«Korea für zu Hause»

Donnerstag, 05. Dezember 2024
Foto: Bruno Schröder

Das Start-up GO Hallyu stellt Kimchi nach einem original koreanischen Familienrezept her. Kimchi ist fermentiertes Gemüse und repräsentiert die koreanische Küche und Kultur wie kein anderes Gericht. Die Gründer Anna-Maria und Guido möchten nicht nur die koreanische Küche bekannter machen, sondern Kimchi als spannende Zutat zu vielen verschiedenen bekannten Speisen etablieren. 

Was war der Anlass, Ihr Start-up GO Hallyu zu gründen? 
Anna-Maria und Guido: Unser Start-up GO Hallyu haben wir bereits Ende 2022 gegründet. Hallyu ist koreanisch und bedeutet wortwörtlich übersetzt «koreanische Welle». Es ist ein Sammelbegriff, der sich auf das phänomenale Wachstum der koreanischen Kultur und Popkultur bezieht, die alles von Musik, Filmen, Theater bis hin zu Online-Spielen und koreanischer Küche umfasst. Wir haben den Namen bewusst gewählt. Denn unser Ziel ist es, die koreanische Küche und Kultur in der Welt bekannt zu machen. Wir sind zu anfangs mit einem Take-away-Konzept in den Markt gegangen. Vor einem Jahr haben wir uns dann aber dazu entschieden, uns komplett auf Kimchi zu fokussieren. Der Einzug unserer eigenen Produktion war dann auch der initiale Startschuss für unsere Marke «Thats Kimchi».  
 
Welchen Bezug haben Sie zu Südkorea?
Guido: Den Bezug zu Korea habe ich sprichwörtlich in die Wiege gelegt bekommen. Meine Mutter ist Koreanerin, daher spreche ich auch fliessend Koreanisch. Meine Frau Anna-Maria hat Koreanisch studiert. Das Kimchi-Rezept durften wir uns von meiner Mutter aneignen. Wir haben die Zubereitung von ihr gelernt. 
 
Wie entstand die Idee, Kimchi-Produkte in Deutschland zu verkaufen?
Guido: Vor der Gründung unseres Unternehmens habe ich fast zwölf Jahre lang als Luftraumingenieur für Airbus gearbeitet, von 2012 bis 2015 in Busan in Südkorea. Dort haben wir auch geheiratet und eine Familie gegründet. Zuletzt waren wir drei Jahre zusammen in Kanada. Nach sieben Jahren im Ausland sind wir nach Deutschland zurückgekehrt und wollten uns neu orientieren, was Neues starten. Durch meine koreanischen Wurzeln und unsere Erfahrungen mit der Kultur Koreas lag es für uns nahe, die koreanischen Spezialitäten nach Deutschland zu bringen. Und seit einem Jahr dreht sich bei uns auch alles um Kimchi.
 
Wie gross ist Ihr Sortiment?
Anna-Maria und Guido: Wir haben neben dem Original-Kimchi, das es zudem in einer Hot-Variante gibt, auch ein Rettich-Kimchi im Angebot. Darüber hinaus haben wir Produkte entwickelt wie unsere Kimchi-Mayo, das aromatische Kimchi-Salz sowie die knusprigen Kimchi-Crisps. Wir verstehen uns vor allem auch als Food-Innovatoren. Das trifft nicht nur auf das Thema Fusion zu, also die Verbindung von Kimchi mit bekannten Produkten wie Pizza oder Burger, sondern auch im Launch aussergewöhnlicher Produkte wie unsere Kimchi-Mayo. Diese ist auch ein bisschen aus dem Nachhaltigkeitsgedanken heraus entstanden. Bei einer Produktion hatten wir zu viel Lake übrig, die wir für unsere Produkte nicht weiterverwenden konnten. Und aus dieser Überproduktion ist schliesslich unsere beliebte Kimchi-Mayo entstanden.   
 
