Gesund und funktional

Mittwoch, 05. April 2017

Tierfutter darf nicht mehr nur funktionalen Charakter haben. Es muss gesund erhalten und dem Tier ein möglichst langes Leben bescheren. Das lassen sich die Verbraucher etwas kosten.

Laut dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V. gilt: Was die Verbraucher vom Bereich Humanfood erwarten, erwarten sie mit Verzögerung auch von der Tiernahrung. So bieten mittlerweile einige Tierfutter-Hersteller Produkte in Bio-Qualität an. Hierzu analysierte Bio-Tierfutter-Erzeuger Yarrah Organic Petfood folgendes: „Wir stellen bei unserer Umsatzentwicklung Parallelen zum Bereich Bio-Lebensmittel fest: Auch dort sind jährliche Wachstumsraten in zweistelliger Höhe keine Seltenheit.“ Dem stimmt die Demeter-Felderzeugnisse GmbH zu und unterstreicht: „Es gibt einen großen Trend hin zu Bio-Tierfutter.“

Bio noch eine Nische 

Laut den Branchenverbänden stellt Bio im Tierfutter-Sektor bisher aber nur eine Nische dar – eine von vielen. Wie im Bereich Humanfood differenziert sich das Angebot immer weiter aus: Detlev Nolte, Pressesprecher des IVH, beobachtet etwa einen Trend hin zu „free from“-Produkten, also Artikeln, die zum Beispiel ohne Zucker, Getreide, Farb- oder Konservierungsstoffe auskommen.

Tiernahrung muss Gesundheit des Tieres unterstützen

„Tiernahrung darf heute nicht mehr nur funktionalen Charakter haben, sie muss das Tier gesund erhalten und ein möglichst langes Leben garantieren“, sagt Antje Schreiber vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF). „Ebenso wie Menschen sich verstärkt mit der eigenen Ernährung und Fragen der Herkunft und Inhaltstoffe beschäftigen, wird immer mehr über Tierfutter diskutiert“, beobachtet Detlev Nolte. Nach wie vor sei hierbei der Lebensmitteleinzelhandel die Haupteinkaufsstätte für Tiernahrung. „Es ist also kein Wunder, dass der Kunde das, was er dort für die Familie einkauft, auch für sein Tier sucht.“

„Natural Trend“ verspricht Wachstum

Auch die Hersteller erkennen die veränderte Verbrauchernachfrage. Nestlé Purina etwa spricht vom so genannten „Natural Trend“. Ein Trend, der nach Aussage des Markenartiklers lange anhalten und dem Handel langfristig stärkeres Wachstum bescheren werde. So zitiert Nestlé Purina etwa eine Mintel-Studie, nach der sich 65 Prozent der Tierbesitzer mehr natürliche Tiernahrung wünschen. „Die Verbraucher erwarten immer mehr Transparenz und interessieren sich für die Herkunft der Zutaten.“

Dementsprechend setzen die Hersteller stärker auf den Natural Trend und free from-Produkte als auf Bio. Gimborn, Affinity Petcare, Vitakraft, Nestlé Purina und andere etwa haben bereits entsprechende Produkte in das Sortiment aufgenommen. Weitere Hersteller haben dies für die Zukunft angekündigt.

Wohlergehen des Tieres ist Kunden das Geld wert

Die Investitionen dürften sich lohnen, denn das Wohlergehen ihres Tieres lassen sich die Kunden etwas kosten: „Wenn es gelingt, dem Tierbesitzer den Zusatznutzen des Futters zu vermitteln, ist der Preis nicht das ausschlaggebende Kriterium“, heißt es bei Nestlé Purina. Und Yarrah Organic Petfood vergleicht Tiernahrung mit Produkten für Kinder: „Auch hier wird nicht immer nur das billigste vom billigsten verwendet. Dieses Kaufverhalten treffe vor allem auf die weibliche Käuferschicht zu, die bewusster einkaufe und auch eher zu einem Bio-Produkt greife.

Als Produkt eines derart emotional getriebenen Segments empfehlen die Hersteller, die Produkte  aufmerksamkeitsstark am Point of Sale zu platzieren und zusätzlich mit Promotions zu bewerben. Ebenfalls sind Informationen und Produktproben lohnenswert, um so das hohe Wertschöpfungspotenzial, das im Segment steckt, noch stärker ausschöpfen zu können.

 

Interview

Interview mit Klaus Meyer-Kortenbach, Geschäftsführer Das Futterhaus, zur Bedeutung von Tiernahrung

Gibt es einen Trend hin zu Bio-Tiernahrung?   
Bio ist ein großer gesellschaftlicher Trend. Wer sich bewusst gesund ernährt und viel Wert auf Regionalität und nachhaltig produzierte Lebensmittel legt, möchte diese Voraussetzung auch bei der Ernährung seines Vierbeiners erfüllt sehen. Entsprechend wächst die Nachfrage nach naturbelassenem Futter, bei dem Umwelt- und Tierhaltungsbedingungen besonders ökologisch sind.

