«Die schnelle Nummer»

Freitag, 30. August 2024
Foto: Frank von Wieding

Steffen Henssler ist bekannt für seine simplen Gerichte aus seinem Social-Media-Format «Schnelle Nummer». Damit beweist er, dass die Alltagsküche raffiniert sein kann und man für die Gerichte nicht lange am Herd stehen muss. Das Markant Magazin ONE hat mit dem TV-Koch über sein Format gesprochen und warum Authentizität dabei ein Erfolgsfaktor ist.  

Herr Henssler, wann haben Sie die Leidenschaft fürs Kochen entdeckt?
Steffen Henssler: Bereits meine Oma hat ein Ausflugslokal und eine Kneipe betrieben. Mein Vater führte mehrere Sterne-Restaurants. Die Leidenschaft fürs Kochen liegt bei uns Hensslers in den Genen. Von daher war für mich schon früh klar, eine Ausbildung zum Koch zu absolvieren.
 
Kochen Sie auch zu Hause? 
Steffen Henssler: Wenn ich für mich selbst zu Hause koche, dann muss es ruckzuck gehen. Ich liebe es auch, mittags allein essen zu gehen. Die Mittagszeit ist meine Zeit und diese geniesse ich gerne bei meinem Lieblingsitaliener in Hamburg.  
 
Wann entstand die Idee zu «Hensslers schnelle Nummer»?
Steffen Henssler: Ich habe den Begriff bereits 2009 bei der beliebten TV-Koch-Show «Die Küchenschlacht» zum Leben erweckt. Dort und auch bei der Sendung «Topfgeldjäger» hatte ich einfache Rezepte mit schneller Zubereitung und wenigen Zutaten gezeigt und nannte sie «Hensslers schnelle Nummer». 
 
Wann kam dann der Durchbruch?
Steffen Henssler: Das Ganze hat zum ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 an Fahrt aufgenommen. Die Menschen mussten während der Lockdowns zu Hause bleiben und sich an den Herd stellen. Die kurzen Kochvideos, die zu der Zeit entstanden und für jedermann einfach und fix nachzukochen sind, fanden immer häufiger ihren Weg in meine Social-Media-Kanäle. Und schnell zeigte sich, dass die Schnelle Nummer grossen Zuspruch fand. Deshalb machte ich mich daran und entwickelte mit meinem Team die Website hensslers-schnelle-nummer.de, um neben YouTube, Instagram und Facebook eine Plattform anbieten zu können, auf der sich alle Videos inklusive der Rezepte befinden und die für jeden leicht zugänglich ist.
 
Wen möchten Sie erreichen?
Steffen Henssler: Alle, die Lust auf Kochen haben und sich zu Hause auf die Schnelle was Leckeres zubereiten wollen. Denn aus fast allen Lebensmitteln lässt sich eine «schnelle Nummer» machen. Hier sprechen wir auch alle an, die Bock haben auf eine Gewürzmischung für Hähnchen, die fertig abgeschmeckt ist, und alle, die coole Zutaten haben wollen für beispielsweise einen Avocado-Mix mit Würzkraft. Wenn es um Geschmack geht, mache ich keine Kompromisse. Daher haben wir für die Rezepte die passenden Produkte entwickelt für einen un-
verwechselbaren und intensiven Geschmack natürlicher Zutaten sowie für ein unkompliziertes Würzen und Nachwürzen. Wir schliessen niemanden aus, der offen ist für Kochabenteuer.
 
Sind die Deutschen Kochmuffel? 
Steffen Henssler: Nein, das glaube ich nicht. Durch die wachsende Popularität der TV-Kochshows hat das Kochen in den eigenen vier Wänden einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Dadurch ist auch der Einkauf von Lebensmitteln und auch die Ernährung zu einem Riesenthema geworden. Und ich finde, dass wir die Zeichen der Zeit sinnvoll für uns nutzen sollten. Gerade die Küche ist ein toller Ort, um zu sich selbst zu kommen – man schnippelt, brät, kocht, backt und kann sich dabei unterhalten. Im stressigen Alltag ist Me-Time wichtig.
 
