Nuss-Vielfalt – Appetit auf mehr

Montag, 29. August 2022
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In der kommenden kalten Jahreszeit haben Mandeln, Hasel- und Walnüsse, Cashewkerne und andere Schalenfrüchte wieder Hochkonjunktur. Aber auch ganzjährig steigt die Nachfrage in der DACH-Region.

Jeder fünfte Deutsche ab 14 Jahren gönnt sich mehrmals im Monat Erdnüsse oder andere Nüsse. 14 Prozent – das sind fast zehn Millionen Verbraucher – greifen sogar mindestens einmal pro Woche nach diesen Naturprodukten. Damit gehören Nüsse und Nussmischungen zu den beliebtesten Produkten im Segment der Knabberartikel. Nur Chips und Salzgebäck werden noch häufiger verzehrt, so der aktuelle Berichtsband «VuMA Touchpoints 2022».

Nachfrage steigt
Nüsse und Kerne, aber auch Steinfrüchte wie die Mandel oder die Hülsenfrucht Erdnuss werden zu den Schalenfrüchten gezählt. In diesem vielfältigen Segment Sortimentskompetenz zu zeigen, zahlt sich für den Handel aus, denn die Nachfrage steigt. Rund fünf Kilogramm Schalenfrüchte liess sich jeder Deutsche im Wirtschaftsjahr 2020/21 schmecken. Im Jahr 2014 waren es erst 4,6 Kilogramm. Das zeigt die Statistik des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL), in die auch Esskastanien und Kokosnüsse einfliessen. Die Renner sind Erdnüsse mit 1,4 Kilogramm pro Kopf und Jahr, Mandeln (1 kg) und Haselnüsse (0,8 kg). Dahinter folgen Cashewkerne und Walnüsse mit je rund 500 Gramm sowie Pistazien mit 400 Gramm. Die Marktbeobachter von Statista erwarten, dass sich das Wachstum sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz in den kommenden Jahren fortsetzt (s. Info S. 20). Welche einzelnen Produkte das Wachstum besonders stark treiben werden, bleibt abzuwarten.

Abhängig von Importen
Deutschland ist bei der Versorgung komplett auf Importe angewiesen. 2021 betrug der Nettoimport an Schalenfrüchten nach Angaben des BZL 409 800 Tonnen. Selbst Hasel- und Walnüsse aus heimischem Anbau spielen – bis auf Direktvermarktung vor Ort – für die Versorgung des deutschen Marktes so gut wie keine Rolle. Die grossen Anbauregionen sind über die ganze Welt verstreut. Die wichtigsten Lieferländer sind Argentinien (Erdnüsse), die USA (Mandeln) und die Türkei (Haselnüsse). So deckt die Türkei den weltweiten Haselnussbedarf zu mehr als 75 Prozent. Und mehr als 80 Prozent aller weltweit produzierten Mandeln kommen aus Kalifornien, mit weitem Abstand folgt Spanien.

Viele Unwägbarkeiten im Markt
Diese Dominanz einzelner Anbauregionen ist einer der Unsicherheitsfaktoren für die Versorgungslage und Preisentwicklung. Beispiel Haselnuss: Im März 2014 erfroren bei einem kurzen Kälteeinbruch in der Türkei unzählige Haselnussblüten am Schwarzen Meer. Ein grosser Teil der Ernte des Weltmarktführers, der auf etwa 650 000 Hektar in guten Jahren bis zu 800 000 Tonnen erntet, fiel aus und liess die Preise auf das Allzeithoch von 15 Euro pro Kilogramm schiessen. Zum Vergleich: Stand Juni 2022 bewegten sich die Kilo-Preise der 2021er Ernte zwischen 5,10 Euro und 5,75 Euro (bio), wie das Rohstoff-Monitoring der Markant ausweist. Grundsätzlich sind Preis-Prognosen im Markt der Schalenfrüchte schwierig. So verweisen Marktbeobachter in diesem Jahr neben den allfälligen Ernteschwankungen auch auf andere Faktoren wie steigende Betriebskosten (Diesel, Dünger etc.) der Anbauer, Störungen und Rekordpreise in den internationalen Logistikketten, aber auch eine möglicherweise sinkende Nachfrage der Verbraucher aufgrund der in vielen Ländern stark steigenden Lebenshaltungskosten.