Wie macht dies im Angebot bemerkbar?
Seitens der Hersteller gibt es ein ständig wachsendes Angebot, das sich mehr und mehr differenziert und neben Futtermitteln auch Zubehörartikel wie etwa Shampoos, Leinen und Halsbänder beinhaltet.

Welchen Mehrwert bietet Biofutter den Tieren?
Der Mehrwert von Bio-Futter wird durch das von den Herstellern auf der Ware angebrachte „Bio-Siegel“ ausgelobt und kann laut deren Aussage dazu beitragen, etwa Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei Hunden und Katzen zu verringern.

Wie preissensibel sind Verbraucher bei Tierfutter?
Preissensibilität spielt bei den Kunden, die im Fachhandel einkaufen, eine eher untergeordnete Rolle. Es gibt selbstverständlich Unterschiede beim Kaufverhalten je nach Vermögensverhältnissen. Aber die meisten Kunden sind bereit, zu hochpreisigeren Produkten zu greifen, wenn sie dafür etwas qualitativ Hochwertiges für ihr Tier erhalten.

Gibt es Unterschiede bei Hunde-, Katzen- und Kleintierhaltern, wie sehr sie auf Bio-Futter achten?
Da in Deutschland vorrangig Katzen und Hunde als Haustiere gehalten werden, wird für diese beiden Tierarten auch das meiste Bio-Futter nachgefragt. Gerade beim Barfen werden gerne Bio-Produkte verwendet, zudem gibt es immer mehr Snacks in Bio-Qualität für beide Tierarten. Darauf gehen die Hersteller ein und daher findet sich in diesen Bereichen auch das größte Angebot. Heu und Kräuter für Kleintiere aus dem Bio-Anbau sind seit jeher in unseren Märkten erhältlich. Mit der Zugabe von Gemüse aus ökologischem Anbau kann der Halter zusätzlich Einfluss auf eine biologische Fütterung seines Tieres nehmen.

 

Interview

Interview mit Antje Schreiber, Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF), zu den Verbraucheransprüchen an Tiernahrung

Frau Schreiber, immer mehr Verbraucher greifen zu Bio-Lebensmitteln. Wirkt sich das auch auf ihre Auswahl von Tierfutter aus?
Bio ist nur eine von vielen Nischen im Tierfutter-Segment. Der Markt differenziert sich immer stärker. Generell gilt, dass die Menschen sich bei Tierfutter die gleiche Qualität wünschen, die sie auch in Bezug auf ihre Lebensmittel akzeptieren. Viele Tierhalter bevorzugen demnach Produkte ohne Zusätze wie Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe oder Farbstoffe sowie Futter, das ohne Gentechnik hergestellt wurde. Auch kaufen sie vermehrt Nahrungsergänzungsprodukte wie vegetarische Kausnacks für Hunde oder spezielle Snacks zur Reduzierung von Zahnstein, Plaque und Mundgeruch.

Nun ist auch ein Trend hin zum Vegetarismus für das Tier erkennbar. Wie beurteilen Sie dies?
Oft schließt der Mensch von sich auf das Tier. Er denkt, was für ihn gut ist, gilt auch für Hund oder Katze. Ob dem so ist, daran scheiden sich die Geister. Es ist grenzwertig, wenn Hunde kein Fleisch bekommen und ganz sicher tierschutzwidrig, Katzen fleischlos zu ernähren.

Ist der Trend hin zu getreidefreien Produkten ebenfalls eine Eins-zu-eins-Übertragung der eigenen Ernährungsgewohnheiten auf das Tier?
Der Trend hin zum getreidefreien Futter ist entstanden, weil Tierhalter bei ihren Hunden und Katzen Reaktionen wie Juckreiz, Verdauungsprobleme oder Haarausfall beobachtet haben. Mit einer getreidefreien Ernährung wollen sie Allergien oder einer Glutenunverträglichkeit vorbeugen. Aber es werden auch Stimmen laut, die auf die guten Eigenschaften von Getreide für die Tierernährung hinweisen und sich für eine ausgewogene Fütterung aussprechen.

Bemerken Sie Unterschiede im Kaufverhalten von Hunde- und Katzenhaltern?
Wir stellen vor allem einen Unterschied im Auswahlverhalten der beiden Gruppen im Vergleich zu früher fest. Vor fünf oder zehn Jahren kaufte jeder Katzen- und Hundebesitzer immer das jeweils gleiche Futter für sein Tier. Heute stellen die Tierhalter sich auf die unter anderem im Jahresverlauf sowie altersbedingt wechselnden individuellen Bedürfnisse ihres Vierbeiners ein. Es gibt zum Beispiel Futter für unterschiedliche Lebensphasen, für verschiedene Rassen oder für übergewichtige Tiere.

