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Bei Säften schätzen Verbraucher innovative Produkte, die ihnen einen Mehrwert versprechen und lecker schmecken. Zudem soll es zumeist natürlich und hochwertig sein. Aber auch altbekannte Klassiker sind weiterhin gefragt.
Beim Konsum von Säften haben die Deutschen im internationalen Wettbewerb die Nase vorn. In 2022 haben sie pro Kopf 28 Liter Fruchtsaft und Nektar getrunken, wie der Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) berichtet. Laut Verband konnten vor allem hochwertige Direktsäfte, Smoothies und Saftshots ihre Marktanteile ausbauen. Auch bei den Klassikern Orange und Apfel ist eine stabile Nachfrage zu sehen. «Traditionell laufen pure Direktsäfte aus erster Pressung, so genannte Muttersäfte, als Kategorietreiber sehr gut, ebenso wie Mehrfrucht- und Gemüsesäfte mit Zusatznutzen aus Botanicals oder Vitaminen und Mineralstoffen», sagt André Haschke, Vertriebsleiter/Bereichsleitung Marketing, Vertrieb und Logistik Haus Rabenhorst. Auch Hannes Hubrich, Marketing Manager bei Amecke, stellt fest, dass während der Corona-Pandemie vor allem höherwertige Marken, Säfte mit gesundheitlichem Zusatznutzen und Bio-Produkte profitiert hätten. «Die gängigsten Sorten sind natürlich Orange, Apfel und Multivitamin.» Das Unternehmen habe aber immer schon auf Mehrwertkonzepte gesetzt, seien es säurearme oder angereicherte Säfte.
Weniger Zucker
Ann-Christin Netenjakob, Senior Brandmanagerin hohes C, Eckes-Granini Deutschland, macht zwei Megatrends aus. Zum einen Genussmomente für einen Ausgleich zum Alltag. Zum anderen spielt das Gesundheitsbewusstsein, besonders der Wunsch nach weniger Zucker, eine Rolle.» Entsprechend wurde mit hohes C Juicy Balance ein neues Produkt mit 40 Prozent weniger Zucker ohne Süssungsmittel eingeführt. Auch bei Amecke wird dieses Bedürfnis mit der «Sanfte Süsse»-Range berücksichtigt. «Bei diesen Säften setzen wir einen Teil Kokosnusssaft ein, der von Natur aus kaum Zucker enthält», erläutert Hubrich. Zudem hat man eine Innovation mit Kollagen auf den Markt gebracht – ein Eiweiss, dass auch in Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika gerade einen Boom erlebt. Zudem geht der Trend zu Gemüsesäften mit geringerem Zuckeranteil, worauf die Marke Rabenhorst mit Neuprodukten wie «Basen-Balance» oder «Immunkraft» eingeht – beide sind mit Zink angereichert.
Qualität entscheidet
Momentan gerät auch bei Fruchtsaft der Preis in den Fokus. «Natürlich gibt es Käufer, die nur ein fruchtiges Getränk suchen. Diese sind in der Regel preissensibel und kaufen vorwiegend das, was im Angebot ist», sagt Hubrich. Wer dagegen gezielt solche Verbraucher im Blick hat, die einen Zusatznutzen suchen, darf wohl eher gelassen bleiben. Durch die Entwicklung hin zu einer bewussteren Ernährung würden bei hochwertiger Ware auch Preise akzeptiert, die nicht mit denen von Nektaren oder Konzentraten zu vergleichen seien, ist die Erfahrung von Haschke.
Bei der Verpackung präferieren die Verbraucher laut Amecke die Einweglösungen Kartonverpackung und PET. Mehrweg-Flaschen würden lediglich zehn Prozent des Marktes ausmachen. Und Rabenhorst macht verschiedene Gebindegrössen als kauffördernd aus: etwa die Wahl zwischen 700/750-Milliliter- und 125-Milliliter-Braunglasflaschen – oder Shots im 60-Milliliter-Format, die zu einem beliebten On-the-go-Produkt geworden seien.
Und was ist sonst für den Abverkauf im Markt wichtig? «Neben der gut sortierten und ansprechenden Regalplatzierung sehen wir verstärkte Chancen in Zweitplatzierungen im Umfeld des Obst- und Frischesegments», so Netenjakob. Im Handel fänden sich mittlerweile eigene Saftregale, Verkaufsständer für Sortimentsanbieter als Dauerplatzierung in der Nähe des Saftregals oder Dauer-Zweitplatzierungen im Obst und Gemüse-Bereich, so Haschke. Daneben biete sich für Shots eine Platzierung im Kühlregal oder in der Kassenzone an. So kann der Interessent auch kurz vor dem Bezahlen noch zugreifen.
Streuobst aus der Region
Wichtige Quelle für Rohware
Bei Direktsäften konnte in Deutschland insbesondere Apfelsaft seinen Marktanteil ausbauen. Das ist auf das vielfältige Angebot von regionalen Streuobstsäften zurückzuführen, die viele Keltereien produzieren. Streuobst aus der Region ist für sie die wichtigste Quelle für ihre Rohware. 2022 wurden insgesamt 382 Mio. Liter aus Streuobst und Tafeläpfeln gewonnen, 68 Mio. Liter davon als Bio-Ware. Das entspricht dem langjährigen Durchschnitt. Die Verfügbarkeit von Rohware ist für alle Fruchtsafthersteller ein wichtiges Thema. Die Wetterextreme der letzten Jahre und die teilweise exponentiellen Kostensteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erhöhen das Risiko der Betriebe zunehmend.
Quelle: VdF