Mehr Anbauflächen
Immerhin sprechen einige Rahmenbedingungen dafür, dass das Angebot bei wichtigen Schalenfrüchten tendenziell wächst. So wurde die Haselnuss-Anbaufläche in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Italien ist seit langem der zweitgrösste Produzent mit über 130 000 Tonnen im Jahr. Georgien, Aserbaidschan und Chile sind inzwischen ebenfalls bedeutende Akteure am Weltmarkt und auch für Deutschland wichtige Lieferanten. Bei anderen Produkten werden die Flächen ebenfalls erweitert. Die USA etwa bauen die Erzeugung von Pistazien stark aus und kompensieren damit einen Teil der Rückgänge in der Türkei und im Iran, wie aus der Statistik des United States Department of Agriculture (USDA) hervorgeht. Bei Mandeln sind die Aussichten für die neue Ernte in Kalifornien ermutigend, aber der Wassermangel könnte die Prognose von knapp 1,3 Millionen Tonnen zunichtemachen. Spanien als zweitgrösster Mandelproduzent hat seine Erwartungen witterungsbedingt bereits um 30 Prozent auf 60 000 Tonnen reduziert. Der deutsche Bedarf an Mandeln ist in den letzten zehn Jahren um fast 40 Prozent gestiegen: Nach Zahlen von Statista kamen 2021 rund 113 200 Tonnen ins Land, 2011 waren es erst 81 500 Tonnen.

Neue Ernte ins Regal
Bei Cashewkernen steigt die Nachfrage in den USA, China und Europa ebenfalls weiter an, wie der International Nut and Dried Fruit Council (INC) mitteilt. In diesem Jahr hält die Produktion (Afrika, Indien, Vietnam) mit dem steigenden Bedarf mit: Das INC erwartet eine knapp sechs Prozent grössere Ernte mit rund 4,1 Millionen Tonnen unverarbeiteter Nüsse. Auch der American Pecan Council (APC) verzeichnet seit Jahren ein wachsendes Interesse an Pekannüssen – und hilft der Nachfrage in Deutschland aktiv auf die Sprünge. Im Jahr 2021 wurde eine Kampagne gestartet, um Verbraucher über die Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten zu informieren. Für den LEH ist jetzt ebenfalls die Zeit gekommen, seine Kunden auf ein erntefrisches Angebot hinzuweisen. Denn zum Herbstbeginn gibt es Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse und Mandeln aus neuer Ernte. Pekan- und Paranüsse folgen etwas später. In der Vorweihnachtszeit erwartet der Konsument in der Obst- und Gemüseabteilung ein loses Angebot an Erdnüssen, Hasel- und Walnüssen oder auch Pistazien und Maronen. Immer mehr Händler führen lose Ware aber auch ganzjährig in Unverpackt-Stationen.

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Planetary Health Diet
Ob als Snack, Backzutat oder Brotaufstrich – Nüsse bereichern den Speiseplan. Neben Omega-3-Fettsäuren (alpha-Linolensäure) enthalten sie Kalium und Natrium, B-Vitamine und Vitamin E und vor allem auch pflanzliches Eiweiss, was im Sinne einer vegetarischen Ernährung erwünscht ist. Nach der «Planetary Health Diet», einem Speiseplan, der weltweit die Gesundheit bewahren soll, sind bei einer täglichen Energieaufnahme von 2500 Kilokalorien auch 50 Gramm Nüsse pro Tag vorgesehen. Das entspricht etwa einer Hand voll.