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Wenn Verbraucher Schokolade kaufen, steht der Genuss dabei an erster Stelle. Ausserdem wird Wert gelegt auf Top-Qualität, auf interessante Geschmacksrichtungen und nachhaltige Produktkonzepte.
Der lange und heisse Sommer im vergangenen Jahr ist am Markt für Schokolade nicht ohne Folgen vorbeigegangen, was Handel und Hersteller gleichermassen zu spüren bekommen haben. Vor allem in Deutschland hatten die Verbraucher aufgrund der hohen Temperaturen weniger Appetit auf Schokolade. Folglich schmolzen der Umsatz und Absatz von Tafelschokolade um 3,5 beziehungsweise um 3,1 Prozent dahin (Nielsen, MAT 18/2019 vs. Vorjahr). In der Schweiz fiel das Absatzminus laut Nielsen in diesem Zeitraum mit 1,4 Prozent etwas geringer aus. In Österreich blieb die Verkaufsmenge mit knapp 52 Millionen Kilogramm in 2018 im Vergleich zum Vorjahr stabil (Statista).
Interessant ist, dass in Deutschland und in der Schweiz vor allem Handelsmarken Federn lassen mussten, während Markenprodukte zulegten. Dies stellten die Marktforscher von Nieslen fest. Verluste kommen laut Nielsen vor allem durch die Handelsmarken und hier vor allem im Discounter, wo sich das Markengeschäft positiv entwickelt, die Verluste der Handelsmarken jedoch nicht ausgleichen. Fakt ist auch: Die Preise entwickeln sich leicht rückläufig getrieben durch durchschnittlich höhere Regalpreise mit tieferen Price-Offs.
Starke Marken tragen Verantwortung
Es braucht also starke Marken, die sich durch Sortimentserweiterungen in Form von neuen Produktvarianten und Innovationen auszeichnen. Dies erhöht die Chance für Probierkäufe und treibt somit die Penetration. Und: erfolgreiche Marken generieren einen grösseren Umsatzanteil über Neuprodukte. Dies dürfte die Markenhersteller in ihrer Arbeit bestärken. Und dabei stehen die Prognosen für attraktive Zuwächse im Schokoladenmarkt gut.
Wie in anderen Lebensmittelgruppen achten die Verbraucher auch beim Schokoladenkauf immer mehr auf nachhaltige Produkte. Viele Schokoladenhersteller in der DACH-Region setzen sich deshalb für nachhaltigen Kakaoanbau ein. Hier geht es einerseits darum, die Lebensumstände der Kakaobauern und ihrer Familien zu verbessern und zu einem gesicherten Lebensunterhalt beizutragen. Zum anderen werden die Bauern in Sachen Anbau, Pflege und Bearbeitung geschult, um eine bestmögliche Kakaoqualität zu erzielen. Nach Meinung von Genuport achten die Konsumenten im Schokoladensegment verstärkt auf Siegel, die zum Beispiel die Herkunft und Produktionsart oder Testergebnisse ausweisen. Bei Viba ist man davon überzeugt, dass der Nachhaltigkeitsaspekt nicht nur für das Produkt selbst, sondern auch im Bereich Verpackung zukünftig eine grosse Rolle spielen wird.
Dunkle Sorten treffen den Geschmack
Zu den trendigen Geschmacksrichtungen gehört nach Angaben von Nielsen vor allem dunkle Schokolade. So wird auch in der Excellence-Range von Lindt Milchschokolade mit unterschiedlich hohen Kakaoanteilen erhältlich sein. «Durch eine Kombination von Milchschokolade und einem Kakaogehalt von 45 bis 65 Prozent sind Schokoladensorten mit geringerer Süsse entstanden, die sanfter und cremiger im Geschmack sind als die dunklen Excellence Tafeln», teilt ein Sprecher von Lindt mit. Auch Mondelez erfüllt mit Milka Dark Milk den Konsumentenwunsch nach dunklerer, aber dennoch zarter Schokolade. Bei Dark Milk handelt es sich nicht um eine Zartbitterschokolade, sondern um eine dunkle Vollmilchschokolade, die Milka Alpenmilch und den etwas intensiveren Geschmack von dunkler Schokolade vereint.
Des Weiteren stellt man bei Genuport fest, dass aussergewöhnliche Sorten eine immer wichtigere Rolle spielen. Das bestätigt auch das britische Marktforschungsunternehmen Mintel. «Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, lässt sich – wenn auch von geringer Basis – ein interessanter Zuwachs bei der Geschmacksrichtung Kräuter und Gewürze feststellen. Aufsteiger in diesem Bereich sind Hanf und Ingwer, gefolgt von Zitronengras und Basilikum. Hinter dieser Entwicklung steht der Trend zu natürlich-funktionalen Zutaten mit Superfood-Charakter, der sich kategorieübergreifend beobachten lässt und ganz langsam auch in die Süsswarenkategorien Einzug hält. Auch Teesorten wie Earl Grey und Chai tauchen zusätzlich zu Matcha im Schokoladenregal auf», sagt Julia Büch, Global Food und Drink Analyst bei Mintel.
