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In Österreich bekennen sich so viele Verbraucher wie noch nie zu einem nachhaltigen Konsum. Das hat der österreichische Handelsverband ermittelt. Die Studie zeigt auch, dass der Lebensmitteleinzelhandel mit seiner Transparenz ein besonders hohes Renommee geniesst.
Das Jahr 2021 war – neben der Corona-Pandemie – vor allem geprägt von öffentlichen Debatten über den Klimawandel. Doch wie sieht es in Österreich in puncto Nachhaltigkeit wirklich aus und welche Konsequenzen ziehen die Verbraucher daraus? Diesen Fragen ist das Institut «MindTake Research» im Auftrag des österreichischen Handelsverbandes nachgegangen und hat in einer Verbraucherumfrage das Konsumverhalten der Bevölkerung unter die Lupe genommen. Die Studie «Wie nachhaltig denkt Österreich?» kommt anhand verschiedener Parameter zur Erkenntnis, dass der Stellenwert eines nachhaltigen Konsums neue Höchstwerte erreicht hat.
Herkunft ist entscheidend
«Selten war das Bewusstsein für einen nachhaltigen, möglichst regionalen Konsum so ausgeprägt wie heute», fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die Ergebnisse zusammen. Bereits 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher achten beim Lebensmittelkauf besonders auf den Faktor Nachhaltigkeit, bei Elektrogeräten sind es immerhin zwei Drittel und bei Mode mehr als 61 Prozent. 44 Prozent der Befragten geben an, dass die Produktionsbedingungen von Nahrungsmitteln seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine wichtigere Rolle bei ihrem Einkauf spielen als noch vor der Krise. Will betont, dass insbesondere die Herkunft der Lebensmittel für die Konsumentscheidung eine grosse Relevanz spiele: «92 Prozent der Bevölkerung achten besonders darauf.»
Akzeptanz für höhere Preise
Wie stark die Verbraucher inzwischen umdenken, zeigen auch die Teilergebnisse. Der Konsum von Produkten aus biologischer Landwirtschaft steigt weiter deutlich an: Mehr als ein Drittel der Konsumenten (36 %) greift verstärkt zu Bio-Produkten im Regal. «Spannend» ist aus Sicht des Handelsverbandes auch, dass 80 Prozent der Bevölkerung bereit wären, eine moderate Preiserhöhung bei Fleisch in Kauf zu nehmen, wenn dadurch bessere Produktionsbedingungen und eine artgerechte Tierhaltung sichergestellt werden. Immerhin fünf Prozent der Befragten würden dafür sogar mehr als 50 Prozent Aufschlag akzeptieren.
Verschiedene Trends
Das Essverhalten in der Alpenrepublik ändert sich insgesamt deutlich. Der Handel und Produzenten müssen viele parallel laufende Trends erkennen und bedienen. Mittlerweile stufen sich 37 Prozent der Österreicher als flexitarisch, pescetarisch, vegetarisch oder vegan ein. Vier von zehn Konsumenten verzichten nach eigenen Angaben ganz oder zumindest weitgehend auf Fleisch. Vor allem die jüngere Generation reduziert ihren Fleischkonsum und trägt erheblich zum Boom der vegetarischen Ernährung bei. Auf der anderen Seite bevorzugen aber «knapp zwei Drittel weiterhin Schnitzel und Leberkäse», unterstreicht Rainer Will die unverändert grosse Bedeutung dieser Zielgruppe.
LEH punktet mit Transparenz
Gute Noten von seinen Kunden erhält der heimische Handel, vor allem für seine Transparenz. Rund 80 Prozent der Studienteilnehmer bewerten den Lebensmitteleinzelhandel als transparenteste Branche in puncto Herkunftskennzeichnung. Die Öffentliche Hand mit Ministerien, Kindergärten, Spitälern und anderen Einrichtungen kommt hingegen nur auf 10,3 Prozent. Und auch die Gastronomie landet mit 9,9 Prozent Zustimmung weit abgeschlagen hinter dem Lebensmitteleinzelhandel bei der Frage, welche Branche in Österreich bei der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln die transparenteste ist. Das zeigt, dass sich die vom Handel gepflegte nachvollziehbare Herkunftskennzeichnung mehr als auszahlt. Sie erleichtert den österreichischen Konsumenten die bewusste Entscheidung zu Gunsten regionaler Produkte. Und davon, so der Handelsverband, profitieren alle Beteiligten: neben den Konsumenten und Händlern auch die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft sowie ihre nachgelagerten regionalen Verarbeiter.