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Hanfprodukte gibt es mittlerweile in fast jeder Kategorie – vom Tee über Pizza bis hin zum Duschgel. Branchenkenner rechnen in den kommenden Jahren mit einem deutlichen Anstieg an Produkten sowie eine Etablierung
in einigen Kategorien. Zahlen, Daten, Fakten.
Hanf gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und erfreut sich heute immer grösserer Beliebtheit. Und das nicht ohne Grund, weiss Christopher Martens, Chief Marketing & Sales Officer (CMO) bei CanAdelaar: «Die zwei wohl bekanntesten aktiven Inhaltsstoffe der Cannabispflanze (CBD und THC) haben nicht nur einen therapeutischen Nutzen, sondern finden auch wieder Einzug in die Hausapotheken dieser Welt.» Naturbasierende, natürliche Inhaltsstoffe rücken nach Beobachtung des Unternehmens zunehmend in den Fokus des Verbrauchers.
Trend Gesundheit
«In Europa gibt es einen starken Trend in Richtung gesundheitsfördernde Produkte auf Hanfbasis. Diese werden in den nächsten Jahren, auch auf Grund der sich ändernden regulatorischen Rahmenbedingungen, in Drogeriemärkten und im LEH Einzug finden», sagt Martens. Um die nächsten drei bis fünf Jahre in Europa bestimmen zu können, brauche man nur einen Blick nach Nordamerika werfen. Hier würden bereits eigene Hanf-Regale in den Supermärkten und staatlich kontrollierte Abgabestellen (sogenannte Dispensaries) existieren, die volljährigen Amerikanern den Zugang zu THC (psychoaktiver Bestandteil der Cannabispflanze) ermöglichen. «Wir können davon ausgehen, dass wir in den nächsten Jahren auch ein ähnliches Bild in Europa sehen werden», so Martens.
Regionales Superfood
Dass es immer mehr Hanf-Produkte geben wird, auch im Bereich Lebensmittel, davon ist die Molkerei Rücker fest überzeugt. «Hanfsamen sind ein wahres Superfood – insbesondere sind sie perfekt für eine ausgewogene, vegane Ernährung», sagt Insa Rücker, Leitung Rücker Markenführung und Kommunikation. Hanfsamen haben einen besonders hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren. Sie sind ein guter Lieferant für Magnesium, Eisen und die Vitamine B2, D und E. Und sie bestehen zudem zu rund 30 Prozent aus Protein und 50 Prozent Fett. «Mit Hanf als Zutat können auch vegane Lebensmittel wie unsere neue Range ‹Vega Lecker› mit ‹High Protein› ausgelobt werden – und treffen mit diesem Schlagwort den Nerv vieler ernährungsbewusster Menschen», so Insa Rücker. Dem stimmt Dennis Lange, Marketingleiter der Bio-Zentrale zu: «Wir sind davon überzeugt, dass Hanf in den kommenden Jahren wieder einen grösseren Platz in der Küche einnehmen wird, unter anderem getrieben durch die steigende Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten beim Kochen und Backen.»
Hanf ist ein echtes Superfood, das aber nicht aus Übersee importiert werden muss, sondern sogar regional in Deutschland angebaut werden kann. Das berichtet Jakob Graf, Co-Founder der HANS Brainfood GmbH. Beim Anbau binde ein Hanffeld viermal so viel CO2 wie dieselbe Fläche Wald. «Die Verbraucher achten immer mehr auf ihre Ernährung, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. In dem Kontext ist Hanf ein wahres Multi-Talent, das perfekt in den Zeitgeist passt», so Graf.
Funktionaler Nutzen
Hanf findet in der Medizin, in der Lebensmittelherstellung, in der Textilindustrie, aber auch als Baumaterial Verwendung. Gleichzeitig gehört Cannabis laut der Studie «Health Report 2022» des Zukunftsinstituts zu den am meisten konsumierten illegalen Drogen weltweit. Während THC (Tetrahydrocannabinol) berauschend wirkt und als Droge sowie als Arzneimittel genutzt wird, wirkt der Wirkstoff Cannabidiol (CBD) nicht psychoaktiv. Er kommt daher vor allem zur Beruhigung, Entspannung und als Entzündungshemmer zum Einsatz. Er wird vornehmlich in Form von Ölen, Tropfen und als Nahrungsergänzungsmittel verkauft – so heisst es weiter in der Studie des Zukunftsinstituts.
