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Wieder einmal greift der Gesetzgeber in den Tabakmarkt ein, und wieder einmal beruhigen Marktkenner: Der langjährige Nachfragetrend bleibe stabil, auch wenn die Vermarktung am Point of Sale schwieriger wird.
Nach kontinuierlichen Rückgängen in den Vorjahren ist der Konsum von Zigaretten 2015 erstmals wieder angestiegen, um 2,2 Prozent auf 81,3 Milliarden Stück. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 140 Milliarden Stück. Wie das Statistische Bundesamt weiter ermittelt hat, gibt jeder deutsche Haushalt im Durchschnitt 17 Euro im Monat für Tabakwaren aus. Das sind rechnerisch sechs Prozent von den 300 Euro, die ein Haushalt im Monat für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren ausgibt. Tabakwaren sind also eine nennenswerte Größe bei den Konsumausgaben und damit ein wichtiger Sortimentsbaustein für den Lebensmittelhandel.
Neue Tabakverordnung bringt Unsicherheit
Neue Unsicherheit darüber, wie es auf diesem Markt weitergeht, beschert die am 20. Mai 2016 in Kraft getretene neue Tabakerzeugnisverordnung, die unter anderem verschärfte Warnhinweise mit sogenannten „Schockbildern“ verlangt. Vorgeschrieben ist, dass die Packungen - Zigaretten und alle anderen Tabakwaren - 65 Prozent der Fläche ihrer Vorder- und Rückseite mit Bildwarnhinweisen bedrucken müssen. Auch der Inhalt der Packungen wird sich verändern: Statt 19 Zigaretten sind nun 20 Stück als Mindestgröße vorgeschrieben.
Reduzierte Tabaksortimente
Darüber hinaus dünnen die Hersteller ihre Sortimente aus, einige kleine Marken mit weniger als ein Prozent Marktanteil – das entspricht rund 800 Millionen Stück – sind bereits vom Markt verschwunden, weitere dürften noch folgen. In den Sortimenten der meisten Lebensmittelmärkte werden diese Randmarken allerdings ohnehin nicht mehr geführt; das Problem betrifft vor allem den Fachhandel und dessen markentreue Kunden.
Schockbilder: Übergangsfrist beim Verkauf
Noch gilt die Übergangsfrist von einem Jahr für den Abverkauf der nach altem Recht produzierten Tabakerzeugnisse. Zwar sind bereits die ersten neuen Packungen im Handel, aber erst im Mai 2017 müssen die letzten alten Packungen verschwunden sein. Die Hersteller nutzen derzeit die Kapazitäten für die Vorproduktion von Tabakwaren nach dem noch geltenden Recht, um in der Phase der Produktionsumstellung den Einzelhandel mit diesen vorproduzierten Produkten bedienen zu können.
Tabakwaren mit leichten Rückgängen
Am Zigarettentray des Handels stellt sich mit den großformatigen Warnhinweisen das Problem, dass der Verbraucher vor lauter uniformen Schockbildern seine Marke nicht mehr erkennt. Er wird deswegen seine Konsumgewohnheit nicht gleich aufgeben, wie die Erfahrungen im Ausland zeigen, aber möglichweise mit Fragen das Kassenpersonal belasten. Hier hat die Industrie schon Abhilfe ersonnen und Karten mit stilisierten Markenbildern entwickelt, die in Front der jeweiligen Regalplätze angebracht werden können. Ohnehin gehen Marktkenner wie Lekkerland-CEO Michael Hoffmann davon aus, dass auch künftig die Nachfrage nach Tabakwaren dem Trend der letzten Jahre folgen wird, also keinen Einbruch, sondern kontinuierlich leichte Rückgänge erleben wird.