Bio-Strategie 2030

Donnerstag, 05. Dezember 2024
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Geschmack und Gesundheit sind die wichtigsten Treiber für den Kauf von Bio-Produkten, danach folgt dann erst das Kriterium Nachhaltigkeit. Daher gilt es zukünftig, die verschiedenen Bio-Kunden in den unterschiedlichen Einkaufsstätten adäquat abzuholen.

Ein erklärtes Ziel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist es, den Ökolandbau bis zum Jahr 2030 auf rund 30 Prozent der Fläche zu verdreifachen. Die aktuelle Lage sieht so aus: In 2023 lag der Anteil an Bio-Flächen an der gesamten Landwirtschaftsfläche bei 11,2 Prozent, für die Erreichung der 30-Prozent-Marke braucht es jedoch einen jährlichen Zuwachs von 433 279 Hektar. Entsprechend des geringen Flächenwachstums verzeichnete der Umsatzanteil von Bio-Produkten am Gesamtmarkt Lebensmittel und Getränke im letzten Jahrzehnt nur einen geringen Anstieg auf 7,4 Prozent im Jahr 2023. So ein Ergebnis der Studie des IFH KÖLN «30/30: Bio-Revolution im Lebensmittelhandel». Prognosen zufolge könnte dieser in einem Best-Case-Szenario, das die Erreichung des Öko-Flächenanteils von 30 Prozent voraussetzt, bis zum Jahr 2030 auf 17,3 Prozent steigen. In der Trendentwicklung rechnen die Marktexperten des IFH KÖLN mit einem Bioanteil von 8,1 Prozent im Handel und 21,8 Milliarden Euro Umsatzvolumen. Dazu resümiert Dr. Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung am IFH KÖLN: «30 Prozent ökologische Flächen entsprechen nicht 30 Prozent Bio-Anteil im Handel. Dabei ist das Interesse an Bio hoch: 91 Prozent der Menschen in Deutschland kaufen Bio-Produkte – in unterschiedlicher Intensität.»
 
Bewusster Lebensstil
Fakt ist: Bio ist heute längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So eine Beobachtung von Experten und Herstellern von Bio-Produkten. «Es ist sowohl Ausdruck eines bewussten Lebensstils als auch ein Statement für Nachhaltigkeit, Produktqualität und soziale Verantwortung», sagt Anja Leebmann, Marketingleitung der Bio-Zentrale. Bio werde zur neuen Normalität – immer mehr Menschen würden zu Bio-Produkten greifen, weil sie bewusste Ernährung und Umweltschutz miteinander verbinden möchten. Nachhaltigkeit werde für den Shopper weiter an Bedeutung gewinnen, davon ist auch Söbbeke überzeugt und sieht in der Bio-Strategie 2030 positive Effekte für die Branche. «Eine Verdreifachung des Ökolandbaus in Deutschland wird das Bio-Angebot erhöhen. Idealerweise nicht nur im Handel, sondern auch in Kantinen und Restaurants sowie in der öffentlichen Versorgung in Schulen, Krankenhäusern», so Nina Bakker, Marketingleiterin bei der Biomolkerei Söbbeke. Für Berief Food liegt der grösste Impact in der verbesserten Verfügbarkeit hochwertiger Bio-Rohstoffe und der weiteren Förderung der Regionalität. «Kürzere Transportwege helfen, den CO2-Ausstoss zu reduzieren und unterstützen unser Ziel, unsere Rohstoffbeschaffung immer regionaler zu gestalten. Dabei geht es uns auch um eine möglichst regionale Verfügbarkeit bei verschiedenen Rohstoffsorten, die in unseren Produkten verarbeitet werden», so Bernd Eßer, Geschäftsführer von Berief Food.
 
Trend Gesundheit
Das IFH Köln rechnet damit, dass der Zuwachs an Bio-Produkten abgesetzt wird. Denn: «Menschen setzen sich zwangsläufig mehr mit ihrer Gesundheit, aber auch der Umwelt auseinander», so Dr. Eva Stüber. Die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit, aber auch dem Anbau von Lebensmitteln und der Umwelt würden immer präsenter. Dem stimmt Bernd Eßer zu und fügt hinzu: «Des Weiteren entscheiden sich immer mehr Verbraucher aus gesundheitlichen,ökologischen und ethischen Gründen für Bio-Produkte. Dies wird zu einem Anstieg der Nachfrage und somit auch zu einem Wachstum der Bio-Landwirtschaft führen. Ob dies 30 Prozent sein werden, wird der Markt entscheiden.»  
 