Was war der Anlass, einen Online-Shop zu eröffnen?
Steffen Henssler: Der Zuspruch und die Nachfrage nach den Koch-Videos war so gross, dass aus dieser Reihe ein Kochbuch entstanden ist, in dem alle Rezepte kompakt gesammelt sind. In dem Kontext haben wir auch die passenden Produkte zu den Rezepten entwickelt. Daraus entstand dann 2019 der Online-Shop, über den die Zuschauer die Produkte kaufen konnten.
 
Wie viele Produkte führen Sie in Ihrem Online-Shop?
Steffen Henssler: Mittlerweile verkaufen wir rund 120 Produkte, und das Angebot wächst stetig. Die Range reicht von Kochutensilien wie Pfannen, Töpfe und Messer bis hin zu Gewürzen, Saucen, Pasta und mittlerweile auch Pizza. Mit der Pizza-Range «A Slice Of Heaven» sind wir kürzlich auch in den Lebensmittelhandel eingestiegen und sind sprichwörtlich überrannt worden, da wir mengenmässig etwas zu passiv rangegangen sind. Die fehlenden Liefermengen holen wir jetzt nach. Den Pizza-Bereich werden wir auf alle Fälle noch weiterentwickeln. Und ich bin überzeugt, dass wir mit dem Handel hier noch viele schöne Sachen machen werden. Unter anderem ist unsere Pizza bei Kaufland erhältlich. 
 
Viele Köche haben eigene Produktlinien entwickelt und verkaufen diese im Handel. Was ist der Mehrwert Ihrer Artikel?
Steffen Henssler: Ich bin einer der Fernsehköche, die auch wirklich kochen. Und für die Rezepte verwende ich auch meine Produkte. Sprich: Die Produkte sind von mir entwickelt, abgeschmeckt und auch von mir freigegeben worden. Das ist was anderes, als wenn ich nur meinen Namen hergebe. Ich halte das Produkt nicht in die Kamera und fordere die Zuschauer auf, es zu kaufen, weil ich Steffen Henssler bin. Die von mir verwendeten Zutaten habe ich entwickelt, bin von deren Geschmack überzeugt. Ich verwende sie in meinen Rezepten, deshalb empfehle ich sie auch. 
 
Worauf basiert der Erfolg Ihres Konzepts? 
Steffen Henssler: Authentizität. Das, was ich in meinen Videos koche, das bereite ich auch wirklich zu. Ich glaube, die Leute merken, dass es tatsächlich von mir kommt und nicht von irgendjemand anderem und ich nur meinen Namen dafür hergebe. 
 
Sind die Artikel nur in Ihrem Online-Shop erhältlich? 
Steffen Henssler: Bestimmte Artikel und diese auch nur in Kleinauflagen gibt es nur im Shop zu kaufen. Und das mit Absicht. Diese stellen wir selbst her oder lassen sie in einer kleinen Manufaktur fertigen. Wir wollen so unseren Shop hegen und pflegen, da dieser unser Selling Point ist. Der Shop ist auch mein persönliches Anliegen. Hier kann ich in aller Ruhe neue Artikel testen und nach ungefähr einem Jahr entscheiden, ob diese auch für den Handel verfügbar sein sollten. Wenn ich Artikel über den Handel verkaufen möchte, muss ich grosse Stückzahlen liefern. Mit dem Shop bin ich viel flexibler. Wenn ich eine Idee zu einer neuen Sauce habe, dann kann ich diese in einer Auflage von 1000 oder 2000 Stück fertigen und diese sind dann an einem Tag ausverkauft. Wir können spontaner und flexibler agieren, das ist das grosse Plus des Online-Shops. 
 
