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Die Erfindung des Tiefkühlens hat die Art, wie wir kochen und essen, grundlegend verändert. Seit 100 Jahren orientieren sich die Lebensmittel am jeweiligen Zeitgeist und sind Taktgeber für neue Trends.
Die von Clarence Birdseye erfundene Schockfrostung hat das Kochen revolutioniert. «Tiefkühlkost hat den Ernte- und Verzehrzeitpunkt von Lebensmitteln entkoppelt. Durch sie können sich die Menschen heute saisonunabhängig und verlässlich mit vitamin- und nährstoffreichen Lebensmitteln versorgen, die lange haltbar, gut zu lagern und leicht zu portionieren sind», sagt dti-Geschäftsführerin Dr. Sabine Eichner.
Vorbehalte am Anfang
Trotz der guten Argumente waren tiefgekühlte Lebensmittel keine Selbstläufer. Die Hausfrauen waren skeptisch, ob sie ihr Haushaltsgeld dafür ausgeben sollten. «Ich erinnere mich, dass es fünf Minuten dauerte, um einer Hausfrau ein Päckchen Tiefkühlerbsen zum Preis von 35 Cent zu verkaufen. Die Kunden hielten es einfach nicht für möglich, dass etwas Tiefgefrorenes sicher sein könnte, geschweige denn schmecken», zitiert der Birdseye-Biograf Mark Kurlansky in seinem Buch «The Adventures of a Curious Man» den Händler Paul G. Seyler, dessen Geschäft 1930 zu den ersten in den USA gehörte, die tiefgekühlte Lebensmittel anboten. In Deutschland waren die Frauen nicht weniger verhalten. 1960, also fünf Jahre, nachdem mit Fisch und Gemüse die ersten Tiefkühlprodukte in Deutschland auf der Allgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung (kurz: Anuga) in Köln vorgestellt wurden, betrug der Absatz von TK in Deutschland lediglich 47 000 Tonnen. Im Jahr 2022 lag der Absatz in Deutschlands Supermärkten bei fast zwei Millionen Tonnen, hat sich also seitdem mehr als vervierzigfacht.
Haltbarkeit und Frische
Fakt ist: Tiefkühlprodukte haben wichtige gesellschaftliche Veränderungen bei der Ernährung und beim Einkaufen unterstützt und Lebenswelten positiv beeinflusst. Welche das sind, hat das Marktforschungsinstitut Innofact AG im Auftrag des Deutschen Tiefkühlinstituts untersucht. Für Jüngere zählen eher die praktischen Aspekte wie Haltbarkeit und schnelle Zubereitung, während bei den Befragten über 40 Jahre der Frischevorteil ausschlaggebend ist. Insgesamt ist das Image tiefgekühlter Produkte bei den Älteren aufgrund ihrer langjährigen Haushaltserfahrung positiver besetzt. Jüngere Konsumenten mögen am liebsten Kartoffelprodukte und Pizza, Ältere hingegen bevorzugen Gemüse und Fisch aus der Tiefkühltruhe.
Flexibilität im Alltag
74 Prozent der Befragten sagen, dass Tiefkühlprodukte bessere Möglichkeiten bei variierenden Arbeits- und Schichtzeiten geschaffen sowie generell mehr Flexibilität (71 %) gebracht haben. Knapp die Hälfte (45 %) schreibt Tiefkühlprodukten eine (starke) Bedeutung für die Emanzipation der Frau zu, bei den Frauen sagen dies sogar 51 Prozent.
Weitere Verbesserungen, die die Teilnehmer des TK Trendbarometers mit Tiefkühlkost in Verbindung bringen, sind unter anderem eine leichtere Essensplanung (70 %), die einfachere Bewirtung von Gästen durch die Möglichkeit der Bevorratung (69 %), eine gesündere Ernährung (65 P%) und die bessere Berücksichtigung von Ernährungsvorlieben (62 %). Auch Ältere geniessen durch Tiefkühlprodukte nach Ansicht der Befragten (67 %) flexiblere Ernährungslösungen, beispielsweise, indem sie sich länger selbst im eigenen #Haushalt versorgen können.
Aktueller Zeitgeist
Künftig werden die Hersteller die Tiefkühltruhen und -schränke mit weiteren Innovationen bereichern. Auch diese werden sich am aktuellen Zeitgeist orientieren und die Wünsche der Verbraucher erfüllen. Davon haben selbst die Tiefkühlfans noch so einige, wie das aktuelle TK-Trendbarometer des dti zeigt. Auf der Wunschliste ganz oben stehen dabei mehr regionale Tiefkühlprodukte (44 %), umweltschonendere Verpackungen (38 %) und energiesparende Zubereitungsmöglichkeiten (29 %). Nur 13 Prozent nennen dabei mehr vegane oder vegetarische Produkte. Frische Produkte, eine gesunde Ernährung und natürliche Zutaten sind die Aspekte, die den Menschen persönlich am wichtigsten sind bei ihrer Ernährung (74 – 89 %).
Sozio-kulturelle Aspekte
«Die Disruption des Ernährungssystems durch Tiefkühlprodukte hat uns mehr Flexibilität und gesellschaftliche Freiheitsgrade ermöglicht, auch durch eine veränderte Rollenverteilung und eine enorme Zeitersparnis in der Küche», resümiert dti- Chefin Sabine Eichner. Essen und Lebensmittel erfüllen laut dti wichtige gesellschaftliche Bedürfnisse, die oft viel zu wenig in der Ernährungsdebatte berücksichtigt werden. Hier gehe es meist nur um Inhaltsstoffe, um Anbau und Haltungsmethoden, um Kennzeichnung und Werbung – die soziologischen und kulturellen Aspekte von Ernährung würden oft nur sehr am Rande behandelt. Aber gerade die Erleichterung des Alltags sei für die Verbraucher ein sehr wichtiger Vorteil von verarbeiteten Lebensmitteln und insbesondere von Tiefkühlprodukten.
TK-Trendbarometer
Welche gesellschaftlichen Veränderungen hat die Tiefkühlung bei Ernährung und Einkauf vorangetrieben?
- Entkopplung von Ernte- und Verzehrzeitpunkt: 78 %
- Hilfe bei flexiblen Arbeits- und Schichtzeiten: 74 %
- Höhere Flexibilisierung: 71 %
- Erleichterung der Essensplanung: 70 %
- Vielfalt durch überregionale/internationale Spezialitäten: 70 %
- Leichteres Selber-Kochen: 70 %
- Einfachere Bewirtung durch vorrätige Lebensmittel: 69 %
- Ermöglicht älteren Menschen, länger im eigenen Haushalt zu leben: 67 %
Welche Veränderungen sich die Shopper von der Tiefkühlbranche für die Zukunft wünschen?
- Mehr regionale TK-Produkte: 44 %
- Bessere Portionierbarkeit: 42 %
- Umweltschonendere Verpackungen: 38 %
- Energiesparende Zubereitungsmöglichkeiten: 29 %
- Neue Produktvarianten 29 %
- Mehr Infos über die Herkunft der Zutaten: 26 %
- Kürzere Zubereitungszeiten: 25 %
- Mehrwegsysteme: 24 %
- Mehr Produkte für moderne Küchengeräte: 16 %
- Mehr Infos über Nachhaltigkeit und Klimaschutz: 15 %
- Mehr vegane/vegetarische Artikel : 13 %
Quelle: Deutsches Tiefkühlinstitut e.V.