Fotos: T. Schindel / S.Brückner
Das MARKANT Handels-Forum in Karlsruhe hat gezeigt, dass die gesamte Food-Branche vor großen Herausforderungen steht. Das Fokus-Thema Transparenz sorgte für viel Diskussionsstoff.
Mit einem Witz brachte der ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer das zentrale Thema des 104. MARKANT Handels-Forums auf den Punkt: „Was haben eine Damenhandtasche und eine Leberwurst gemeinsam?“ Die Auflösung: „Keiner weiß, was drin ist.“ Ein Thema, an dem die Industrie dringend ansetzen sollte, so der Appell von Töpfer. Denn: Transparenz führe nicht nur dazu, dass der Verbraucher besser informiert ist, sondern per Rückkoppelung auch dazu, dass sich die Qualität der Produkte verbessert. Doch machte Töpfer auch auf die Risiken aufmerksam: „Wer detailliert informiert und dabei wissentlich oder unwissentlich täuscht, kann einen immensen Schaden verursachen.“
Namhafte Expertenrunde
Beim Kurzkongress zum Thema „ONE GLOBE – Mehr Transparenz für Handel und Verbraucher“ referierten und diskutierten neben Töpfer eine Reihe weiterer Experten, darunter Prof. Peter Eigen, Gründer von Transparency International, Christian Rach, Ernährungsexperte und TV-Coach, Silke Schwartau, Leiterin der Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale Hamburg, Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Tobias Andres, Leiter des Brüsseler Büros des Bundesverbandes der Ernährungsindustrie sowie Franz-Friedrich Müller, Geschäftsführer der MARKANT AG. Im Zuge der Diskussion wurde reichlich Salz in die Wunden der Lebensmittelindustrie gestreut. Ernährungsexperte Christian Rach zeigte sich zum Beispiel überzeugt davon, dass immer noch viele Hersteller den Verbraucher bewusst in die Irre führen, beispielsweise indem sie Garnelen mit künstlichen Farbstoffen rot färben, um Frische vorzutäuschen. Mit einer solchen Vorgehensweise, so Rach, lässt sich die Forderung nach mehr Transparenz kaum vereinbaren. Tobias Andres appelierte daran, nicht alles schlecht zu reden: „Unser Lebensmittelangebot ist vielfältig und hochwertig wie nie.“ Umfangreiche Informationen zum Herstellungsprozess, so Andres, kann der Verbraucher schon heute auf vielen Webseiten einsehen. Und dennoch: Einig waren sich viele Kongressteilnehmer darin, dass sich in Sachen Transparenz dringender Handlungsbedarf auftut.
Rascher Handlungsbedarf
„Unter dem Strich steht, dass wir viel Vertrauen der Verbraucher verspielt haben“, konstatierte Franz-Friedrich Müller. Sein klares Statement: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher.“ Das funktioniert schon deshalb nicht, weil sich die EU-Gesetzgebung für mehr Transparenz bei Produktinformationen weiter verschärft. Die neue Lebensmittelinformationsverordnung, die ab Ende 2014 greift, hat Kennzeichnungselemente wie Nährwert- oder Herkunftsangaben bereits festgelegt. Mit dem Kongress, einer extra aufgelegten Publikation und der neuen Internet-Plattform www.one-globe.info stößt die MARKANT daher unter dem Motto "ONE GLOBE – Mehr Transparenz für Handel und Verbraucher" eine breite Auseinandersetzung zum Thema Transparenz an – mit dem Ziel, durch ehrliche Information das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. In diesem Zuge positioniert sich die MARKANT aktiv als Informationsdienstleister für ihre Industrie- und Handelspartner. Erklärtes Ziel der ONE GLOBE-Initiative ist es, alle relevanten Informationen so zur Verfügung zu stellen, dass die jeweiligen Handelspartner diese ohne großen Aufwand für sich nutzen können. Denn: Alle Informationen vollständig zur Hand zu haben und stets aktuell zu halten, würde für den Händler einen kaum zu leistenden Aufwand und enorme Kosten nach sich ziehen.
Rund 1.600 Teilnehmer
Die MARKANT geht das Problem an, indem sie die Produkt-Informationsdatenbank PROMIS aufbaut, die sich wiederum aus Dienstleistungen wie dem Zentralen Artikelstamm (ZAS) oder der MARKANT mediaBASE (MMB) speist. Anregungen für weitere Diskussionen zum Top-Thema Transparenz bot das 104. Handels-Forum den 1.600 Teilnehmern allemal: „Das Handels-Forum ist eine einmalige Plattform, um den Austausch zwischen Handel und Industrie zu fördern“, so Jörg Steffens, Geschäftsführer der MARKANT Deutschland. Für diesen Einsatz erntete die MARKANT breite Zustimmung der Kongressteilnehmer. Und auch von Prof. Dr. Klaus Töpfer: Er bestätigte der MARKANT, damit „auf dem richtigen Weg“ zu sein.