Massnahmen zur Zielerreichung
Dennoch, sollte die Nachfrage nach Bio-Produkten hinter den Zielen der Politik zurückbleiben, könnte dies zu einer Überproduktion und zu einem Preisverfall führen. «Dies würde Bio-Produkte in eine ähnliche Lage bringen wie konventionelle Produkte – der Preisdruck könnte auch die Qualität beeinträchtigen. Ein Überangebot könnte zudem den Bio-Anbau für kleinere Betriebe unrentabel machen, was langfristig schädlich für die Bio-Vielfalt wäre», erklärt Erwin Winkler, Geschäftsführer von Herbaria. Deshalb sieht der Kräuterspezialist eine Notwendigkeit darin, nicht nur die Produktion zu steigern, sondern gleichzeitig die Konsumentenaufklärung und -bindung zu intensivieren. Dem stimmt die Andechser Molkerei zu. Aus deren Sicht ist die Bio-Landwirtschaft die zukunftsfähige Art zu wirtschaften. Das müsse ins Bewusstsein der Konsumenten. Bei konventionell erzeugten Lebensmitteln seien die wahren Kosten für die Gesellschaft nicht eingepreist. Daher muss finanziell belohnt werden, wer Bio kaufe. «Ein Belohnungssystem für Biokäufer – in Form von 0 Prozent Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel – sei damit überfällig. Gerade in Zeiten, in denen die Menschen weniger Kaufkraft haben», resümiert Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Andechser Molkerei.
 

News

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Das Start-up K-Group ist der Gewinner der Pitchs auf dem 126. Markant Handelsforum.

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Das Tiroler Familienunternehmen MPREIS kooperiert in Südtirol mit zahlreichen lokalen Betrieben aus der regionalen Kleinstruktur, insbesondere mit Bäckereien, Landwirten und Metzgereien.

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Die EU-Kommission rechnet für das Jahr 2025 mit einem marginalen Anstieg der europaweiten Milchanlieferung um 0,3 Prozent auf 10,8 Millionen Tonnen.

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Bedingt durch die extremen Witterungsbedingungen werden die Erntemengen in deutschen Weinbergen 2024 deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, dafür aber nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts (DWI) hervorragende Qualität liefern.

Blickpunkt

Das 30-Prozent-Ziel ermöglicht es uns, Rohwaren-
ströme stärker nach Deutschland zu verlagern, was Transportwege verkürzt und das Thema Regionalität weiter stärkt – ein Ansatz, den wir seit zehn Jahren verfolgen und weiter optimieren. Zudem wird durch die Zielsetzung Bio mehr Raum gegeben. Verbraucher legen zunehmend Wert auf Gesundheit, weniger Schadstoffbelastung der Lebensmittel, Regionalität und Umweltverträglichkeit, was das Bio-Segment stärkt. 
Bernd Eßer, Geschäftsführer, Berief Food  
 
Wir sind überzeugt davon, dass eine Förderung des Ökolandbaus der richtige Weg ist. Allerdings sind strukturelle Anpassungen in der Landwirtschaft notwendig, um die Nachfrage decken zu können. Nicht nur die Produktion muss ausgebaut werden, sondern auch die Bildung und Förderung von nachhaltigen Konsummustern. Für hochqualitative Bio-Sortimente gibt es immer weniger Markt, da die Shopper preissensibel sind und die Bereitschaft, in Bio-Qualität zu investieren, sinkt.
Erwin Winkler, Geschäftsführer, Herbaria 
 
Bio muss für alle erschwinglich und auch Ausser-Haus verfügbar sein. Darauf haben wir bereits letztes Jahr mit der Initiative «BIO für Alle» im Rahmen mehrerer Aktionen aufmerksam gemacht. Mit einer Umsetzung der drei Kern-Forderungen des Bündnisses – Absenkung der Mehrwertsteuer für Bio-Lebensmittel auf 0 Prozent; 50 Prozent Bio in öffentlichen Kantinen; Keine Gentechnik durch die Hintertür – wird «BIO für Alle» ermöglicht und der Verbraucher für seine Kaufentscheidung belohnt. 
Barbara Scheitz, Geschäftsführerin, Andechser Molkerei 

 

 

 

 

Biofach

Die globale Lebensmittelversorgung steht angesichts von Umweltzerstörung und wirtschaftlicher Unsicherheit stark unter Druck. Welche Lösungen die Bio-Lebensmittelwirtschaft bereithält und welche Ansätze das Potenzial haben, die Branche weiter voranzubringen, zeigt der Kongress der kommenden BIOFACH 2025, die vom 11. bis 14. Februar in Nürnberg stattfindet. 
 
