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Neue Sorten, überraschende Geschmacksrichtungen sowie gesunder und nachhaltiger Genuss: Bei Süsswaren und Snacks setzt sich die Entwicklung der Vorjahre fort. Dabei rücken «Vegan», «Clean Eating» und «Klimaschutz» stärker in den Fokus.
Wichtiges Kriterium für die Kaufentscheidung seien weiterhin Genuss und Geschmack, heisst es bei den Herstellern. Neue Kreationen sollen dabei für Abwechslung sorgen: «Konsumenten wünschen sich intensivere Geschmackserlebnisse, ungewöhnliche Kombinationen oder auch kleine Genussmomente für zwischendurch», sagt Bert Kriewolt, Market Activation Director Chocolate DAT bei Mondelˉez International. Produkte wie «Milka Dark Milk», die Pralinés «Zarte Momente» oder Grosstafeln der Range «Mmmax» mit «ausgefallenen Zutaten und Texturen» sollen dieses Bedürfnis bedienen. «Je besonderer die Konsistenz, desto besser», bestätigt auch Christian Fenner, Co-Gründer von the nu company. «Cremig, Crunchy, Crispy – das macht unsere Topseller aus. Doch auch die milden Sorten, die trotzdem ohne Milchpulver auskommen, sind sehr gefragt.»
Salzig: Gesunde Snacks gefragt
Bei den salzigen Snacks seien zwei Richtungen erkennbar, sagt Manuel Rams, Geschäftsführer bei Mayka: Zum einen werde weiter auf neue Geschmacksrichtungen in altbewährten Produktlinien gesetzt, etwa bei Chips und Nüssen. «Gleichzeitig wird jedoch das Angebot der Produktlinien mit neuen Basiszutaten wie Linsen, Erbsen oder Quinoa weiter ausgebaut und mit Geschmacksvarianten versehen.» Snackprodukte aus Linsen hätten sich mittlerweile fest im Regal etabliert, heisst es bei Intersnack. Ein Treiber der neuen, gesundheitsbewussten Angebote sei dabei besonders die junge Generation, ergänzt Joachim Mann, Marketingleiter bei Seeberger. «Vor allem junge Konsumenten sind auf der Suche nach gesunden Alternativen, ohne auf Genuss verzichten zu müssen.» Generell gelte: «Der Snacking Trend nimmt zu und gesunde Snacks für zwischendurch sind sehr gefragt.» Kein Wunder also, dass die Hersteller erfolgreich gestartete To-go-Angebote auch 2022 weiter ausbauen wollen. So setzt Maryland etwa erneut den Fokus auf das Bechersortiment, das bereits 2021 um drei würzige Sorten erweitert wurde.
Kunden wählen neue Sorte
Impulse setzen auch Crowdsourcing-Aktivierungen wie der Trend zur Kundenmitbestimmung. So dürfen bei der Intersnack-Marke funny-frisch schon seit längerem Verbraucher darüber abstimmen, welche neue Sorte das Chipsfrisch-Portfolio ab März des Folgejahres ergänzen wird. Bei den Konsumenten komme das gut an, sagt Karl Westing, Geschäftsführer bei Intersnack Deutschland. Bei der funny-frisch Chips-Wahl 2021 seien etwa mehr als eine halbe Million Stimmen abgegeben worden.
Neue Segmente
Wachstumspotenzial bietet zudem die Erschliessung neuer Segmente, etwa die Einführung einer Haselnusscreme von Milka in der Kategorie der süssen Brotaufstriche. Dagegen hat Mayka zum Jahresstart 2022 seine Ausrichtung als Anbieter eines breiten Knabbersortiments verlassen. Man wolle sich nun mit «voller Kraft der Kernkompetenz des Unternehmens, dem Laugendauergebäck, widmen», heisst es beim Unternehmen.
