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Der Brühkaffee ist wieder hipp. Doch mehr denn je zählt heute die Qualität. So versprechen Produkte mit besonders sensorischen Geschmackserlebnissen attraktives Potenzial für den POS.
So richtig weg war er zwar nie, doch heute trinken ihn sogar die Hipster in den angesagten Cafés. Der klassische Brühkaffee nennt sich jetzt „Pour Over“ und spricht auch die jüngere Generation an. So sind etwa die Genießer des Cold Brew Filterkaffee-Trends, wie sich mit kaltem Wasser aufgegossener Kaffee nennt, mit durchschnittlich 30 Jahren besonders jung. Das zeigen Zahlen des aktuellen Kaffeereports 2017, einer Gemeinschaftsstudie von Tchibo zusammen mit Statista und Brand Eins Wissen. Auch der klassische Filterkaffee ist keineswegs nur etwas für Senioren. Laut der Studie trinken knapp zwei Drittel der Deutschen regelmäßig Filterkaffee. Das Durchschnittsalter der Zielgruppe liegt hier bei 44 Jahren.
Bewusstsein für gute Qualität steigt
Mehr denn je zählen heute jedoch guter Geschmack und Aromenvielfalt. Denn wie viele von den rund 900 Aromen einer Kaffeebohne tatsächlich unsere Geschmacksknospen erreichen, hängt etwa von der Röstung und der Zubereitung ab. Im Trend liegen vor allem helle, langsame Röstungen bei schonenden Temperaturen. Diese Verfahren greifen etwa die vielen neuen Mikro-Röstereien auf, die auf Qualität statt Masse setzen. Doch auch die großen Hersteller haben die sogenannten „blonden“, also hellen Röstungen für sich entdeckt und bringen immer mehr Premium-Produkte ins Sortiment.
„Das Bewusstsein der Kunden für gute Qualität steigt“, erklärt Armin Geiger, Vertriebsleiter bei Alois Dallmayr. Das zeige sich in der zunehmenden Vielfalt von Spezialitäten-Kaffees und Zubereitungsarten. „Auf der Suche nach dem optimalen Geschmacks- und Aromenerlebnis experimentiert der Kunde mit unterschiedlichen Sorten, Herkunftsländern und Methoden.“ Filterkaffee bietet hier besondere Vorteile: Bei keiner anderen Zubereitungsart lasse sich das Ergebnis in der Tasse besser steuern, so Geiger. „Von der Auswahl der Bohnen, dem Mahlgrad und der Wassertemperatur bis hin zur Dosierung.“ Dazu kommt der Geschmack: „Vor allem die sanften Fruchtaromen sowie der geringe Säuregehalt gelten als Argumente für den Filterkaffee“, beobachtet Philip Vocke, Marketing Direktor bei Lavazza.
Filterkaffee als hochwertiges Genussmittel
Bei der jüngeren Generation gilt Spitzen-Filterkaffee heute als hochwertiges Genussmittel, vergleichbar mit Wein oder edler Schokolade. „Entsprechend viel Wert legen diese Konsumenten auf die Auswahl der Kaffees, die Röstung und Zubereitung“, sagt Karina Schneider, Sprecherin Coffee bei Tchibo. Das Aufbrühen werde mit viel Achtsamkeit auf die Wasserqualität, -menge und -temperatur regelrecht zelebriert. „Wichtig sind zudem die grammgenaue Kaffeemenge und die Durchlaufzeit im Filter.“ Für Andrea Gasse, Senior Product Manager Filterkaffee bei Melitta, spiegelt sich im neu erwachten Faible für das „Pour over“ mit Porzellanfilter und Filterpapier auch der Wunsch der Kaffeeliebhaber nach Individualität wider: „Handgefilterter Kaffee ist wie Slow Food. Den gönnen sich viele, um bewusst zu entspannen, egal ob im Café oder zu Hause.“
Für den Handel bieten vor allem innovative Filterkaffee-Spezialitäten Potenzial für Wachstum und Margen. Bislang werde der Markt zwar durch Aktionsanstöße bestimmt und viele Filterkaffee-Käufer agierten auch heute noch sehr preisbewusst, heißt es bei Melitta. „Gleichzeitig gibt es nur wenige Innovationen, die Filterkaffee-Trinkern den Anreiz bieten, etwas Neues auszuprobieren.“
Potenzial für sensorische Geschmackserlebnisse
Potenzial liege daher in Produkten, die durch besondere sensorische Geschmackserlebnisse neue Impulse setzen. „So lassen sich auch Verwender von ganzen Bohnen oder Kapseln für den Filterkaffee-Genuss gewinnen und Wachstum über Neukäufer generieren“, sagt Gasse. Philip Vocke von Lavazza ergänzt: „Der Trend geht zu immer besseren und individuell unterscheidbaren Qualitäten. Künftig wird es bei Spitzenkaffees zum guten Ton gehören, die Erzeugerländer, die Einzellagen, die Plantagen oder auch die Namen der Kaffeebauer zu nennen.“ Nicht zuletzt garantierten Qualitätsprodukte auch bessere Margen, heißt es bei Dallmayr: „Verbraucher sind bereit, für einen hochwertigen Kaffee mehr zu zahlen, um das perfekte Geschmackserlebnis zu genießen.“