Ein Ausdruck der eigenen Identität

Freitag, 28. Februar 2025
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Immer mehr Konsumenten richten ihre Ernährungsweise nach ihrer Lebenseinstellung aus. Dabei kommt es ihnen nicht nur darauf an, sich gesund und auch ausgewogen zu ernähren. Auch innere Überzeugungen werden dabei immer wichtiger.

Ernährung dient schon längst nicht mehr einfach nur der Nahrungsaufnahme. Sie ist längst zu einem Megatrend und Lifestylethema geworden, gar zum Ausdruck der eigenen Identität. Noch nie gab es so viele unterschiedliche Ernährungsstile wie heute. Dabei stehen gesundheitliche, ökologische, soziale und religiöse Kriterien im Vordergrund, woraus sich dann Ernährungstrends entwickeln. Manche beziehen sich auf die Auswahl bestimmter Lebensmittel(gruppen), andere wiederum auf die Art der Zubereitung oder des Verzehrs.
Im zweiten Teil der dreiteiligen Serie berichtet das Markant Magazin ONE nun über die Ernährungsweisen der Rohköstler, Paleoaner und Peganer. 
 
Allen drei gemein ist, dass sie Teile einer veganen Ernährungsweise aufgreifen. 
 
Rohköstler
Sie verzehren ausschliesslich Lebensmittel, die nicht über 42 Grad Celsius erhitzt werden. Ferner sind verarbeitete Lebensmittel tabu, die im Laufe des Herstellungsprozessen erhitzt, sterilisiert oder pasteurisiert wurden, um länger haltbar gemacht zu werden. Auch Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen werden vermieden. Rohkost kann vegetarisch, vegan oder auch der gemischte Verzehr von pflanzlichen und tierischen Produkten sein. Wesentlich bei der Definition, was Rohkost überhaupt ist, ist der Faktor Hitze. Die Nahrung bleibt lebendig – so zumindest der Kerngedanke der Rohkost-Ernährung. 
 
Viele verstehen unter Rohkost nur Obst und Salat. Doch auch Kräuter (vor allem Wildkräuter) und Gemüse zählen dazu sowie Avocados, Oliven, Öl, Nüsse, Samen und Pilze. Ausserdem können essig- und milchsaures Gemüse Bestandteil der Rohkost sein, solange sie nicht pasteurisiert wurden. Auch Honig steht auf dem Speiseplan, jedoch nur wenn er kaltgeschleudert ist. Innerhalb der Rohköstler gibt es verschiedene Gruppen. Solche, die – meist aus einer veganen Ernährung heraus – auf gekochte und verarbeitete Lebensmittel, inklusive aller tierischen Produkte verzichten. Dann gibt es Rohköstler, die rohen Fisch, unbehandelte Milch sowie Rohmilchkäse essen und jene, die sogar rohes Fleisch und Eier konsumieren.  
 
Paleoaner
Der Begriff Paleo kommt vom Wort «Paläolithikum», der «Altsteinzeit», die von etwa 600 000 bis 10 000 v. Chr. dauerte. Die Paleo-Ernährung wird daher auch als «Steinzeiternährung» bezeichnet. Somit wird bei der Paleo-Ernährung das gegessen, was bereits in der Steinzeit verfügbar war. Die Ernährung basiert vor allem auf Gemüse, tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Eiern und zum Beispiel Knochenmark sowie Obst und Nüssen. Durch den teilweise hohen Anteil kohlenhydratreicher Lebensmittel wie Trockenfrüchten handelt es sich nicht zwangsläufig um eine Low-Carb-Ernährungsform. Milchprodukte und Getreide sowie verarbeitete Lebensmittel werden vermieden. 
 
Die Paleo-Anhänger sind der Auffassung, dass der Mensch diese neuartigeren Lebensmittel evolutionsbedingt schlechter verarbeiten kann und sich diese daher negativ auf die Gesundheit auswirken. Bei der Paleo-Ernährung wird ausserdem auf Zusatzstoffe, raffinierte Pflanzenöle und -fette, Softdrinks, Alkohol und industriell verarbeitete Lebensmittel verzichtet.
 
Peganer
Die pegane Ernährung geht auf den US-amerikanischen Mediziner Mark Hyman zurück. Er vertritt die These, dass sich die vegane Ernährung und Paleo kaum voneinander unterscheiden, denn bei beiden geht es im Kern darum, möglichst natürliche und unverarbeitete Lebensmittel zu essen. Wer sich pegan ernährt, verzichtet grösstenteils auf industriell verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Gluten. Der Fokus liegt stattdessen auf natürlichen, unverarbeiteten und ursprünglichen Lebensmitteln, welche im besten Fall frei von Zusatzstoffen und Chemie sind.
 
