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Das „Frei von“-Sortiment im Regal nimmt auch im Bereich Beilagen zu. Neue glutenfreie Teigwaren dürften vor allem zahlreiche Pasta-Fans mit Glutenunverträglichkeit erfreuen.
Gluten- und laktosefreie Lebensmittel haben sich in den vergangenen Jahren für den LEH zu einem attraktiven Nischensegment entwickelt. Nicht ohne Grund: In Deutschland leiden rund 14 Millionen Menschen an Laktoseintoleranz; jeder 250. Deutsche verträgt nach Angaben der Deutschen Zöliakie Gesellschaft kein Gluten. Diese Verbraucher sind aktiv auf der Suche nach laktose- und glutenfreien Lebensmitteln. Mit einem entsprechenden Angebot kann der Handel hier also Kompetenz signalisieren, für Kundenbindung sorgen und zugleich von attraktiven Spannen profitieren. Das Angebot der sogenannten „Frei von“-Lebensmittel im Regal ist deutlich angewachsen, weil auch immer mehr Hersteller in einigen Produkten oder sogar in gesamten Produktlinien mittlerweile auf das Klebereiweiß Gluten und/oder Milchzucker verzichten. „Der Markt für das glutenfreie Segment wächst nach Schätzung von Fachleuten um jährlich zehn bis 15 Prozent“, heißt es bei der Jowa AG. Der Schweizer Anbieter hat gemeinsam mit weiteren führenden Herstellern, Lieferanten sowie Großhändlern die erste Spezialmesse für „Free-from-Lebensmittel“ ins Leben gerufen. Die zweitägige Fachmesse feierte Anfang Juni in Freiburg mit 118 Ausstellern und rund 1.000 Besuchern Premiere.
Glutenfreie Pasta
Auch der Beilagen-Markt kann von der wachsenden Nachfrage seitens entsprechend disponierter Verbraucher profitieren. Kartoffeln und Reis sind dabei grundsätzlich unbedenklich, da sie von Natur aus glutenfrei sind. Anders ist die Situation bei Teig- und Backwaren – Gluten kommt in nahezu allen Getreidearten und den daraus hergestellten Produkten vor. Pech für Pasta-Fans mit Glutenunverträglichkeit? Nicht unbedingt: Zwar bieten die großen Nudel/Pasta-Spezialisten Buitoni, Barilla und Birkel nach eigenen Angaben bislang keine glutenfreien Produkte an, dafür können aber Hersteller wie Jowa mit entsprechenden Sortimenten punkten und den Handelspartnern somit Alternativen für diese speziellen Kundengruppen bieten. Das „Huttwiler glutenfree“-TK-Sortiment von Jowa umfasst dabei drei verschiedene Nudelausformungen, die zugleich auch laktose-, nuss- und weizenfrei sind und damit den häufig auftretenden mehrfachen Lebensmittelunverträglichkeiten bei Verbrauchern Rechnung tragen.
Convenience „free from“
Inzwischen wächst der Beilagenmarkt wie viele andere Sortimente jedoch auch über immer stärker nachgefragte Fertig- und Convenience-Produkte mit einem hohen Verarbeitungsgrad. „Generell sind diese für Personen mit Zöliakie oder Laktoseunverträglichkeit problematisch, weil selbst schon in Gewürzmischungen Weizen oder Milchzucker enthalten sein können“, unterstreicht Timo Burger, Geschäftsführer Burgi’s GmbH. Auch Fertigprodukte wie beispielsweise Kartoffelpüree können Gluten enthalten. Das Klebereiweiß wird hier gern verwendet, da es sehr gut bindet und für die gewünschte Elastizität, den Zusammenhalt und auch das Aroma eines Produktes sorgt. Die bei Burgi’s hergestellten Kartoffel-Convenience-Produkte wie verschiedene Kloßteige, Brat- und Salzkartoffeln sind frei von Gluten oder Laktose, und dies zu einem Preis, der nicht – wie bei Spezialprodukten üblich – höher liegt als bei „Normalware“, versichert der Hersteller.
Auch Fans von TK-Pommes brauchen diese Produkte bei Laktose- oder Glutenintoleranz nicht vom Speisezettel zu streichen. Es sei dem Unternehmen sehr wichtig, Zöliakie-Betroffenen und Menschen mit Laktoseunverträglichkeit ebenfalls eine Auswahl an Produkten bereitzustellen – auch vor dem Hintergrund eines wachsenden Bedarfs in der Bevölkerung, betont man bei McCain. Daher seien einzelne Produkte wie die McCain 1.2.3 Frites (Original, Chef Frites) glutenfrei, alle McCain-Produkte zudem laktosefrei.
Für den Handel kommt es darauf an, seine Kompetenz in Sachen „Frei von“-Beilagen am Regal auch durch entsprechende Verbraucherinformationen zu dokumentieren – von allein verkauft sich das Sortiment nicht. Die informative und verkaufsfördernde Auslobung „Frei von“ auf den Verpackungen ist allerdings in der Praxis nicht immer so einfach zu realisieren. Produktionstechnische Besonderheiten wie die Herstellung der Produkte in Fabriken, in denen auch laktosehaltige Inhaltsstoffe eingesetzt werden, können nämlich dazu führen, dass Produkte, obwohl selbst gemäß Rezeptur laktose- oder glutenfrei, Spuren dieser Stoffe enthalten – für starke Allergiker ist hier also weiter Vorsicht geboten. Bei den Produkten von McCain, den Reissorten und Asia-Saucen von Uncle Ben’s sowie den Miracoli-Spaghetti und -Pastasaucen (Mars) gibt es entsprechende Hinweise auf den Verpackungen.