Laut einer Ende 2020 durchgeführten repräsentativen Befragung von Stiftung Warentest unter 1000 Personen im Alter von 16 bis 75 Jahren verwenden etwa zwölf Prozent der Deutschen mehr oder minder regelmässig CBD-Produkte. Die meisten Befragten (55 %) versprechen sich davon Hilfe beim Entspannen, Stresslinderung (43 %) sowie Hilfe gegen Schlafstörungen (38 %). Ein kleiner Teil der Konsumenten (5 %) hofft auf Schmerzlinderung, 15 Prozent verspüren dagegen eine Aktivierung. «Generell lässt sich beobachten, dass der Trend weg von reinen CBD-Produkten hin zu funktionalen Produkten führt. Es gibt immer mehr Produkte mit weiteren Inhalts- und Sekundärwirkstoffen, zum Beispiel Melatonin im Bereich Schlaf», merkt Thilo Grösch dazu an, Senior Communications Manager bei der Sanity Group GmbH. Der Markt wird weiter organisch wachsen, davon ist das Unternehmen fest überzeugt. Wie gross das Wachstum hierzulande ausfalle, hänge ein Stück weit auch von der neu gewählten Regierung ab. «Wenn es beim Thema Nahrungsergänzungsmittel eine weitere Öffnung gibt, könnte noch ein zusätzlicher Boom entstehen.»
Markt mit Potenzial
Wissenschaftliche Entdeckungen und ihr medizinisches Potenzial definieren die Art und Weise, wie die Gesellschaft, Politik und die medizinische Gemeinschaft über Cannabis als Pflanze denken, so die Einschätzung der Sanity Group. «In den vergangenen Jahren hat sich dabei mehr getan als in 50 Jahren zuvor. Inmitten der fortschreitenden Cannabis-Legalisierung in Nordamerika und weiteren Teilen der Erde geht Europa einen eigenen Weg», berichtet Thilo Grösch. Mit mehr als 700 Millionen Einwohnern in Kontinentaleuropa und rund 500 Millionen innerhalb der EU wird laut Sanity Group der Markt für Cannabis bis zum Jahr 2028 auf über 100 Milliarden Euro geschätzt. Europaweit ist das Geschäft mit CBD- und Hanfprodukten in den Kategorien Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik nach Schätzungen des Unternehmens derzeit etwa eine Milliarde gross. Zudem werde in 2021 der Gesamtumsatz allein nur in Deutschland bei 200 Millionen Euro liegen.
Prognose
«In Zukunft werden wir erleben, wie rund um den Hanf ein neuer Hype entsteht», sagt Corinna Mühlhausen, Trendforscherin beim Zukunftsinstitut. Denn die Wirkweisen der Cannabis-Produkte seien so vielfältig wie ihre Darreichungsformen und schaffe einen boomenden Markt für zahlreiche Produkte und Lifestylekonzepte. So wird der Markt für Medizinal- und Lifestyle-Cannabis mit all seinen Produkten sowie Service-Angeboten weiterwachsen. «Die Hanfpflanze als Naturprodukt mit ihren beruhigenden und stimulierenden Wirkweisen, ohne Kalorien und mit geringem Risiko der körperlichen Abhängigkeit passt optimal in die grünen Zwanzigerjahre des dritten Jahrtausends», resümiert die Trendforscherin.
Vermarktung
Worauf es bei einem erfolgreichen Verkauf von Hanf-Produkten am Point of Sale ankommt, dazu hat das Markant Magazin Hanno Erian vom Demeterhof Gut Kraindorf in Mittelkärnten (Österreich) befragt.
Bei Hanfprodukten gibt es zwei sehr unterschiedliche Produktgruppen, gerade im Hinblick auf CBD-haltige Produkte: 1. Produkte, die lediglich den Hype um die Pflanze ausnutzen und (wenn überhaupt) nur sehr geringfügig die natürlichen Bestandteile der Hanfpflanze enthalten. Häufig sind dies Lebensmittel mit Hanfaroma, die jedoch nicht zwingend die Wirkstoffe von Hanf besitzen. 2. Produkte, die tatsächlich das volle Spektrum an Wirkstoffen wie Cannabinoide, Terpene und Flavonoide der Hanfpflanze aufweisen. Wichtig für den Handel zu wissen ist, dass die Produkte der 1. Kategorie häufig zu Enttäuschungen bei Verbrauchern führen können, da diese zum Teil eine Wirkung oder einen gesundheitlichen Effekt (z. B. Entspannung, besserer Schlaf etc.) erwarten, diese jedoch nicht eintreten. Daher werden solche Produkte häufig nicht mehrfach gekauft. Bei der 2. Kategorie worunter auch unser Sommerhanf Bio CBD-Öl fällt, ist die richtige Platzierung im Regal, zum Beispiel neben Nahrungsergänzungsmitteln wichtig sowie oftmals noch eine Beratung erforderlich. CBD-haltige Produkte sind oftmals noch sehr erklärungsbedürftig und somit ist auch ein geschultes Personal vor Ort von Vorteil, um auf die Unterschiede und die Qualität von CBD-haltigen Produkten eingehen zu können. So unterstützen wir mit einer Hotline sowohl den Handel als auch den Verbraucher bei weiteren Fragen rund um das Thema CBD-Öl.