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Ein veränderter Lebens- und Ernährungsstil der Verbraucher treibt das Wachstum von Veggie-Produkten voran. Das Wissen, wer die Käufer sind, trägt zum Erfolg am Point of Sale bei.
Fleischlose Kost gilt hierzulande derzeit als der Trend schlechthin. Studien und Marktforschungsergebnisse seitens Nielsen, GfK und IRI belegen es schwarz auf weiß: Veggie-Produkte haben Hochkonjunktur im Handel. Neben den Marken, die dieses Wachstum bereitet haben und nach wie vorantreiben, ergänzen zunehmend Handelsmarken das umfangreiche Angebot. „Wir glauben, dass das Thema bewusste Ernährung dauerhaft in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und die Produktgruppe schon heute kein Nischendasein mehr führt“, heißt es dazu von Rügenwalder.
Tatsächlich spürt der Handel im Veggie-Sortiment in vielen Bereichen einen starken Aufwärtstrend. Laut Nielsen führen die Weiße Linie (Molkereiprodukte wie zum Beispiel pflanzliche Alternativen zu Milchgetränken) und SB-Wurstwaren dabei die Hitliste der umsatz- und absatzstärksten Warengruppen an. Aber auch Brotaufstriche, Nährmittel, Fleischprodukte wie Schnitzel oder Frikadellen, Tiefkühlfertiggerichte, TK-Pizza und weitere Food-Kategorien profitieren von Impulsen durch neue vegetarische Produktalternativen.
Konzepte für Allergiker
Dabei sind die Hersteller sehr kreativ. So hat beispielsweise Käseproduzent Friesland Campina gerade eine Gouda-Innovation auf den Markt gebracht, die laut Hersteller als einziges Produkt in der fleischfreien Kategorie auf Kuhmilch basiert und damit reich an Eiweiß und Calcium ist. Das Sortiment umfasst panierte Schnitzel und gefüllte Filets wie auch unpanierte Sorten zum Kochen und Braten. Die neuen Milchalternativen von Prolupin wiederum basieren auf dem Eiweiß der blauen Süßlupine und stellen damit eine heimische Alternative zu Soja-, Reis-, Mandel- und Kokosprodukten dar. Sie decken neben dem Veggie-Trend auch Bedürfnisse von Allergikern sowie Verbrauchern mit Laktose- und/oder Gluten- sowie Histaminunverträglichkeit ab.
Die Angaben über das erreichte Umsatzvolumen des Veggie-Marktes schwanken je nach Datenerhebung: Nielsen beispielsweise beziffert es in den erhobenen Warengruppen für 2015 auf über eine halbe Milliarde Euro. Über die Hauptkäufergruppe herrscht breiter Konsens unter den Herstellern: Der neue Veggie-Markt wird nicht von Vegetariern und Veganern dominiert, sondern von der wachsenden Anzahl Flexitarier. Den Anteil der gelegentlich Fleisch essenden Verbraucher beziffert eine aktuelle Forsa-Studie auf mittlerweile 42 Millionen Bundesbürger. Damit, so resümiert die Studie, gäbe es in Deutschland erstmals mehr Menschen, die sich flexitarisch ernähren als Menschen, die uneingeschränkt alles essen. Soziodemografisch betrachtet ist die Zielgruppe für Veggie-Produkte eher weiblich, jung, gebildet, berufstätig, lebt in Mehrpersonen-Haushalten in westlichen Großstädten und verfügt über ein hohes Haushaltsnettoeinkommen, bescheint zudem eine Studie von TNS Infratest.
Gemüse- statt Eiweißbasis
Insgesamt orientieren sich die Veggie-Produkte heute an den gelernten Klassikern der Fleischküche. Wie erfolgreich Fleischersatzprodukte allerdings auf Dauer sein werden, weil die Verbraucher sie geschmacklich als gleichwertige Alternative akzeptieren, sei noch dahingestellt. Eine aktuelle Untersuchung von TNS Infratrest im Auftrag von Schne-frost will jetzt jedenfalls aufzeigen, was Verbraucher wirklich von vegetarischen und veganen Fertigprodukten erwarten. Fleischimitate wie zum Beispiel aus Eiweiß, die derzeit den Markt dominieren, werden danach nur von knapp sechs Prozent der Befragten favorisiert. Gerade die beschriebene junge und vorwiegend weibliche Zielgruppe zieht dagegen offenbar mehrheitlich (40%) Produkte auf reiner Gemüsebasis wie etwa Gemüsefrikadellen und -schnitzel vor. Hier scheint also noch viel Potenzial für weitere zielgruppengerechte Neuheiten zu schlummern.