Trendsortiment Veggie: Raus aus der Nische

Donnerstag, 06. Oktober 2016
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Ein veränderter Lebens- und Ernährungsstil der Verbraucher treibt das Wachstum von Veggie-Produkten voran. Das Wissen, wer die Käufer sind, trägt zum Erfolg am Point of Sale bei.

Fleischlose Kost gilt hierzulande derzeit als der Trend schlechthin. Studien und Marktforschungsergebnisse seitens Nielsen, GfK und IRI belegen es schwarz auf weiß: Veggie-Produkte haben Hochkonjunktur im Handel. Neben den Marken, die dieses Wachstum bereitet haben und nach wie vorantreiben, ergänzen zunehmend Handelsmarken das umfangreiche Angebot. „Wir glauben, dass das Thema bewusste Ernährung dauerhaft in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und die Produktgruppe schon heute kein Nischendasein mehr führt“, heißt es dazu von Rügenwalder.

Tatsächlich spürt der Handel im Veggie-Sortiment in vielen Bereichen einen starken Aufwärtstrend. Laut Nielsen führen die Weiße Linie (Molkereiprodukte wie zum Beispiel pflanzliche Alternativen zu Milchgetränken) und SB-Wurstwaren dabei die Hitliste der umsatz- und absatzstärksten Warengruppen an. Aber auch Brotaufstriche, Nährmittel, Fleischprodukte wie Schnitzel oder Frikadellen, Tiefkühlfertiggerichte, TK-Pizza und weitere Food-Kategorien profitieren von Impulsen durch neue vegetarische Produktalternativen.

Konzepte für Allergiker

Dabei sind die Hersteller sehr kreativ. So hat beispielsweise Käseproduzent Friesland Campina gerade eine Gouda-Innovation auf den Markt gebracht, die laut Hersteller als einziges Produkt in der fleischfreien Kategorie auf Kuhmilch basiert und damit reich an Eiweiß und Calcium ist. Das Sortiment umfasst panierte Schnitzel und gefüllte Filets wie auch unpanierte Sorten zum Kochen und Braten. Die neuen Milchalternativen von Prolupin wiederum basieren auf dem Eiweiß der blauen Süßlupine und stellen damit eine heimische Alternative zu Soja-, Reis-, Mandel- und Kokosprodukten dar. Sie decken neben dem Veggie-Trend auch Bedürfnisse von Allergikern sowie Verbrauchern mit Laktose- und/oder Gluten- sowie Histaminunverträglichkeit ab.

Die Angaben über das erreichte Umsatzvolumen des Veggie-Marktes schwanken je nach Datenerhebung: Nielsen beispielsweise beziffert es in den erhobenen Warengruppen für 2015 auf über eine halbe Milliarde Euro. Über die Hauptkäufergruppe herrscht breiter Konsens unter den Herstellern: Der neue Veggie-Markt wird nicht von Vegetariern und Veganern dominiert, sondern von der wachsenden Anzahl Flexitarier. Den Anteil der gelegentlich Fleisch essenden Verbraucher beziffert eine aktuelle Forsa-Studie auf mittlerweile 42 Millionen Bundesbürger. Damit, so resümiert die Studie, gäbe es in Deutschland erstmals mehr Menschen, die sich flexitarisch ernähren als Menschen, die uneingeschränkt alles essen. Soziodemografisch betrachtet ist die Zielgruppe für Veggie-Produkte eher weiblich, jung, gebildet, berufstätig, lebt in Mehrpersonen-Haushalten in westlichen Großstädten und verfügt über ein hohes Haushaltsnettoeinkommen, bescheint zudem eine Studie von TNS Infratest.

Gemüse- statt Eiweißbasis

Insgesamt orientieren sich die Veggie-Produkte heute an den gelernten Klassikern der Fleischküche. Wie erfolgreich Fleischersatzprodukte allerdings auf Dauer sein werden, weil die Verbraucher sie geschmacklich als gleichwertige Alternative akzeptieren, sei noch dahingestellt. Eine aktuelle Untersuchung von TNS Infratrest im Auftrag von Schne-frost will jetzt jedenfalls aufzeigen, was Verbraucher wirklich von vegetarischen und veganen Fertigprodukten erwarten. Fleischimitate wie zum Beispiel aus Eiweiß, die derzeit den Markt dominieren, werden danach nur von knapp sechs Prozent der Befragten favorisiert. Gerade die beschriebene junge und vorwiegend weibliche Zielgruppe zieht dagegen offenbar mehrheitlich (40%) Produkte auf reiner Gemüsebasis wie etwa Gemüsefrikadellen und -schnitzel vor. Hier scheint also noch viel Potenzial für weitere zielgruppengerechte Neuheiten zu schlummern.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Tipps

