Klara Bühl blickt bereits mit jungen Jahren auf eine steile Karriere zurück – mit 15 Jahren gab sie ihr Bundesliga-, mit 18 Jahren ihr A-Nationalmannschaftsdebüt und wurde zur Nationalspielerin des Jahres 2023 gewählt. Im Interview spricht sie unter anderem über ihre Anfänge, Vorbilder, Olympia sowie die Entwicklung des Frauenfussballs.
Frau Bühl, wie sind Sie zum Profisport gekommen?
Klara Bühl: Ich habe einen anderthalb Jahre älteren Bruder, mit dem habe ich im Kindesalter früh alle Sportarten ein bisschen ausprobiert – sei es Tennis, Radfahren, Skifahren und auch Fussball. Tatsächlich sind wir dann beide beim Fussball hängen geblieben und haben zusammen in der Jungenmannschaft der Spvgg Untermünstertal gespielt. Dort habe ich meine ersten Fussballjahre verbracht und dort durfte ich mich unter anderem für die regionale Stützpunktauswahl empfehlen. So habe ich meine Leidenschaft für Fussball entdeckt.
Wie wichtig ist für Sie als Profisportlerin die Ernährung?
Klara Bühl: Die Ernährung spielt für mich eine sehr wichtige Rolle. Denn darüber bringt man seinen Körper auf Höchstleistung, kann höchste Leistungen abrufen, über die Jahre hinweg. Bereits in den U-Nationalmannschaften habe ich viel über Ernährung erfahren. Da konnte ich sehr viel Wissen aufbauen. Natürlich spielt auch die eigene Erfahrung eine Rolle, dass man beispielsweise feststellt, dass Nudeln und Proteine gut für den Körper sind. So bauen sich über die Jahre Automatismen und Gewohnheiten beim Essen auf, so dass man 100 Prozent beim Spiel geben kann.
Was mögen Sie am liebsten?
Klara Bühl: Ich liebe alles, was mit Pasta zu tun hat. Am liebsten esse ich Trüffelpasta, weil sie einen super Eigengeschmack hat. Ansonsten ernähre ich mich sehr vielseitig und erlaube mir auch mal einen Cheat Day. Die Abwechslung ist der Schlüssel für eine ausgewogene Ernährung.
Ihre Karriere begann in einer Jungenmannschaft. Wie hat das Ihr Spiel geprägt?
Klara Bühl: Das Training mit den Jungs hat mir viel gebracht. Du lernst dich körperlich durchzusetzen und du musst dich natürlich der Spielgeschwindigkeit anpassen. Das hat mich geprägt und entsprechend konnte ich für meine weitere Laufbahn als Spielerin einiges mitnehmen.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Nachwuchsförderung speziell für Mädchen?
Klara Bühl: Es ist einfach unglaublich wichtig, dass man schon früh geschult wird und eine gewisse Grundausbildung erhält – sowohl in der Technik als auch in der Taktik. Und auf diese Basics kann dann aufgebaut werden. Durch die sportlichen Erfolge der Frauenmannschaften wie beispielsweise unsere Nationalmannschaft fangen jetzt viele Mädchen mit dem Fussballspielen an. Das können die Talente von morgen sein. Wenn es um die Förderung geht, sehe ich beim Frauenfussball allerdings noch grosses Potenzial. Wichtig ist es aus meiner Sicht, reine Mädchenmannschaften aufzubauen, damit sie sich gegenseitig duellieren können, miteinander trainieren können und sich gegenseitig fördern können. Das ist das gleiche wie bei den Jungs, dass es einfach die Forderung nach einer gewissen Nachwuchsförderung braucht.
Wie wichtig ist es in dem Kontext, Vorbilder zu haben und auch ein Vorbild zu sein?