Zudem sorgt die Ruby-Schokolade von Barry Callebaut für ein völlig neues Geschmackserlebnis. Die rosafarbene Schokolade vereint mit ihrer fruchtigen Beerennote einen neuen Schokoladengeschmack mit einer ungewöhnlichen Farbe, heisst es bei Barry Callebaut, dem weltweit führenden Hersteller qualitativ hochwertiger Kakao- und Schokoladenprodukte. «Ruby» wird aus der gleichnamigen Kakaobohne hergestellt, sie verleiht ihr die ungewöhnliche Farbe. Als Food-Trend des Jahres 2019 wurde die neue Schokoladensorte auf der ISM im vergangenen Jahr von Marktforschern, Medien und Nahrungsmittelexperten als der Food-Trend des Jahres 2019 erkannt», heisst es dazu in einer Presseerklärung des Schokoladenproduzenten.
Wenige Zutaten, kleinere Portionen
Im Schokoladensegment ist ausserdem eine kurze Zutatenliste gefragt nach dem Motto «Weniger Zutaten, mehr Genuss». Auf diesen Trend hat Ritter Sport mit der «Kakao-Klasse» reagiert. Der Kakao jeder Sorte stammt jeweils aus nur einem Herkunftsland – Ghana, Nicaragua oder Peru. Im Fachjargon nennt man das im Übrigen «Single Origin». Diese ausgewählten Kakaosorten sind 100 Prozent aus zertifiziert nachhaltigem Kakao-Bezug. Ferner kommen alle drei Sorten lediglich mit drei bis vier Zutaten aus – und zwar Kakaomasse, Kakaobutter, Zucker sowie bei einer Sorte Milch. «Mit der Kakao-Klasse wollen wir das Bewusstsein für den natürlichen Rohstoff Kakao und seine geschmackliche Vielfalt fördern», erklärt ein Sprecher von Ritter Sport.
Jüngste Verbraucherstudien haben ergeben, dass fast jeder dritte Verbraucher Wert auf die Portionsgrösse eines Produkts legt. Guylian reagiert auf diesen zunehmenden Trend zur Portionskontrolle durch die weltweite Einführung eines neuen Produkts und bringt in 120 Ländern der Welt kleine, einzeln verpackte Täfelchen aus belgischer Schokolade auf den Markt. «Die jüngeren Generationen essen und wählen bewusster: Als Snack oder Nascherei für zwischendurch möchten sie kleinere Portionen, wählen dafür aber hochwertigere Produkte. Entsprechend stellen wir fest, dass heute doppelt so viele Verbraucher den einzeln verpackten Schokoladetäfelchen gegenüber einer grossen Tafel den Vorzug geben», so Pieter De Pauw, Marketingdirektor von Guylian.
Gesundheitsfördende Eigenschaften
Schokolade ist für viele Menschen der Inbegriff von Genuss und Schlemmerei. Das liegt zum einen am Geschmack, zum anderen in der enormen Geschmacksvielfalt. Dass die Nascherei aufgrund ihres hohen Zuckergehalts nicht als gesund einzustufen ist, steht dabei nicht zur Debatte. Tatsache ist aber auch, dass die Schokolade viele gesundheitsfördende Eigenschaften aufzuweisen hat – allerdings trifft dies nicht auf alle Sorten zu.
So zeigte eine US-amerikanische Studie, dass Flavanole (bestimmte in Kakao enthaltene Antioxidantien) die Blutgefässe flexibel halten und auch Ablagerungen an den Gefässinnenwänden verhindern. Auf diese Weise beugen sie sowohl Bluthochdruck als auch Arteriosklerose vor.
Zudem ist die Kakaobohne laut dem Portal «Zentrum der Gesundheit» eine der grössten natürlichsten Magnesiumquellen aller uns zur Verfügung stehenden Lebensmittel. Schwach entöltes Kakaopulver liefert über 400 Milligramm Magnesium pro 100 Gramm und würde daher in dieser Menge bereits den Tagesbedarf eines Erwachsenen decken. Nun isst man aber keine 100 Gramm Kakaopulver pro Tag. Doch ist klar, dass naturbelassener Kakao oder Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil auch schon in kleinen Mengen einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Magnesiumbedarfes leisten kann. Kakao kann – wenn nicht in Form von Tafeln, Pralinen und Riegeln – zum Beispiel in einer Trinkschokolade mit Mandelmilch oder in einem Schoko-Smoothie genossen werden.
Natürlich sind ein gesundes Herz und ein harmonischer Cholesterinspiegel bereits Grund genug für gute Laune. Schokolade beziehungsweise der darin enthaltene Kakao hebt die Stimmung aber noch auf andere Weise: Der Gehalt an Theobromin sorgt laut dem Portal «Zentrum der Gesundheit» für eine leicht anregende sowie stimmungsaufhellende Wirkung. Einige Gründe mehr, der Schokolade genügend Fläche in den Regalen einzuräumen.