Wo verkaufen Sie die Artikel?
Anna-Maria und Guido: Unsere Produkte verkaufen wir auf dem Hamburger Wochenmarkt und sie können auch über unseren Online-Shop bezogen werden. Ausserdem vertreiben wir Grossgebinde an Restaurants sowie an die Betriebsgastronomie über den Grosshändler und sind im Bereich Foodservice tätig.
 
Wie stellen Sie Kimchi her?
Anna-Maria und Guido: Man kann aus fast allen Gemüsesorten Kimchi herstellen. Klassischerweise wird Kimchi aus Chinakohl hergestellt. Unser Hauptprodukt und unser Bestseller ist das Kimchi-Original, hierfür verwenden wir hauptsächlich Chinakohl. Das Rezept verfeinern wir noch mit Kohlrabi, Lauchzwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Paprika und mit einem koreanischen Chilipulver, für das gewisse Etwas.  
 
Woher beziehen Sie das Gemüse?
Anna-Maria und Guido: Unser grosser Vorteil ist, dass wir einen der grössten Umschlagsplätze Norddeutschlands für Obst und Gemüse direkt vor der Tür haben – den Hamburger Grossmarkt. Zudem liegt südlich von Hamburg ein grosses Obst- und Gemüseanbaugebiet. Die Ware beziehen wir von Hamburger Händlern. Uns ist wichtig, dass wir die Rohstoffe regional beziehen.
 
Was unternehmen Sie, um dem deutschen Konsumenten Kimchi näherzubringen?
Anna-Maria und Guido: Erstaunlicherweise gibt es viele Leute, die schon mal davon gehört und es probiert haben. Dennoch ist es kein Geheimnis, dass das Gros der Leute eher verhalten Kimchi gegenübersteht. Und es wäre utopisch anzunehmen, dass irgendwann in naher Zukunft, bei einer deutschen Familie Kimchi auf dem Tisch steht und so gegessen wird wie in Korea. Traditionell isst man in Korea Kimchi mit Reis, dazu gibt es oftmals noch andere Beilagen. Aber das ist nicht Teil der deutschen Kultur. Wir haben uns daher die Frage gestellt: Wie können wir Kimichi mit bereits Bekanntem kombinieren? Wir wollen Kimchi mit Produkten verschmelzen, die jeder kennt und gehen da auch strategisch vor. 
 
Nutzen Sie auch Social Media?
Anna-Maria und Guido: Social Media spielt für uns eine grosse Rolle. Denn auf unserem Social-Media-Kanal zeigen wir, wie man Kimchi mit alltäglichen Gerichten wie Pasta oder Bratkartoffeln kombinieren kann. Überhaupt passt Kimchi sehr gut zu allem, was ein bisschen deftiger ist. Wie gesagt, wir versuchen einfache Gerichte mit Kimchi nachzukochen, die man ansonsten auch im Alltag zubereitet. Wir haben auch schon mal eine Aktion gestartet, wo wir unsere Follower aufgefordert haben, uns Ideen zuzusenden. Und so haben wir unter anderem Käsespätzle und Reibekuchen mit Kimchi nachgekocht, das war sehr lecker. Hier bei uns gibt es ja Krautspätzle, das ist vom Geschmacksprofil sehr ähnlich. Kimchi ist somit gar keine so exotische Zutat. Denn fermentiertes Gemüse findet man in vielen anderen europäischen Kulturen auch.  
 
Wer ist die Zielgruppe?
Anna-Maria und Guido: Es sind junge Berufstätige im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die an der koreanischen Kultur interessiert sind. Zur Käuferschaft gehören aber auch Verbraucher zwischen 40 und 60 Jahren. Auch hier waren wir überrascht, wie gross das Interesse ist. Sie kaufen Kimchi vor allem aus Gesundheitsaspekten. 
 
