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Regionalität, Ursprünglichkeit, bewusstes Geniessen, Bio und Nachhaltigkeit: Seit Beginn der Corona-Pandemie wird Brot wieder mehr wertgeschätzt. Das sind die aktuellen Trends und Konzepte der Hersteller.
Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie geniesst Brot als Grundnahrungsmittel wieder mehr Wertschätzung. Zudem habe das Thema Bevorratung durch den Krieg in der Ukraine eine grössere Relevanz bekommen. Fakt ist auch: «Brote und Backwaren stehen weiterhin mit hohem Wert ganz oben in der Verbraucherbewertung», sagt Prof. Dr. Ulrike Detmers, geschäftsführende Gesellschafterin, Vorsitzende und Sprecherin der Geschäftsführung der Mestemacher Management GmbH. Das kommt nicht von ungefähr. Denn: Die Trends bei den rund 10 000 deutschen Handwerksbäckern sind derzeit lange Teigführung und das Backen von Sauerteig- und Holzofenbroten sowie grösserer Brotlaibe, wie Daniel Schneider berichtet, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Zudem sind laut Ulrike Detmers Brote gefragt, die ungeöffnet länger lagerfähig sind. «Auch Brote, die vegan und umweltfreundlich sind, geniessen national und international hohes Ansehen. High Protein-Backwaren und Brote mit hohem Ölsaatenanteil ergänzen immer stärker die Nahrung von Vegetariern und Veganern», so Detmers.
Zurück zur Natürlichkeit
Weitere Trends sind laut Daniel Schreiber «Regionalität und zurück zur Natürlichkeit: die Kunden gehen zum Innungsbäcker, weil sie Vor-Ort gebackene Produkte mit regionalen Rohstoffen bevorzugen.» Auch beliebt sei die Verfeinerung mit Zutaten wie Bier oder Karotten und Verwendung von Urgetreiden (Emmer, Einkorn, Dinkel). Bei Harry-Brot stehen dieses Jahr handwerkliche Schnittbrote und Brötchen zum Fertigbacken im Fokus, da diese, speziell die verpackten, sehr begehrt seien. Der Wunsch nach Ursprünglichkeit zeige sich durch die grosse Nachfrage der «Anno 1688»-Produkte. «In diesem Segment überzeugen insbesondere unsere Toast- und Sandwich-Varianten mit starken Zahlen. Auch unsere Schnittbrote kommen nach wie vor sehr gut an», sagt Katharina Frerichs, Marketingleiterin bei Harry-Brot. Dass die Segmente zugelegt haben, belegen auch Zahlen von Nielsen IQ: Toastbrot erzielte plus 13 Prozent mehr Umsatz und Schnittbrot elf Prozent (LEH+DM, MAT KW 48/2022 vs. 2021). Mit seinen neuen veganen Pancakes reagiert der Hersteller auf die Trends Vegan sowie Snacking und Convenience.
Preiswert als auch hochwertig
«Verbraucher interessieren sich für Brot- und Backwaren, die ursprünglich, gesund und handwerklich in der Anmutung sind,» sagt Felix Neuberger, Head of Marketing bei Lieken. Die Kunden fragen vermehrt nach Broten mit Trend-Getreidesorten wie Dinkel oder Hafer. Hinzu komme der umsichtigere Umgang mit Energie und Rohstoffen und das Bestreben, sparsamer zu haushalten. «Im Trend liegen daher Produkte, die sowohl preiswert als auch hochwertig sind – und möglichst lange haltbar bleiben», so Neuberger. Daher sei derzeit das abgepackte, lange haltbare «Lieken Urkorn Schnittbrot» sehr gefragt. Dem grossen Wunsch nach Bio-Produkten und bewussterem Genuss entspricht Lieken mit den neuen veganen Golden Toast Sandwiches «Bio Weizen» und «Bio Hafer».
Auch bei Dr. Karg’s sei eine «weniger ist mehr» Kauf- und Verzehreinstellung ohne den Verzicht auf Genuss erkennbar. «Denn Genuss und bewusste Ernährung passen gut zusammen. Konsumenten setzen sich auch bei Snacks immer mehr mit den Zutatenlisten auseinander. Wir setzen klar auf die Philosophie «Besser snacken». Natürliche Zutaten und der Verzicht auf Aromen und Geschmacksverstärker sind für uns entscheidende Faktoren», sagt Inhaber Dr. Klaus Karg. Die Nachfrage nach Produkten ohne unnötige Inhaltsstoffe und Snack-Alternativen zum Beispiel zu Chips und Flips werde immer höher.
Branche
Marktdaten für das Segment Brot & Backwaren
Bei der Umsatzverteilung haben die Discount-Märkte mit 54,2 Prozent trotz geringer Verluste den höchsten Stellenwert. Der prozentual hohe Zuwachs bei den Drogerie-Märkten (+ 9,9 %) erscheint in der Gesamtsicht nur von geringer Bedeutung. 33,4 Prozent beträgt der Marktanteil von Toastbrot und ist damit das grösste Segment in der Kategorie Brot & Backwaren. Toast- & Schnittbrot gemeinsam machen zwei Drittel der Umsätze aus und wachsen überproportional. Die Absätze bei Ganzbrot (-9,5 %) und Aufbackwaren (-6,2 %) verlieren.
Quelle: Nielsen IQ, Brot & Backwaren, LEH+DM, MAT KW 48/2022 vs. 2021