Klara Bühl: Für mich persönlich ist es eine sehr schöne Rolle, in eine Vorbildfunktion zu schlüpfen. Es ist schön zu sehen, wenn die Mädchen auf einen heraufschauen, sie bei den Spielen zuschauen und sich dabei viel abschauen. Früher gab es für uns nur Männervorbilder. Auf YouTube hat man sich Videos von beispielsweise Franck Ribéry oder Arjen Robben angeschaut und die Tricks später im Garten nachgespielt. Und jetzt ist es halt einfach schön zu sehen, dass die Mädels die Chance haben, auch die Frauenspiele anzuschauen, sich dort Vorbilder zu suchen und dann wirklich auch diese weiblichen Vorbilder zu haben und denen nachzueifern.
Wie kann das noch mehr gefördert werden?
Klara Bühl: Ich glaube, dass der Frauenfussball weiterhin Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit braucht. Dafür müssen die Spiele auch im Fernsehen übertragen werden. Wichtig ist, dass sich die Fans mit den Spielerinnen treffen und austauschen können. Beide Seiten gewinnen damit auch immer sehr viel Energie. Deswegen braucht es einfach diese Nahbarkeit und Sichtbarkeit in Form von Bildern, Videos und Interviews von weiblichen Vorbildern, die sich dann die fussballbegeisterten Mädchen anschauen können.
Wie hat sich der Frauenfussball in Deutschland entwickelt?
Klara Bühl: Der Frauenfussball ist extrem gewachsen – hinsichtlich der sportlichen Leistung, die auf den Plätzen gebracht wird, aber auch hinsichtlich der Rahmenbedingungen, die geschaffen wurden, bis hin zu den TV-Quoten. Bei den Länderspielen ist diesbezüglich ein Riesenschritt gemacht worden. Für uns gilt es, diese positiven Entwicklungen weiterzugehen, mit kleinen Schritten daran anzuknüpfen, damit in drei bis vier Jahren daraus noch mal ein grosser Schritt entstehen kann. Da müssen wir als Vorbilder vorangehen und wir müssen dazu beispielsweise gute Anschlusszeiten für die Länderspiele einfordern. Das ist extrem wichtig, damit die Fans auch die Spiele überhaupt sehen können. Diese Entwicklung gilt es, weiter anzuschieben. Wir Spielerinnen stehen da auch in der gewissen Verpflichtung, aber auch alle anderen Beteiligten des Sports, dass man dem Frauenfussball die Chance gibt, weiter zu wachsen.
Sie haben sich für Olympia qualifiziert. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Turnier?
Klara Bühl: Hierzu möchte ich unseren Bundestrainer Horst Hrubesch zitieren: «Wir fahren da jetzt nicht hin, um einfach nur mitzuspielen.» Olympia ist für mich ein riesiges Highlight, und Deutschland in Paris vertreten zu dürfen ein ganz besonderes Erlebnis. Und natürlich gehen wir auch mit den Ambitionen dahin, bis zum Ende im Turnier zu bleiben und auch das Turnier zu gewinnen.
Wer wäre Ihr Traumgegner im Endspiel?
Klara Bühl: Ich habe jetzt gar nicht ausgerechnet, wer das sein könnte. Wenn man das ganze Teilnehmerfeld betrachtet, dann sind nur Weltklasse-Mannschaften dabei. Von daher würde ich jeden Gegner nehmen, der dann im Endspiel auf uns treffen könnte.
Wie bereiten Sie sich auf die Olympischen Spiele vor?
Klara Bühl: Jetzt fahre ich erstmal in den Urlaub und danach geht es darum, möglichst fit zu werden, an der körperlichen Leistung zu arbeiten und das eine oder andere zu perfektionieren. Vor allem aber gilt es, als Team zusammen zu wachsen, da dies für so ein Turnier mitentscheidend ist – auch ausserhalb des Spielfeldes. Bei Turnieren auf Weltklasse-Niveau gilt es nicht nur körperlich, sondern auch mental den richtigen Fokus zu haben.
Welchen Titel möchten Sie in Ihrer noch jungen Karriere unbedingt gewinnen?
Klara Bühl: Mit dem Verein Bayern München würde ich sehr gerne mal die Champions League gewinnen. Das ist einfach das Grösste, was man auf Vereinsebene erreichen kann. Grossartig wäre es mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris zu gewinnen und nächstes Jahr Europameister zu werden. In meiner jungen Karriere ist es einfach das nächste Ziel, einen Titel zu holen.