Wie differenzieren Sie sich vom Wettbewerb?
Anna-Maria und Guido: Wir stellen unser Kimchi frisch her. Es ist ein grosser Unterschied, ob ein Kimchi schon drei Monate irgendwo im Lager liegt oder gerade zwei Wochen fermentiert ist und anschliessend in den Handel kommt. Es schmeckt sehr frisch und knackig. Das gelingt nur, wenn man es hier lokal produziert und nicht aus Korea importiert. Zudem verwenden wir Gochugaru, das ist ein koreanisches Chili-Pulver, welches wir direkt aus Korea beziehen. Es gibt dem Ganzen einen fruchtigen und runden Geschmack, ohne dass es zu scharf wird. Was uns besonders ausmacht, ist unser Bezug zu Korea. Wir stellen Kimchi nach einem traditionellen koreanischen Familienrezept her. Uns ist es eine Herzensangelegenheit zwischen den beiden Kulturen eine Brücke zu bauen und den Verbrauchern zu zeigen, wie man Kimchi hierzulande isst und wie man es traditionell in Korea verzehrt.  
 
Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesteckt? 
Anna-Maria und Guido: Unser Absatz wächst stetig und auch im B2B-Bereich haben wir mit der Listung bei Transgourmet einen Meilenstein gelegt. Von daher müssen wir jetzt unsere Prozesse standardisieren und skalieren. Wir können damit im Vertrieb wachsen, wir müssen aber auch dazu die Mengen produzieren können. Hierzu braucht es nicht nur Maschinen, sondern auch Personal, das aufgebaut werden muss. Unser Zukunftsziel ist es, der grösste Kimchi-Produzent in Deutschland zu werden. Und vielleicht wird eines Tages jeder deutsche Haushalt Kimchi im Kühlschrank haben wie Senf oder Essiggurken.  

 

News

Foto: markant

Das Start-up K-Group ist der Gewinner der Pitchs auf dem 126. Markant Handelsforum.

Foto: MPreis

Das Tiroler Familienunternehmen MPREIS kooperiert in Südtirol mit zahlreichen lokalen Betrieben aus der regionalen Kleinstruktur, insbesondere mit Bäckereien, Landwirten und Metzgereien.

Foto: stock.adobe.com/New Africa

Die EU-Kommission rechnet für das Jahr 2025 mit einem marginalen Anstieg der europaweiten Milchanlieferung um 0,3 Prozent auf 10,8 Millionen Tonnen.

Foto:DWI

Bedingt durch die extremen Witterungsbedingungen werden die Erntemengen in deutschen Weinbergen 2024 deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, dafür aber nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts (DWI) hervorragende Qualität liefern.

Steckbrief

Anna-Maria Bahr-Schmidt (39) ist in Baden aufgewachsen. Sie hat an der Bauhaus-Universität in Weimar Produktdesign studiert. Sie war als Freelancer Design in Busan (Südkorea) tätig als auch drei Jahre lang in Kanada mit eigenem Online-Bastelshop.
Guido Schmidt (41) ist in Hamburg gross geworden. Er studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg Maschinenbau. Als Luftfahrtingenieur hat er bei Airbus zwölf Jahre Berufserfahrung gesammelt, vier davon verbrachte er in Busan (Südkorea) und drei Jahre lang war er als Manager für die Konzernintegration von Bombardier und Airbus in Montreal (Kanada) tätig. In ihrem jungen Unternehmen GO Hallyu verantwortet Anna-Maria die Bereiche Design, Marketing, Social Media und den Online-Shop. Guido ist für Vertrieb, Finanzen, Personalwesen und Produktion zuständig. Sie leben mit ihren zwei Kindern in Hamburg. 
 
 

Was ist Kimchi

Kimchi nennt man in der koreanischen Küche sowohl die Zubereitung von Gemüse – traditionell Chinakohl und koreanischer Rettich – durch Milchsäuregärung als auch das auf diese Art zubereitete Gemüse. In Korea gehört Kimchi zu jeder Mahlzeit, genauso wie Reis und eine Suppe. Prinzipiell können alle Gemüsesorten fermentiert werden. So sind im Laufe der Zeit verschiedene Arten von Kimchi entstanden. Je nach Region unterscheidet sich die Zubereitung.