Wie Veggie-Produkte am POS erfolgreich platziert werden können. Die Empfehlungen der Markenartikler:

  • Rund 78 Prozent der Vegetarier und Flexitarier wünschen sich ein separates Veggie-Regal und suchen danach, weil es bei der Orientierung hilft, besagt eine Mafowerk-Studie. Daher empfiehlt Homann Feinkost die separate Platzierung von vegetarischer Feinkost im Veggie-Regal und erst an zweiter Stelle im klassischen Feinkostregal.
  • Für einen höheren Wiedererkennungswert rät Homann zusätzlich zu einer Platzierung der Veggie-Salate in Griffhöhe neben den Spezialsalaten im klassischen Feinkostregal sowie zur Blockbildung bei mehreren vegetarischen Produkten.
  • Laut Develey eignet sich ein Gemüseaufstrich-Regal nach Ansicht von Develey hervorragend auch als Bindeglied zwischen dem Bereich Feinkost und (Gemüse-) Konserven, zum Beispiel als Gondelkopf.
    Essenziell sind nach Erfahrungen von Develey zudem Zweitplatzierungen aufgrund ihrer starken Impulswirkung. Ratsam ist eine Positionierung bei den Brot und Backwaren oder in der Gemüseabteilung.
  • Zudem eignet sich ein Gemüseaufstrich-Regal nach Ansicht von Develey hervorragend als Bindeglied zwischen dem Bereich Feinkost und (Gemüse-) Konserven, zum Beispiel als Gondelkopf.
  • Der Veggie-Trend erfordert auch eine neue offensivere Platzierung von vegetarischen TK-Fertiggerichten. Laut Schne-frost/Avita gehören die Produkte, die eine komplette Mahlzeit oder einen Snack darstellen, für den Kunden an der TK-Truhe in ein Sichtfeld. So erleichtert der Handel dem Kunden die häufig mühsame Identifikation solcher Angebote. Marken sollten dabei im Mittelpunkt stehen und möglichst als starker Markenblock angeordnet werden, um die Impulskäufe zu erhöhen.

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Avita Gemüse-Frikadellen, -Schnitzel und andere Tiefkühlfertiggerichte der Marke Avita werden aus purem Gemüse hergestellt, ohne Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und Farbstoffe.

NOA

„Pflanzlich genießen“ – unter diesem Claim bietet Noa Brotaufstriche auf reiner Pflanzenbasis für bewussten Genuss.

Die veganen Gemüse-Brotaufstriche punkten laut Hersteller mit ihrer Cremigkeit, Gemüsestückchen und einem hohen Gemüseanteil von mindestens 60 Prozent.

Das fleischfreie Valess Sortiment auf Basis von Kuhmilch umfasst u. a. panierte Schnitzel und gefüllte Filets wie zum Beispiel Valess Gouda (Abb.) mit würzigem Goudakäse (30 % i.Tr.).

Die Fertigmischung Indisches Curry auf Basis von indischem Duftreis und roten Linsen enthält Feigen, Karotten und Kartoffeln und ist mit einer Vielzahl von Gewürzen verfeinert.

Die vegetarischen Filetstreifen von Garden Gourmet auf Basis von Weizen- und Sojaeiweiß eignen sich als Zugabe für Eintöpfe, Nudelgerichte und Salate.

Der neue Veggie Joghurt Fleischsalat mit Kräutern ist die vierte Variante der Homann Veggie-Range und mit feiner Salatcreme und 10 % Joghurt verfeinert.

Neuer fleischfreier Aufschnitt: Die proteinreiche vegetarische Mühlensalami von Rügenwalder ist reich an ungesättigten Fettsäuren, zucker- und laktosefrei und frei von Geschmacksverstärkern.

Die Marke Made with Luve Lupinen Drinks sorgt mit zwei neuen veganen Drinks in den Sorten Vanille und Chufa (Erdmandel) als Milchalternative für noch mehr Abwechslung.

Für Torten oder Desserts: Das neue vegetarische Geliermittel ganz ohne Gelatine wird auf Basis von Agar-Agar, Johannisbrotkernmehl sowie Konjak (aus der asiatischen Konjak-Wurzel) hergestellt.