Mit dem Motto «Yes, we do!» unterstreicht der Kongressschwerpunkt der BIOFACH 2025, dass die Bio-Branche nicht nur theoretisch, sondern tagtäglich in der Praxis Vorreiter in der Lebensmittelwirtschaft ist. Gleichzeitig ruft der Kongress alle Interessierten auf, im Rahmen des «Call for Ideas» Themenvorschläge für die Veranstaltung einzureichen. Die Diskussion über den Einfluss von Lebensmitteln auf die Umwelt ist hochaktuell. Der Handelsverband Deutschland zeigt im «Konsummonitor Nachhaltigkeit 2024», dass ein Drittel der Befragten der Zusammenhang nicht bewusst ist.
 
 

Bevorzugte Einkaufsstätten 

Bio-Produkte werden in den unterschiedlichsten Einkaufsstätten gekauft. Nimmt man die Käufer von Supermarkt, Discounter und SB-Warenhaus unter die Lupe, werden unterschiedliche Verteilungen der Bio-Gruppen sichtbar. Die meisten Käufer mit «Fokus-Bio» sind im Supermarkt anzutreffen (33,1 %), wohingegen die meisten mit No-Bio-Ausrichtung SB-Warenhäuser aufsuchen (29,1 %). Im Discounter bewegen sich die meisten Menschen, für die Bio «nice-to-have» ist (59,7 %).  
Quelle: IFH KÖLN, Studie «30/30: Bio-Revolution im Lebensmittelhandel»
 
 

ZHG – Ausbau Bio-Sortiment

Auch für die ZHG hat das Thema Bio grosse Relevanz und erweitert daher kontinuierlich das Bio-Sortiment unter der Marke Jeden Tag. Für 2025 ist u. a. der Launch von Bio-Honigen geplant.  

 

Produkte

Bio-Zentrale
Die «BioKids Knusperriegel» in den Geschmacksrichtungen «Erdbeere» und «Kakao» Haselnuss basieren auf Hafer und bieten knusprigen Genuss in praktischer Form. Beide Sorten sind perfekt portioniert, um in die Lunchbox zu passen oder für eine schnelle Pause unterwegs.

Söbbeke
Der «Söbbeke ABC Bio-Weidemilchjoghurt» hat einen fein-säuerlichen Geschmack und passt perfekt zu Müsli und Obst, zudem lässt er sich zum Backen und Kochen verwenden. Mit den drei aktiven Bakterienkulturen L.acidophilus, B.bifi dum und L.casei ist er der perfekte Begleiter im Alltag – ob als ausgewogenes Frühstück oder für den Power Snack zwischendurch. Die Milch stammt von fair bezahlten, gentechnikfreien Bioland-Höfen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.  

Andechser Molkerei Scheitz
Die «Andechser Natur Bio-Weidemilch» in den beiden Fettstufen 3,8 % und 1,5 % überzeugt mit einem natürlichen, milchig-frischen Geschmacksbild, das sie zu einem idealen Alleskönner für die vielseitige Verwendung in der Küche macht. Darüber hinaus punktet sie mit einer ausgedehnten Weidehaltung der Kühe, die deutlich über den Weidemilch-Standard hinausgeht.

Herbaria
Bei der Bio-Gewürzzubereitung «Herbaria Gerdas Garten» hat der Hersteller bewusst auf Knoblauch, Zwiebeln oder Zucker verzichtet und den Schwerpunkt auf klassische grüne Gartenkräuter aus deutschem Bioland-Anbau gelegt. Die gemeinsam mit Spitzenkoch Hans Gerlach entwickelte Bio-Gewürzzubereitung eignet sich ideal für frisch-würzigen Kräuterquark, Salatdressings, Dips und Kräuterbutter.