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Unbeschwert geniessen – die aktuellen Trends bei Wein und Schaumwein bringen Leichtigkeit und Lifestyle in die Kategorie. Auch handwerkliche Qualität ist zunehmend gefragt.
Es ist davon auszugehen, dass 2021 weiterhin Weissweine etwas stärker gefragt sind als Rotweine», sagt Ernst Büscher, Sprecher beim Deutschen Weininstitut. «Neben Grauburgunder werden auch Weissburgunder und Chardonnay aus den deutschen Weinregionen immer beliebter. In der Nische legt Sauvignon Blanc weiter zu.» Aus der Sicht von Natalie Lumpp, Sommelière, Weinberaterin und Weinautorin, wird der über viele Jahre beliebte Grauburgunder vom Weissburgunder abgelöst: «Er passt zu den aktuellen Geschmacksvorlieben und dem Trend zu hochwertigen Weinen.» Lifestyleprodukt Rosé Auch der Trend zu Roséweinen dürfte sich fortsetzen. Das Segment erfreue sich einer «riesigen Nachfrage», auch weil Rosé durch seinen meist moderaten Alkoholgehalt perfekt zum aktuellen, gesundheitsorientierten Lifestyle passe. Die Beliebtheit von Weiss- und Roséweinen zeigt sich laut Lumpp auch im gehobenen Segment: «Grosse, teure Weine zum Einlagern oder Raritätenweine waren bislang fast ausschliesslich Rotweine.» Doch das ändere sich gerade. «Die Südtiroler machen es vor und bringen grossartige Weissweine auf den Markt, die 130 oder 150 Euro die Flasche kosten.»
Schaumwein in Winzerqualität
Handwerkliche Spitzenqualität ist zunehmend auch bei Schaumwein gefragt. In der Masse halte zwar der Trend zu Prosecco oder Secco – als deutsche Antwort auf Prosecco – weiter an, sagt Sommelière Natalie Lumpp. Daneben seien aber Winzersekte im Trend und würden an Akzeptanz gewinnen.
Ungeschönter Naturwein
Mehr Natürlichkeit versprechen Naturweine, die sich neben Bio-Weinen im Segment des ökologisch erzeugten Weins etablieren. Hierbei werden die Weine ungeschönt und unfiltriert sowie ohne den Zusatz von Schwefel abgefüllt – ausgehend von dem Ansatz, dass jedes Schönen und Filtrieren auch etwas vom Wein wegnimmt.
Ausgewogenes Sortiment
Doch wie sieht das optimale Weinregal im Handel aus? «Ich empfehle ein ausgewogenes Sortiment, wozu neben deutschen, italienischen, französischen und spanischen Weinen auch neuseeländische, südafrikanische, amerikanische oder australische Weine gehören», sagt Peer F. Holm, Präsident der Sommelier Union Deutschland. Unbedingt im Regal berücksichtigen würde der Experte «Grauburgunder aus der Pfalz und Rosé aus Rheinhessen sowie Primitivo und Franciacorta aus Italien». Wie bunt die Weinwelt sei, komme inzwischen auch in der Masse an. «Langsam nimmt die allgemeine Hemmschwelle ab, wenn es um Wein geht», sagt Holm. Verbraucher geben zunehmend mehr Geld für Wein aus und das Interesse am Erzeugnis wachse. Hilfreich seien zudem Etiketten, die den Verbraucher nicht mit überladenden Angaben verwirren – sondern Lust auf Genuss machen.
Statements
Welche Trends den Markt bestimmen
Johanna Neumeister, Sprecherin bei Mack & Schühle
«Regionalität ist und bleibt ein grosses Thema, ebenso Nachhaltigkeit. Unsere neue Marke Urban Roots greift beide Trends auf, geht aber noch einen Schritt weiter. Weiss- und Rotwein sind aus biologischem Anbau, ausgebaut von Andreas Roll aus Rheinhessen. Neben der Trendrebsorte Grauburgunder kommen innovative PIWI-Rebsorten zum Einsatz, für deren Anbau deutlich weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden. Die Weine sind vegan und mit Labeln aus nachhaltigem Graspapier. Zusätzlich unterstützt die Marke die Initiative ‹Plant for the Planet›.»
Rudolf Knickenberg, CEO der Schlumberger Vertriebsgesellschaft
«Wir gehen fest von einer Belebung des Champagnergeschäftes mit der Marke Louis Roederer aus. Die Marke hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt – die Entwicklung im Jahr 2020 war deutlich besser als gedacht. Den zweiten grossen Trend sehen wir bei deutschen Winzer-Sekten von hochwertigen Weingütern. Die dritte grosse Entwicklung sehen wir beim alkoholfreien Sekt, etwa dem von Kolonne Null. Diesen Sekten wurde in einem aufwendigen Verfahren der Alkohol entzogen. Die Qualität ist aussergewöhnlich gut und die Zahlen entwickeln sich sehr positiv.»
Tipps
Wie man Kunden den passenden Wein empfiehlt
Peer F. Holm, Präsident der Sommelier Union Deutschland und Generalsekretär der ASI:
«Das A und O ist, Fragen zu stellen und dem Kunden aufmerksam zuzuhören. Mit welchen Weinen wurden bereits gute Erfahrungen gemacht? Welche Art von Weinen schmeckt dem Kunden besonders gut? Welches Budget möchte er investieren? Für welchen Anlass wird ein Wein gesucht? Das Fragen darf dabei aber nicht in ein Verhör ausarten, es sollte takt- und gefühlvoll geschehen. Sobald man sich ein Bild gemacht hat, kann man mit der Empfehlung begonnen werden.»
Wie virtuelle Weinproben den Ausfall der ProWein kompensieren können
Ernst Büscher, Sprecher Deutsches Weininstitut:
«Die virtuellen Weinproben werden sicherlich auch 2021 und über die Corona-Pandemie hinaus Bestand haben. Viele Erzeuger haben erkannt, dass sie so mit vergleichsweise geringem Aufwand einem grossen Auditorium ihre Weine präsentieren können. Nach dem Ausfall der ProWein bieten sie ausserdem die Möglichkeit, den Händlern und Importeuren rund um den Globus die Weine des 2020er Jahrgangs zu vorzustellen.»