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Milchnahrung ist eine sensible Kategorie. Umso mehr gewinnen Transparenz und eine hohe Ernährungskompetenz als Kaufargument an Gewicht. Daten und Fakten.
Der Säuglingsernährung wird eine hohe Bedeutung für die Entwicklung des Kindes zugesprochen. Milchnahrung ist dabei eine besonders sensible Kategorie. Denn zum einen empfehlen die deutschen und internationalen Fachgesellschaften zu stillen, zum anderen legt der WHO-Kodex den Produkten strenge Vermarktungsauflagen auf. Trotzdem verzeichnet das Segment laut Nielsen ein deutliches Wachstum: „Das liegt weniger am veränderten Kaufverhalten der Deutschen oder gar einem Babyboom. Zu einem großen Teil wird die Entwicklung dadurch positiv beeinflusst, dass zum Teil Zwischenhändler Ware aufkaufen, um diese nach Asien zu exportieren. Dies gilt speziell für Milchnahrung, da die Qualität der einheimischen Ware nicht mit der deutschen Produktion mithalten kann.“ Das führte zu Warenknappheit und Regallücken. Mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt.
„Wir sehen eine positive Geburtenentwicklung“, sagt Avid Koppmeier, Geschäftsführer bei Humana. Und: Nicht jede Mutter kann oder will ihrem Kind die Brust geben. Die Studie „Stillverhalten in Bayern“ hat dazu mehr als 3.800 Mütter in Geburtskliniken, -häusern und durch Hausgeburtshebammen befragt. So fangen zwar 90 Prozent der Frauen nach der Geburt damit an, im vierten Monat zu stillen, aber nur noch 40 Prozent voll. Der Hauptgrund: Stillprobleme. Etwa zehn Prozent der befragten Mütter, die es erst gar nicht versuchten, hielten Flaschenfütterung für bequemer oder genauso gut, hatten Probleme bei einem früheren Kind oder wollten rasch in den Beruf zurückkehren. Fertigmilchprodukte bieten hier also eine Lösung. Auch, wenn sie dem Original bislang lediglich nacheifern, bescheinigt die Stiftung Warentest allen jüngst getesteten Produkten – elf Pre-Säuglingsanfangsnahrungen, darunter drei Bioprodukte, sowie vier HA-Nahrungen – eine ernährungsphysiologisch gute Qualität gemäß den Vorgaben der deutschen Diätverordnung.
Kaufargument Ernährungskompetenz
Fakt ist: Bei Babynahrung sind die Käufer besonders sensibel. Der Preis ist nebensächlich, solange das Produkt stimmt. „Transparente Herkunft, Bekömmlichkeit und Ernährungskompetenz“ benennt Avid Koppmeier die zentralen Motive für die Kaufentscheidung – kurz: Qualität. „Mütter vertrauen darauf, dass die Nahrung das Baby mit allen wichtigen Nährstoffen für sein Wachstum versorgt und zugleich den höchsten Standards entspricht“, sagt Deborah Schuler, Head of Channel Development bei Milupa Nutricia, und ergänzt: „Qualität bedeutet auch, dass die aktuellen Forschungserkenntnisse und das Wissen über Muttermilch in die Produkte einfließen.“
Konzepte nah am Vorbild Muttermilch
So arbeiten die Hersteller mit Hochdruck an neuen Rezepturen, die ihre Produkte dem Vorbild Muttermilch noch ähnlicher machen sollen. Nestlé forscht beispielsweise intensiv an dem Thema Eiweiß. „Studien weisen darauf hin, dass eine Reduktion des Eiweißgehaltes von Säuglingsnahrung, bei Sicherstellung einer hohen Eiweißqualität, gesundheitliche Langzeitrisiken wie Übergewicht reduzieren kann. Unsere Beba-Säuglingsnahrungen berücksichtigen dieses Wissen schon jetzt“, sagt Klaus Wachsmuth, Country Business Manager bei Nestlé Nutrition DACH. Stefanie Ellinger aus dem Produktmanagement von Bebivita hebt die Omega-3-Fettsäure α-Linolensäure (ALA) in den Folgemilchen des Unternehmens beziehungsweise den Gehalt an Eisen, Jod, ALA sowie Vitamin D und Calcium in den Kindermilchen hervor. Neben den Rezepturen bemerken die Hersteller weitere Trends, die das Kaufverhalten beeinflussen. „Convenience und eine einfache Handhabung“, sagt Deborah Schuler. Dadurch wachse der Markt für flüssige Säuglingsnahrung.
Reservierungsservice für Milchnahrung
Übrigens: Diese deutschen Produktkonzepte kommen auch international gut an. Zeitweise machte die hohe Nachfrage aus China hierzulande das Angebot so knapp, dass viele Händler die Abgabemengen beschränken mussten. Diesbezüglich können die Hersteller Entwarnung geben: alle haben ihre Produktionskapazitäten ausgeweitet und können neben der deutschen Nachfrage auch die chinesische decken. Zudem sollen interne Managementprozesse auch bei kurzfristigen Nachfrageänderungen eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit sicherstellen. Hipp und Milupa bieten zudem einen Reservierungsservice in Filialen und Online an.