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Schokolade zählt zu den beliebtesten und umsatzstärksten Segmenten im Handel. Immer mehr Verbraucher lassen sich beim Kauf von ihrem sozialen Gewissen leiten. Wie das Thema Nachhaltigkeit forciert wird.
Kakaoanbau ist heute immer noch reine Handarbeit. Der Anbau beschränkt sich aufgrund der hohen Anforderungen der Pflanzen auf Standorte rund um den Äquator. Oft fehlt den Bauern jedoch das Know-how, um das volle Ertragspotenzial auszuschöpfen – sie tragen somit das Ernterisiko. Auch die schwankenden Weltmarktpreise sorgen nicht für Planungs- und Einkommenssicherheit. Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge lebt die Mehrheit der Kakaobauer unter der Armutsgrenze von zwei US-Dollar pro Tag und Person. Immer mehr Verbraucher spielen bei diesem Spiel nicht mehr mit und entscheiden sich für fair gehandelte Erzeugnisse.
Die Nachfrage nach fairer Schokolade steigt
Dies spiegelt sich auch in den Marktdaten wider. Das Marktforschungsinstitut Dialego hat ermittelt, dass ein Drittel der Deutschen regelmäßig Fairtrade-Produkte kauft und knapp 60 Prozent gelegentlich zu Fairtrade greifen. Das Zukunftsinstitut nennt die Beweggründe für den Kauf fairer Produkte: 79 Prozent der Käufer wollen Zeichen gegen Ausbeutung und für faire Arbeitsbedingungen setzen. 71 Prozent von ihnen sind der Überzeugung, Fairtrade trage zum nachhaltigen Wirtschaften bei, und immerhin 69 Prozent glauben, mit dem Kauf die Welt ein Stück weit besser zu machen. Die Markenhersteller folgen dem Trend mit neuen Produkten, Kampagnen und Initiativen. Doch hinter den Bemühungen steckt nicht alleine rein soziales Engagement. „Es geht auch um die Rohstoffsicherung und primär um die Qualitätssicherung“, sagt Transfair-Geschäftsführer Dieter Overath. Schon heute klaffen Angebot und Nachfrage von Kakao auseinander. Schmale ökologische Nischen, alte und krankheitsanfällige Pflanzenbestände, Dürren, neue Märkte in China und Indien sowie die Verdrängung des Kakaobaums durch ertragsreichere Nutzpfl anzen tun dem Ertrag nicht gut – und die Produktion der globalen Kakaobauern konnte in den vergangenen Jahren mit dem Hunger der Industrienationen ohnehin nur schwer Schritt halten.
Lieferengpässe bei Kakao erwartet
In den kommenden Jahrzehnten dürfte sich laut Experten die Situation noch verschärfen. Befeuert wurde die Diskussion jüngst durch die Süßwarenkonzerne Mars und Barry Callebaut. In ihrem Zukunftsszenario wird die Kakaoproduktion im Jahr 2020 um eine Million Tonnen hinter dem Bedarf zurückbleiben. Im Jahr 2030 könnten es bereits zwei Millionen Tonnen sein. Die Hersteller müssen also nach Wegen suchen, um ihre Versorgung mit Kakao zu sichern und keine Versorgungsengpässe zu riskieren. Nur über die Erschließung eigener Quellen können sie sich unabhängiger gegenüber den Beschaffungsmärkten machen, sich den Rohstoff langfristig sichern und eine gleichbleibend hohe Qualität des Endprodukts garantieren.
Die Nachhaltigkeitsprogramme der Markenhersteller
2013 hat Mars 30 Prozent seines globalen Kakaobedarfs aus nachhaltigem Anbau bezogen. Bis Ende 2016 soll der Anteil auf die Hälfte wachsen und von 2020 an dann 100 Prozent betragen.
Mit der Nachhaltigkeitsinitiative „Cocoa Life“ möchte Mondelez die Arbeits- und Lebensbedingungen von Kakaobauern in der ganzen Welt verbessern. Bis Ende 2014 sollen so 38.000 Bauern in 500 Gemeinden erreicht werden. Aus nachhaltigem Anbau stammten 2013 zehn Prozent des Kakaos.
Rausch verzichtet auf Zwischenhändler und bezieht seinen Kakao – soweit möglich – direkt bei den Partnern auf den Plantagen der Ursprungsländer. Das Direct-Trade-Siegel kommuniziert die Qualitätsstandards.
Gubor ist Utz zertifiziert und bezieht seinen Kakao seit 2012 von zertifizierten Händlern, die die gewünschte Qualität liefern können. Für die Marke Gubor kommt bereits ausschließlich Utz-zertifizierter Kakao zum Einsatz.
Die Confiserie Riegelein hat bereits 2011 ein komplettes Sortiment auf Fairtrade-Standards umgestellt. Für die Weihnachtsartikel 2014 und die Osterartikel 2015 wird etwa ein Drittel des Kakaos aus nachhaltiger Herstellung bezogen. Bis 2017 soll der Kakaoeinkauf für das gesamte Sortiment der Marke Riegelein auf das Fairtrade-Kakao-Programm umgestellt werden.
Nestlé bezieht 2014 rund 80.000 Tonnen Kakao aus der eigenen Initiative „Cocoa Plan“. Ende 2015 soll der gesamte Kakao für die deutsche Süßwarenproduktion aus nachhaltigem Anbau stammen. Für Deutschland hat sich Nestlé für eine Zertifizierung durch Utz Certified entschieden. Zudem lässt Nestlé seine Lieferkette von der Fair Labor Association überprüfen.