Der Hauptbestandteil der Ernährung von Peganern ist Obst und Gemüse. Sie liefern Vitamine, Mineralien, gesunde Ballast- und sekundäre Pflanzenstoffe. Neben Nüssen, Samen und hochwertigen Pflanzenölen ergänzen allerdings auch Fleisch, Fisch und Eier den Speiseplan, solange diese frisch und möglichst wenig verarbeitet sind.
 
Tierische Lebensmittel stehen zwar regelmässig auf dem Speiseplan, gelten aber als Beilage. Ferner werden Kuhmilchprodukte in der peganen Ernährung genau wie bei Veganern vermieden. Genauso wird auf Gluten verzichtet, da es im Verdacht steht, Verdauungsbeschwerden zu fördern. Hülsenfrüchte werden nur in Massen konsumiert, da sie recht kohlenhydratreich sind und schwerverdauliche Stoffe enthalten können. 
 
Hemmnisse und Chancen
Aus rund 170 000 verschiedenen Lebensmitteln können die Verbraucher laut dem Lebensmittelverband Deutschland das auswählen, was ihnen schmeckt und was zu ihrem individuellen Lebensstil am besten passt. Dabei bergen die verschiedenen Ernährungstrends für den Point of Sale attraktive Möglichkeiten. Dennoch gilt es die Zukunft gesunder Ernährungstrends von mehreren Seiten zu betrachten, um einerseits die Hemmnisse zu erkennen und entsprechend darauf einzuwirken sowie andererseits die Chancen zu nutzen. 
 
Hemmnisse: Für 91 Prozent der Deutschen ist es wichtig, sich gesund zu ernähren, das ist ein zentrales Ergebnis des BMEL-Ernährungsreports 2024 «Deutschland, wie es isst». Dennoch gibt es Hürden für einen gesunden Lebensstil. Laut einer Befragung von Mintel (Einstellungen zu gesunder Ernährung Markt Report 2024 – Deutschland) gaben 38 Prozent der Verbraucher finanzielle Gründe als Hauptgrund an, sich nicht immer gesund ernähren zu können. Hohe Preise können die Shopper daher davon abhalten, gesünder zu leben. Dem kann der Handel mit entsprechenden Angeboten entgegenwirken.
 
Trend: Stark sättigende Inhaltsstoffe gehören laut den Marktforschern von Mintel zu den Top-Trends im deutschen Lebensmittelbereich und werden voraussichtlich an Nachfrage gewinnen. Ebenso gefragt sein werden Produkte, die Verbraucher dazu animieren werden, mit holistischem Ansatz an ihrem Wohlbefinden zu arbeiten, da ganzheitliche Gesundheit im Mittelpunkt steht.
 
Zukunft: Zudem werden sich Verbraucher verstärkt der Technologie zuwenden, um Ernährungsberatung in Form von KI-Chatbots zu erhalten. Die Marktforscher von Mintel gehen davon aus, dass dies besonders deutsche Konsumenten unter 35 Jahren ansprechen wird. Zudem sei zu erwarten, dass Unternehmen verstärkt zu natürlichen Rezepturen mit «Clean Label» wechseln werden, da natürliche Inhaltsstoffe für 40 Prozent der Shopper beim Kauf von Lebensmitteln und Getränken ein relevanter Entscheidungsfaktor sei. Ein Aspekt, der im dritten Teil der Serie «Ernährungsstile» in der April-Ausgabe des Markant Magazins ONE eingehend beleuchtet wird. 

News

Simon Schwenk, Martin Kritzenberger, Christoph Lerbs, Ulrich Spaan (alle dmTECH, v. l. n. r). freuen  sich über die Auszeichnung.
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Der reta award 2025 in der Sonderkategorie «Sustainability» ist an das gemeinsame Projekt von dm-drogerie markt, dmTECH und Osapiens gegangen.

Die beiden Geschäftsführer des Handelshauses: Mag. Julius Kiennast und Mag. (FH) Alexander Kiennast (v. l.).
Foto: Unternehmen

Das Handelshaus Kiennast erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz von 152,7 Millionen Euro und damit ein Umsatzplus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Online-Shopping ist inzwischen für viele Verbraucher Alltag, der stationäre Handel steht unter Druck.