«Frei von» boomt
Wer im Jahr 2022 nascht oder snackt, achtet immer öfter auch auf die Produkt- und Rohstoffherkunft sowie Nachhaltigkeit. «Das Konsumverhalten hat sich geändert», erklärt Joachim Mann von Seeberger, «die Menschen konsumieren bewusster.» Der Trend zu Clean-Label-Produkten und Clean Eating werde sich weiterhin halten, erwartet Sabine Schommer, Director der Branchenmesse ISM. Dabei gehe es vor allem um weniger Zucker und weniger künstliche Inhaltsstoffe sowie die Rückkehr zur traditionellen und natürlichen Lebensmittelherstellung ohne Gentechnik. «Zur aktuellen ISM erwarten wir, dass Produkte mit Kennzeichnungen wie «Ohne Zusatzstoffe», «Bio», «Natürlich/Naturbelassen» oder «Frei von Gentechnik» deutlich zunehmen werden.»
Vegan naschen
Auch die Marktpräsenz pflanzenbasierter Angebote wächst. «Der Verzicht auf tierische Produkte boomt, damit steigt auch das Interesse an veganen Naschereien», hat Josef Stollenwerk, Vertriebsleiter Deutschland bei Manner beobachtet. Der österreichische Hersteller werde daher neben der Sortenvielfalt die Produkteigenschaften vegan und fair noch stärker in den Fokus rücken. Seit Anfang 2021 beziehe das Unternehmen für das gesamte Waffel- und Schnittensortiment Fairtrade-gehandelten Kakao.
«Plant-based» ist mit Blick auf die Klimaentwicklung in der Süsswaren- und Snackbranche ein langfristiges Thema und wird uns die nächsten Jahre begleiten», bestätigt ISM-Director Sabine Schommer die Relevanz des Vegan-Trends. Insbesondere bei Sport-, Energie,- oder Getreideriegeln würden pflanzliche Proteine verstärkt eingesetzt. «Auch bei der Zucker- und Schokoladenware erwarten wir auf der ISM weitere neue vegane und vegetarische Alternativen, etwa Schokoladensorten auf Basis von Milchalternativen.»
Weniger Plastik, mehr Papier
Ressourcenschonung betrifft auch das Thema Verpackung. Nicht zuletzt, weil Kunden dies zunehmend erwarten: Laut einer Studie von Price Waterhouse Coopers vermeiden 42 Prozent der europäischen Verbraucher Plastik, wo immer es möglich ist, 41 Prozent bevorzugen Produkte mit weniger Verpackung. Ein unübersehbarer Trend in der Verpackungsentwicklung bei Süsswaren und Snacks sei daher «dort wo auf Kunststoff verzichtet werden kann, Papier oder Karton einzusetzen», sagt ISM- Director Sabine Schommer.
Monofolien als Kompromiss
Fakt sei aber auch: Papierbasierte Alternativen für Standbodenbeutel und Flachbeutel, tiefgezogene Trays, Schalen und Blister befänden sich noch im Anfangsstadium der Entwicklung. Papier toleriere etwa in einem automatisierten Verpackungsprozess nur wenig Zugübertragung und könne leichter reissen. Notwendig bleibe die Verwendung von Kunststoff auch dann, wenn mit besonders dichten Verpackungen lange Haltbarkeit gewährleistet werden solle. Als Kompromiss zwischen Produktschutz und Recyclingfähigkeit könnten hier Monofolien zum Einsatz kommen, da ihr sortenreines Material eine Wiederverwertung zulässt.
Preise ziehen weiter an
Herausfordernd für die Süsswaren- und Snack-Branche bleiben die Preissteigerungen für Rohstoffe, Verpackungsmaterial, Logistik und Energie sowie die weltweiten Verzögerungen in der Lieferkette. «Wir gehen davon aus, dass die enorme Kostensteigerung des vergangenen Jahres auch in 2022 anhalten und sich weiter verschärfen wird», sagt Karl Westing von Intersnack. «Von unserer Seite ist eine Erhöhung der Endverbraucherpreise daher unvermeidbar.» Unsicher bleibe auch die weitere Entwicklung bei Verpackungsmaterial, ergänzt Joachim Mann von Seeberger. «Nachhaltigeres Verpackungsmaterial ist extrem gefragt, an sich schon deutlich kostenintensiver in der Beschaffung und mittlerweile mit extrem langen Vorlaufzeiten versehen. Klimaschutz «for free» gibt es eben nicht.»