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Die Verbraucher achten zunehmend auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Das gilt aber längst nicht mehr nur für sie selbst, sondern auch für ihre Haustiere. Vegetarisches oder Veganes für Hunde und Katzen steht hoch im Kurs.
Valerie Henssen von Vegdog beobachtet einen klaren Trend hin zu einer bewussteren und nachhaltigen Ernährung von Haustieren, die sowohl das Wohl der Tiere als auch die Umwelt im Blick hat. «Immer mehr Tierhalter suchen nach Alternativen zu konventionellen Tierfutterprodukten, da sie den Wunsch haben, ihre eigenen Überzeugungen – wie z. B. den Verzicht auf tierische Produkte – auch bei der Ernährung ihrer Haustiere zu berücksichtigen», erläutert die Gründerin und Geschäftsführerin des Unternehmens, das sie mit Co-Founderin Tessa Zaune-Figlar leitet. «Dabei stehen vor allem gesundheitliche Aspekte, wie die Verträglichkeit bei Hunden mit Futtermittelallergien, und ökologische Überlegungen im Vordergrund.» Henssen verzeichnet eine steigende Nachfrage nach ihrem Vollsortiment für Hunde, das zu 100 Prozent pflanzlich ist, kein Getreide enthält und frei von Gluten und Soja ist. Zu haben sind zudem Nahrungsergänzungsmittel, etwa Fischöl ohne Fisch oder Mineralpulver, oder Marktneuheiten wie das Hundepopcorn aus Kartoffeln. Mit den Knusperkissen «Vegcat Pure Bites» rücken aktuell erstmals auch fleischlose Produkte für Katzen in den Fokus.
Bewusste, kritische Käufer
Als Grund, dass vegetarische und vegane Snack-Produkte bei Tierhaltern sehr beliebt sind, sieht Jürgen de Vries, Geschäftsführer von Green Plant Petfood «einen starken emotionalen Trend, nach dem vor allem die Tierhaltung der Schlachttiere sehr kritisch wahrgenommen wird.» Mit «Vutter!», veganem Nass- und Trockenfutter, möchte er daher eine Alternative dafür bieten, Hunde artgerecht und vollwertig zu ernähren – ohne dass andere Tiere leiden müssen. «Unsere Käufergruppe sind die bewussten Tierhalter. Die Menschen, denen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wichtig sind.» Tessa Zaune-Figlar von Vegdog hat die Erfahrung gemacht, dass auch immer mehr Flexitarier zu ihren Produkten greifen. «Sie ernähren ihre Tiere noch nicht komplett auf pflanzlicher Basis, stellen aber fest, dass ein Vegdog-Tag in der Woche ein guter Einstieg ist und den Hunden gut gefällt.»
Bei Snacks sind die Shopper, so Sarina Hamann, Head of Marketing International, Vitakraft, experimentierfreudiger als beim Hauptfutter. «Sie erwarten Vielfalt in der Auswahl, sodass vegetarische und vegane Snack-Produkte eine attraktive Alternative darstellen können.» Aktuell seien es eher junge Menschen, die ihrem Tier vegetarische oder vegane Produkte anbieten wollen.
Alternative Proteine
Bei Mars Petfood sieht man ebenfalls, dass Shopper nicht nur darauf achten, dass Futter schmackhaft ist und das Haustier satt macht, sondern gesund, qualitativ hochwertig und möglichst ressourcenschonend ist. Dennoch hat man dort aktuell kein vegetarisches oder veganes Tiernahrungsprodukt im Portfolio. «Unsere Forschung zeigt, dass eine vegetarische Ernährung auf Basis alternativer Proteine für Katzen und Hunde ein hohes Mass an Fachwissen erfordert. Besonders eine rein pflanzliche Ernährung erfordert zusätzliche Nährstoffe bzw. Nährstoffzugaben, damit es nicht zu einer Mangelversorgung kommt. Daher kann eine vegetarische oder gar vegane Ernährung nicht uneingeschränkt empfohlen werden», erklärt Heike Lommatzsch, Market Strategy & Deployment Directorin, Mars Petfood. Dennoch spielen alternative Proteinquellen für das Unternehmen durchaus eine Rolle. Seit 2021 wird in Grossbritannien mit der Marke «Lovebug» online etwa Katzenfutter auf Insektenbasis angeboten.
In der Entwicklung
Auch Nestlé Purina PetCare führt derzeit keine vegetarischen oder veganen Produkte im Sortiment. Dennoch weiss man darum, dass alternative Proteine in der Tiernahrung immer wichtiger werden. «Wir überprüfen im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsagenda das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Proteinen in unseren Produkten und investieren in die Forschung und Entwicklung im Bereich von pflanzlichen Alternativen oder Insektenproteinen», erläutert Carmen Borsche, Regional Director Central Region Nestlé Purina PetCare. «Auch im Rahmen unseres Start-up Accelerators «Unleashed» verfolgen wir entsprechende Pilotprojekte.» Klingt danach, als ob entsprechende Angebote nur noch eine Frage der Zeit sind.