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Im Jahr 2024 haben die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland insgesamt 4,2 Millionen Tonnen Gemüse geerntet.

Ernährungsstile – 
die Serie in 3 Teilen:

Teil 1: Vegetarier, Veganer, Frutarier, Flexitarier, Pescetarier
 
Teil 2: Rohköstler, Urköstler, Paleoaner und Peganer
 
Teil 3: Makrobiotiker, Ayurvedische Ernährung,
Clean Eating
 

 

Welche Lebensmittel sich für die unterschiedlichen Ernährungsstile eignen

Rohkost-Ernährung 
 
Geeignet:
  • Gemüse wie etwa Salate, Gurke, Paprika, Karotten, Brokkoli, Spinat, Kohl, Rote Beete und Staudensellerie; diese können roh verzehrt oder zu Smoothies verarbeitet werden
  • Obst wie Äpfel, Bananen, Zitronen, Orangen, Kiwis und Avocados. Saisonabhängig auch Beeren wie Heidelbeeren oder Himbeeren, sie liefern besonders viele Antioxidantien und enthalten nicht ganz so viel Fruchtzucker.
  • Nüsse und Samen wie Walnüsse, Haselnüsse, Cashewkerne, Mandeln, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Chiasamen oder Hanfsamen. Sie liefern reichlich Proteine, gesunde Fette und Mineralstoffe.
  • Trockenfrüchte wie getrocknete Aprikosen, Feigen, Pflaumen, Datteln oder Rosinen
  • Getreide und Pseudogetreide wie Buchweizen, Hafer und Hirse
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen sind reich an Ballaststoffen und Mineralstoffen, ausserdem stellen sie eine wichtige pflanzliche Eiweissquelle dar.
  • Keimsaaten wie Kresse, Mungobohnen- oder Alfalfasamen versorgen den Körper auch im Winter mit Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Kaltgepresste Öle: Sonnenblumenöl, Olivenöl, Sesamöl
  • Salz, Pfeffer und Gewürze wie Kurkuma, Ingwer, Zimt
  • Fermentiertes wie Sauerkraut, Kimchi, Kombucha
  • Honig, wenn er kalt geschleudert wurde.
  • Rohmilchprodukte wie Rohmilch oder Rohkäse
  • Rohe Eier
  • Luftgetrockneter Schinken sowie rohes Fleisch und roher Fisch
  • Wasser, selbstgemachte Säfte, Wein
 
Tabu:
  • Lebensmittel, die über
    42 Grad erhitzt wurden
  • Verarbeitete Lebensmittel, die im Laufe des Herstellungsprozessen erhitzt, sterilisiert oder pasteurisiert wurden, um länger haltbar gemacht zu werden.
  • Brot
  • Kartoffeln enthalten das Nervengift Solanin und sollten daher nicht roh verzehrt werden.
  • Kaffee, weil die Kaffeebohnen zuvor geröstet wurden.
  • Zuckerhaltige Getränke, die nicht mit Rohrohrzucker hergestellt wurden.
  • Gebrannte Schnäpse

Quelle: EatSmarer, FoodBoom

 
 
Paleo-Ernährung 
 
Erlaubt:
  • Fleisch
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Obst und Gemüse
  • Salat und Kräuter
  • Nüsse und Samen
  • Wurzeln und Knollen (Kartoffeln)
  • Esskastanien (Maronen)
  • Eier
  • Honig und Ahornsirup zum Süssen
  • Kaltgepresste Öle wie Olivenöl und Avocadoöl
 
Tabu:
  • Couscous, Bulgur und Nudeln
  • Fertig-Grillsossen
  • Pflanzenöle wie Sonnenblumenöl
  • Getreide
  • Brot, Baguette
  • Gewürzmischungen 

Quelle: Weber Grill

 

 
 
Pegane Ernährung 
 
Erlaubt:
  • Obst und Gemüse - dies sollte rund 50 bis 75 Prozent der peganen Ernährung ausmachen
  • Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index
  • Nüsse
  • Getreide und Hülsenfrüchte in geringen Mengen
  • Tierische Produkte nur als Beilage und in Bio-Qualität/Freilandhaltung
  • Pflanzliche Milchalternativen
  • Unverarbeitete Fette in Form von Nüssen, Avocados und Olivenöl
  • Ahornsirup, Honig oder Kokosblütenzucker zum Süssen

Quelle: EatSmarter