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Mit Skyr fing es an, mittlerweile erfasst die Proteinwelle fast alle Warengruppen der Weissen Linie. Besonders bei Desserts haben die Hersteller noch viel vor.
In den Mopro-Abteilungen lassen Eiweiss- und Skyr-Produkte die Kasse klingeln. Die Entwicklung ist nach Zahlen von Nielsen immens – und durchaus auch vom Fitness- und Wellnesstrend getrieben. Betrachtet man das bis zur Kalenderwoche 39 aufgelaufene Jahr 2019/2020, ergibt sich bei der Sammelbezeichnung «Weisse Linie Protein» im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode ein Absatzplus von 25 Prozent, die Umsätze legten um 36 Prozent zu. Indes spielt sich der Eiweisstrend in der gesamten Mopro-Abteilung ab. «Nach den uns vorliegenden Zahlen haben im Grunde alle Segmente der Weissen Linie in 2020 gegenüber dem Vorjahr gewonnen. Dabei sticht heraus, dass proteinreiche Produkte deutlich höhere Wachstumszahlen im zweistelligen Prozentbereich aufweisen. Treiber dabei ist anders als in den Vorjahren nicht mehr allein Skyr, sondern auch andere proteinreiche Milchprodukte finden zunehmend den Weg in den Einkaufskorb der Verbraucher», sagt Dr. Björn Börgermann, Referent beim Milchindustrie-Verband.
Explodierende Umsätze
«Viel Eiweiss, wenig Fett – das kannte man so ja bislang nur von Magerquark. Doch im Gegensatz dazu sind die vielen Skyr- und Protein-Artikel, die es inzwischen in den Märkten gibt, sofort verzehrfähig. Das ist Convenience pur. Unter den vielen Anbietern bleibt Arla für Branchenkenner der Platzhirsch. Tatsächlich spricht die Molkerei davon, «stolze Nummer eins unter den Skyr-Markenprodukten» zu sein und «die einzige Skyr-Marke, die einen signifikanten Bekanntheitswert bei Konsumenten» habe. Den Erfolg wollen die Düsseldorfer mit einer jüngst eingeführten cremigen Variante fortschreiben. Potenzial ist nach Meinung von Kategorie- und Markenmanagerin Anna-Lena Meyer durchaus noch da: «Konsumenten zeigen weiterhin grosses Interesse an dem Nährstoff Protein, den sie als einfach zu verstehenden Inhaltsstoff mit Natürlichkeit und auch Gesundheit gleichsetzen.»
Skyr wird cremiger
Das isländisch anmutende Molkereiprodukt weiterzuentwickeln schreiben sich inzwischen viele Molkereien auf die Fahnen. Bauer ist zwar spät auf den Zug aufgesprungen, will sich allerdings vom Wettbewerb abgrenzen: Im Gegensatz zu klassischen Skyr-Produkten «setzen wir bei unserer Variante auf eine cremig-milde Joghurtbasis. Das ist vor allem für Verbraucher interessant, denen der auf Frischkäse basierende Geschmack nicht zusagt. Wir erreichen somit nicht nur bestehende Verwendergruppen, sondern auch die, die bislang keine oder nur kaum Berührungspunkte mit Skyr hatten», sagt Geschäftsführer Michael Ohlendorf. Er verspricht sich davon viel: «Indem wir auf einen bewährten Geschmack und ein vertrautes Markendach setzen, animieren wir gezielt zu Probierkäufen.» Ehrmann stellt in diesem Zusammenhang fest, den ersten Protein-Joghurt auf den Markt gebracht zu haben: «Besondere Cremigkeit, zehnprozentiger Proteingehalt, kein Zuckerzusatz und Laktosefreiheit – das alles zeichnet dieses Produkt aus», betont Susanne Bagaméry, Leiterin Produktmanagement. Auch ausserhalb des Joghurts spielen die Oberschönegger die Eiweiss-Karte und entwickeln das Dessertangebot weiter: «Die gesunde Sünde ist der Wunsch eines jeden.» Der Erfolg des High-Protein-Puddings spreche für sich. Die Chocolate-Variante enthält nur vier Gramm Zucker je 100 Gramm. Auch Dr. Oetker ist bei Protein-Desserts aktiv, setzt aber auch auf grössere 400-Gramm-Becher. Neu in dieses «Nachtisch-Segment» steigt Dovgan ein und führt eine Range gekühlter Milch- & Quark-Snacks unter der Marke «Plombir» aktuell in den Markt ein. Auch Dovgan meint: «Der Trend geht zu gesunden Snacks.» Und Potenzial ist noch genug da.
Skyr: viel Protein – wenig Fett
Skyr wird seit Jahrhunderten auf Island vorwiegend aus Kuh-, aber auch aus Schafmilch hergestellt. Die Milch wurde so für den Winter haltbarer gemacht. Der Legende nach brachten Wikinger Skyr vor über 1000 Jahren nach Island. Grundlage ist entrahmte Milch, die mit Milchsäurebakterien und Lab versetzt und damit dickgelegt wird. Die Milchmenge für die Herstellung von Skyr beträgt viermal mehr als beispielsweise für Joghurt. In Deutschland muss es als «Frischkäsezubereitung» gekennzeichnet werden. Die Herstellung ist der unseres heimischen Quarks sehr ähnlich. Die Konsistenz von Skyr erinnert an cremigen Quark oder griechischen Joghurt, jedoch bei sehr geringem Fettgehalt. Geschmacklich weist das Produkt eine leicht säuerliche Note, vergleichbar mit Naturjoghurt, auf. Neben Natur-Skyr gibt es auch noch verschiedene Fruchtvarianten mit aromatisierten Fruchtzubereitungen. Diese sind immerhin weniger gezuckert als entsprechende Fruchtjoghurts. Traditionell wird Skyr mit Heidelbeeren oder pur gegessen.
Was ist drin?
Die Nährstoffzusammensetzung von Natur-Skyr ist vergleichbar mit der von Magerquark. Beide sind nahezu fettfrei und haben 3 bis 4 Gramm Milchzucker (Laktose) pro 100 Gramm. der Proteingehalt liegt beim Magerquark mit 12 bis 13,5 Gramm noch etwas über dem von Skyr (11 g). Beim Calciumgehalt liegt die Spannbreite bei Skyr mit Werten zwischen 100 und 150 Milligramm wiederum leicht vor Magerquark mit 92 Milligramm pro 100 Gramm. Hier kann Joghurt mithalten, jedoch bei deutlich geringerem Proteingehalt (5 g/100 g).
Quelle: Verbraucherservice Bayern