News

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Statement

Detlev Nolte, Pressesprecher des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e.V.
"Wir beobachten bei Tiernahrung definitiv eine stärkere Angebotsvielfalt im Vergleich zu früher. Das beruht darauf, dass die richtige Fütterung und verschiedene Fütterungskonzepte heute viel stärker diskutiert werden. Diese intensivere Auseinandersetzung spiegelt wider, wie sehr sich die Menschen heutzutage mit der eigenen Ernährung auseinandersetzen, denn der Futtermarkt imitiert mit Verzögerung die Entwicklungen im Bereich Humanfood. So fanden sich etwa in der 90er-Jahren Vitaminkomplexe in der Tiernahrung wieder – als sie auch gerade für Joghurts angesagt waren. Danach kam der Trend zu Omega 3."

 

Info

Bio-Tiernahrung wird laut Hersteller Mars zu einem Großteil aus Schlachtabfällen erzeugt, die in Bio-Qualität noch nicht in massenmarktfähigen Mengen vorliegen. Dies ist mit ein Grund dafür, dass sich die Kategorie noch in einer Nische befindet.

 

Tipps

Wie man am POS die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf das Tiernahrungs-Segment lenken kann - die Empfehlungen der Markenartikler:

  • Laut Yarrah Organic Petfood B.V. vermuten die Verbraucher am Point of Sale nicht immer, hier Tierfutter zu finden. Deshalb empfiehlt das Unternehmen eine entsprechende Platzierung – am besten gezielt am Ende einer Ladenführung, da es sich bei Tiernahrung um Impulsartikel handelt. So wird auch der zielstrebigste Verbraucher zum Schluss noch dazu animiert, zuzugreifen.
  • Mit dem in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Ernährungsbewusstsein bei der Human-Nahrung, steigt laut Affinity Petcare nun auch das Bedürfnis nach hochwertigem Tierfutter. Der Handel sollte daher verstärkt auf aufklärende Point of Sale-Maßnahmen setzen, die das Informationsbedürfnis der Tierhalter befriedigen. Dies forciere auch den Umstieg der Verbraucher auf margenstärkere Super-Premium-Marken. Information sei hier wichtiger und  wirtschaftlicher als reiner Preiswettbewerb.
  • Vitakraft empfiehlt die prominente Platzierung von Tierfutter in den zentralen Gangbereichen des Handels. Die Warengruppe Heimtierbedarf ist zudem ein stark emotional getriebenes Segment. Dies erfordert laut dem Markenartikler Platzierungen, die Heimtiernahrung emotional in Szene setzen. Hierzu sind Themenwelten bestens geeignet, um die Kategorie aufmerksamkeitsstark zu inszenieren. Neben der Grundversorgung durch das Hauptfutter haben Heimtierhalter ein besonders hohes Interesse an Neuheiten und innovativen Snackartikeln – daher werden Sonder- und Zweitplatzierungen besonders gerne angenommen.
  • Auf die Wirkung von Bildern zu setzen, rät Gimborn, denn Konsumenten schenken Waren am Point of Sale in der Regel nur geringe Aufmerksamkeit. Um in der Fülle des verfügbaren Angebots wahrgenommen zu werden, ist es von hoher Relevanz, die Marke am Point of Sale erlebbar zu machen. Abgesehen davon, sind Sampling-Aktionen ein wirkungsvolles Mittel, Neuverwender zu gewinnen, da sie das Risiko des Erstkaufes reduzieren.
  • Grundlegende Pfeiler für Erfolg mit der Kategorie Heimtierfertignahrung ist unter anderem ein bestmögliches Sortiment, rät Mars Petcare. Dieses muss sowohl auf die Bedürfnisse von Hunden und Katzen als auch auf die Bedürfnisse ihrer Halter und die jeweiligen Marktgegebenheiten abgestimmt sein. Daneben ist auch die Aktivierung von Marken durch Promotions ein wichtiger Erfolgsbaustein, wobei auch der ‚perfekte Dreiklang‘ eine große Rolle spielt. Hierunter versteht Mars Petcare eine qualitativ hochwertige Handzettel-Anzeige mit Abbildung der Promotion-Mechanik und den relevantesten Aktionsprodukten, gepaart mit einer aufmerksamkeitsstarken Umsetzung am Point of Sale. Eine solche Umsetzung kann den Zusatzverkauf im Vergleich zu einer Standard-Handzettel-Vermarktung um ein Vielfaches hebeln.

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