Foto: stock.adobe.com/losangela
Vorbei ist die Zeit, in der auf den hiesigen Grilltellern nichts als Schweine- und Rindfleisch zu finden war. Immer mehr Verbraucher lassen sich heute von der Mittelmeerküche inspirieren. Und schätzen gesunde, leichte und abwechslungsreiche Alternativen.
Was aufgrund seiner Assoziation zur «Mittelmeer-Diät» zunächst als Verzicht klingen könnte, hat bei näherem Hinschauen nichts mit eingeschränkten Sinnesfreuden zu tun: viel frisches Gemüse, Salat, Olivenöl und Fisch statt Fleisch. Und wenn doch Fleisch, dann lieber Hühnchen statt Schwein. An dieser Lebensart können sich mittlerweile immer mehr Grill-Fans erfreuen. Denn Ernährungsbewusste wissen, dass das nicht nur ein geschmacklicher Zugewinn ist, sondern auch der Gesundheit gut tut. Die Küche aus dem mediterranen Raum gilt als erfreulich fettarm, wovon etwa unser Herz-Kreislauf-System profitiert.
Alternativen aufzeigen
Die Interessenten für «Mediterranes Grillen» seien kulinarisch aufgeschlossene Konsumenten, die sich von flexitarisch über vegetarisch bis vegan ernähren, sagt José Antunez, Marketingleiter bei Garmo. «Bei unserer Zielgruppe können wir beobachten, dass es sich insbesondere um veggie-, grill- und kochaffine Verbraucher handelt, die sich für mediterrane Spezialitäten in hoher Produktqualität interessieren und Convenience bevorzugen. Ebenso achten sie auf eine bewusste und abwechslungsreiche Ernährung, wodurch natürliche Inhaltsstoffe und Zutaten einen hohen Stellenwert erreichen.» Er ist überzeugt davon, dass das Grillen zukünftig nicht nur von mediterranen Molkereispezialitäten geprägt sein wird: «Laut Nielsen gewinnen vegane Käsealternativen an Bedeutung in der Gelben Linie mit einem Absatzwachstum von plus 22,5 Prozent seit 2021.»
Das Potenzial erkennen
Dass, wie in den Mittelmeerländern üblich, auch bei uns häufiger Fisch und Meeresfrüchte auf dem Grill landen sollten, hat vielerlei Gründe: Fischfleisch enthält neben Mineralstoffen Jod und Vitamin D und ist ein guter Eiweisslieferant. Fettfische wie Lachs, Makrele oder Heilbutt enthalten zudem wertvolle Omega-3-Fettsäuren.
Wenn es dann doch etwas Fleisch sein soll, gilt Geflügel als gute Wahl. Es verfügt ebenfalls über einen hohen Proteingehalt, dabei aber über vergleichsweise wenig Fett. Zudem enthält es Zink und Eisen, die für die Blutbildung und die gesamten Stoffwechselfunktionen des menschlichen Körpers wichtig sind. «Für ernährungsbewusste Grillfreunde ist klar, dass Geflügel die Nummer eins ist», bestätigt Dr. Ingo Stryck, Leiter Marketing bei der PHW-Gruppe. Und er nimmt Bezug auf die Wiesenhof-Grillstudie, die 2022 bereits zum achten Mal veröffentlicht wurde: «Am häufigsten liegen ganz klassisch weiterhin Fleischstücke wie Steak oder Schnitzel auf dem Rost (78 %), dicht gefolgt von Würstchen (69 %).» Mit 44 Prozent schätze knapp die Hälfte der Befragten die Convenience und Vielfalt von bereits marinierten Fleisch- und Geflügelprodukten.
Die Qualität im Fokus
Gabriele Weiss Brummer, Bord BIA Market Manager DACH, hat die Erfahrung gemacht, dass im letzten Jahr hochwertige und nachhaltige Ware gut beim Verbraucher angekommen ist. «Die Exportmenge von nachhaltig erzeugtem Lachs aus Irland nach Deutschland ist 2022 um plus zehn Prozent gestiegen. Verbraucher entscheiden sich zunehmend für Vielfalt auf ihrem Speiseplan und achten neben ernährungsphysiologischen Vorteilen für ihre eigene Gesundheit auch auf die Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl.» Derlei positive Entwicklungen beobachtet sie auch für Lammfleisch, insbesondere aus ökologischer Landwirtschaft. «Lammfleisch ist eine der am stärksten wachsenden Exportkategorie nach Deutschland. In den letzten fünf Jahren hat sich die Exportmenge von irischem Lammfleisch nach Deutschland mehr als verdoppelt.» Eine Fleischsorte, die in vielen Mittelmeerländern gerne auf den Tisch kommt und gegrillt beispielsweise gut mit einem griechischen Salat oder erfrischender Joghurt-Minz-Sauce harmoniert. Hier kann der Handel mit Rezeptanregungen und Zubereitungshinweisen für den Grill punkten.
Neue Impulse geben
«Neben Frischfleisch und -fisch, Fleischersatz und Brotspezialitäten sind Antipasti und Grillsaucen Themen, die zwar nicht neu sind, in denen es aber immer wieder neue Impulse gibt», sagt Henrik Jäger, Leiter Marketing Feinkost Dittmann, über das Potenzial mediterraner Grillfreuden. Und weil auch hier Bio ein wichtiges Thema sei, das sich auf immer mehr Kategorien ausdehnt, sind nun etliche Grillbeilagen-Klassiker des Unternehmens in der neuen Bio-Produktrange erhältlich, etwa Oliven, getrocknete Tomaten oder Kapern. «Grillen ist ein Thema, das über alle gesellschaftlichen Gruppen hinweg Relevanz hat.» Das bietet dem Handel doch gute Voraussetzungen dafür, die Bereitschaft für neue Produkte mit den geeigneten POS-Aktionen zu fördern. Und so weitere Liebhaber von Mittelmeer-Grillkost zu gewinnen.