «Die Produkte müssen praktisch sein, sich für den Verzehr zwischendurch eignen und sich daher auch in praktischen Verpackungen finden.»
«Pflanzliche Alternativen werden zunehmend nachgefragt», sagt Robin Betz, Head of Category, Shopper & Trade Marketing EMEA, LSI Netherlands. Der Category Vision des Unternehmens gemäss bleibt das Geschmackserlebnis zwar das wichtigste Kriterium bei der Entwicklung neuer Alternativen. Doch auch wenn der Veggie-Anteil der Produkte derzeit noch bei unter 5 Prozent liege, dürften vegetarische Alternativen die Kategorie mit 25 Prozent Wachstumsbeitrag zukünftig deutlich stärker voranbringen. Dem Fokus auf alternative Proteinquellen werden 10 Prozent zugeschrieben.
«Insbesondere Wurst-Snacks sind trotz Veggie-Boom nach wie vor ein stark wachsender Markt», sagt Roland Verdev, CEO The Family Butchers Germany, und sieht derzeit viel Spielraum für Produktinnovationen. Simone Prester-Lück, Leitung Marketing Campofrio Group Deutschland, prognostiziert ebenso eine deutliche Nachfrage-Steigerung. 2022 habe man mit seinen Salami-Snacks ein Umsatzwachstum von 24 Prozent verzeichnet. Denn: «Snacken steht für Pause oder Belohnung und bietet eine kleine Auszeit vom Alltag.»