Gehört zu einem ambitionierten Storekonzept passend zu Standort, Zielgruppe und Ausrichtung auch ein zeitgemässes Restaurant, ein cooles Deli oder ein gemütliches Café? 
Steffen Henssler: Wenn es funktioniert, auf jeden Fall. Es ist auch eine Frage der Kosten. Wir planen einen Pop-up-Store in der Hamburger Innenstadt zu eröffnen. Von daher hätten wir einen ersten stationären «Schnelle Nummer»-Shop. Wir stehen hier kurz vor der Umsetzung. Natürlich verkaufen wir auch sehr stark unsere Produkte online. Für eine Marke ist aber auch Sichtbarkeit wichtig und darüber hinaus Präsenz zu zeigen. Von daher ist es immer sinnvoll, eine Marke anfassen und diese nicht nur in der digitalen Welt, sondern auch in der analogen  Welt wahrnehmen zu können. 
 
Wie können Handel und Gastronomie Synergien schaffen? 
Steffen Henssler: Die Frage ist, wie die Synergien aussehen können. Geht es um eine Kooperation oder um eine strategische Allianz? Zum Teil sind unsere Produkte auch im Handel erhältlich, wie etwa bei Kaufland oder bei ROSSMANN, dort sind sie live erlebbar. Für beide Seiten bieten sich dadurch Wettbewerbsvorteile und die Chance, die Zielgruppe zu erweitern. Im Juli habe ich mit Versuni eine Kooperation gestartet und bin nun Markenbotschafter für den Philips Airfryer. Der ist genau mein Ding. Er bietet viel Platz für Mahlzeiten und ist einfach zu bedienen. Damit kommt fix was Leckeres auf den Tisch. Und das passt hervorragend zu meinem Format – eben eine «Schnelle Nummer», die schmeckt. 
 
Wie sehen Ihre Pläne aus? Was haben Sie als nächstes geplant?
Steffen Henssler: Wir werden dieses Jahr zum ersten Mal einen Adventskalender und auch ein Kartenspiel herausbringen, da arbeiten wir gerade daran. Zudem sind wir dabei, neue Saucen und Gewürze zu entwickeln. Für nächstes Jahr ist auch ein neues Kochbuch geplant. In welche Richtung das dann gehen soll, steht aber noch nicht fest. Vielleicht kommt ja die «Schnelle Nummer 3»?  

News

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Steckbrief

Steffen Henssler betreibt vier Restaurants. Dazu gehört das «ONO», das 2009 eröffnet wurde und in der kulinarischen Ausrichtung der Seafood-Küche zuzuordnen ist. 2017 eröffnete Henssler das erste «AHOI» in der Hamburger Innenstadt sowie 2019 das «GO by Steffen Henssler». Hier werden Sushi und Sashimi noch mal anders interpretiert und kulinarisch auf eine neue Stufe gehoben. Das Mutterschiff und der Anfang von allem ist das «HENSSLER HENSSLER» in Hamburg, das er mit seinem Vater Werner führt. Es hat seit 2001 seine Türen geöffnet und serviert den Gästen seitdem eine Seafood-Küche, die durch Japan und Kalifornien inspiriert ist.
 
Seit 2015 führt der Promikoch eine Kochschule in der Hansestadt. Hier stehen die Gäste selbst am Herd, um mit professionellem Beistand kalifornisch-japanische Köstlichkeiten zu kreieren.
 
Henssler begann seine TV- Karriere als Fernsehkoch in 2004 im NDR-Fernsehen mit einigen Gastauftritten an der Seite von Rainer Sass. Zu seinen wohl bekanntesten und erfolgreichsten TV-Shows zählt die Sendung «Grill den Henssler». Diese startete 2013 und ist eine Überarbeitung des Formats «Die Kocharena». In der Show treten Prominente gegen den Fernsehkoch an. Im November 2015 hat er zusammen mit Ruth Moschner einen «Bambi» für die VOX-Sendung erhalten. Zuletzt wurde Ende April bis Anfang Juni 2024 die 20. Staffel der Show «Grill den Henssler» ausgestrahlt.