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Alu oder Kunststoff werden zunehmend bei Fertiggerichten durch nachhaltigere Verpackungen ersetzt. Auf welche alternativen Lösungen die Markenartikler setzen.
Ob ein Produkt im Einkaufskorb landet, ist heute auch eine Frage der Verpackung: Laut YouGov haben 46 Prozent der Deutschen im Supermarkt schon einmal auf einen Kauf verzichtet, weil das gewünschte Produkt in Plastik verpackt war. «Verbraucher sind für das Thema Verpackungsmüll sensibilisiert und versuchen bereits beim Einkauf, aktiv Abfälle zu vermeiden», so YouGov. Für Handel und Industrie bestehe grosser Handlungsbedarf, denn nur wenige Verbraucher seien «mit dem derzeitigen Angebot zufrieden».
Umweltgerechte Materialien
Für Anbieter von Fertiggerichten bedeutet der Konsumentenwunsch nach Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit vor allem eine bessere Recyclingfähigkeit und die Verringerung des Plastikanteils.
Seit 2016 verpackt Frosta alle Gerichte in einer «sortenrein recycelbaren Folie aus dem Monomaterial Polypropylen, das zehn Prozent Plastik einspart und mit wasserbasierten Farben bedruckt wird». Da jedoch noch viel zu wenige Plastikverpackungen recycelt würden, erfolge aktuell die Umstellung der ersten Produkte auf einen reinen, ungebleichten Papierbeutel. «Dieser kann im Altpapier recycelt werden», sagt Marketing-Vorstand Hinnerk Ehlers.
Auch bei Agrarfrost setzt man auf weniger Plastik: Die 2019 neu eingeführte Beutelverpackung mit reduzierter Folienstärke bestehe aus einer umweltgerecht recycelbaren Polyethylen-Monofolie ohne Kaschierung, sagt Geschäftsführer Manfred Wulf. «Sie schützt unsere Kartoffel-Tiefkühlprodukte optimal und ist so beschaffen, dass die Verbraucher beim Anfassen trotz verringerter Folienstärke weiterhin das gewohnte Gefühl von höchster Wertigkeit spüren.» Eine weitere Innovation seien Faltschachtelverpackungen für die Kartoffelpuffer des Unternehmens. «Diese kommen ohne die sonst übliche Kunststoffbeschichtung aus», erklärt Wulf.
Förderung von Alternativen
Auf dem Rückzug ist zudem die Aluschale für Fisch-Fertiggerichte. Auf diese verzichtet etwa Frosta bereits seit 2013. Auch Iglo bietet seine Schlemmer-Filets seit 2020 in einer «echten» Pappschale an. Da das Unternehmen seit Jahren hauptsächlich Faltschachteln aus Papier als Produktverpackung einsetze, seien aktuell bereits 85 Prozent der Verpackungen papierbasiert.
Von Beginn an umweltfreundlich hat das Start-Up Little Lunch seine Suppen und Saucen im Glas angeboten. «Mit den Glasverpackungen zeigen wir, dass sich selbst als Start-up im Convenience-Segment Nachhaltigkeit grossschreiben lässt», sagen die Geschäftsführer Denis und Daniel Gibisch. Glas bestehe ausschliesslich aus natürlichen Rohstoffen, die nahezu unbegrenzt in der Natur vorkommen, und sei dadurch zu 100 Prozent recycelbar. «Ausserdem geniessen Glasverpackungen das Vertrauen der Verbraucher und strahlen hohe Wertigkeit aus», haben die Gründer beobachtet.
Nachhaltige Verpackungslösungen sind auch beim Transport gefordert: Little Lunch verwendet etwa beim Versand der Bestellungen in der Regel Kartons ohne Füllmaterial. Bei grossen Bestellungen bestehe das Füllmaterial aus wiederverwerteten Altkartonagen: «Zerkleinert werden sie als hochwertige, reissfeste und staubfreie Polsterkissen genutzt», erklären Denis und Daniel Gibisch.
Auch Nestlé verwendet für den sicheren Transport Schrumpffolie mit 50 Prozent Recyclinganteil. Beim direkten Lebensmittelkontakt gebe es jedoch Herausforderungen: «Recycelte Kunststoffe haben häufig nicht die Qualität, um Lebensmittel sicher zu verpacken. Material, das dafür geeignet ist, gibt es nur in sehr geringen Mengen», sagt Christoph Anderl, Leiter der Verpackungstechnik bei Maggi. Um Verpackungs-Innovationen weiter zu beschleunigen, wolle das Unternehmen – neben der eigenen Forschung – mit 250 Millionen Schweizer Franken Start-ups fördern, die alternative Materialien, Nachfüllsysteme und Recycling-Lösungen entwickeln.
Wichtig sei zudem Verbrauchern Hinweise für die korrekte Entsorgung zu geben, sagt Anderl. Auf der 5-Minuten-Terrine von Maggi befänden sich etwa inzwischen Verwertungshinweise. Zudem werde ein einheitliches Material für Becher und Etikett verwendet. «Das verbessert die Recyclingfähigkeit und hilft die Verpackungen im Recyclingstrom noch besser zu erkennen und zu verwerten.»