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Ob Produktentwicklung oder die Zusammenarbeit im Team: Mit Design Thinking lassen sich komplexe Probleme spielerisch lösen. Das Prinzip und die Wirkungen der Innovationsmethode.
Märkte gestalten sich zunehmend unsicher, Kundenbedürfnisse wandeln sich in rasantem Tempo, Start-Ups verdrängen mit disruptiven Innovationen die sicher geglaubten Geschäftsmodelle von Konzernen. Kreative, schnelle Lösungen sind gefragt. Doch traditionelle Ansätze wie etwa die Datenanalyse bringen oft nur «gewohnte» Antworten, Neues bleibt auf der Strecke. Als Ausweg aus diesem Dilemma gilt Design Thinking. Das Konzept vereint verschiedene Kreativitätswerkzeuge. Aus der anfänglichen Nutzung vor allem in der Formgebung von Produkten ist dabei eine über alle Branchen und Prozesse hinweg anwendbare Methode im Sinne «gemeinsamen Denkens und Arbeitens» geworden.
Interdisziplinäre Teamarbeit
Das Prinzip von Design Thinking ist einfach: Als Inspirationsquelle gilt der Nutzer, etwa Kunden oder Mitarbeiter von Unternehmen. Zugrunde liegt die Idee, dass die Probleme von Entscheidungsträgern selten ihre eigenen sind. Design Thinking bringt deshalb verschiedenste Menschen zusammen: Kunden mit Produktentwicklern, Finanzvorstände und Marketing-Experten oder Mitarbeiter verschiedener Abteilungen und Hierarchien, um unternehmensinterne Prozesse zu optimieren.
Zumeist auf Workshop-Ebene entsteht ein einfacher, schneller Austausch mittels bewusst freiem Denken, der sich an fünf Schritten orientiert: Einfühlen in den Nutzer, Definition des Rahmens für neue Lösungen, Ideenfindung, Prototyping und Test. Dabei biete Design Thinking den Vorteil, dass es im Vergleich zu anderen Innovationsmethoden ein ganzheitlicher Ansatz sei, erklärt Dr. Claudia Nicolai, Akademische Leiterin der HPI School of Design Thinking. Nicolai: «Es kombiniert Instrumente aus den Bereichen der qualitativen Forschung, Ethnographie, dem Gestalten und Entwerfen sowie dem strategischen Management.» Durch interdisziplinäre Teamarbeit in cross-funktionalen Gruppen würden so typische Silo-Grenzen in Unternehmen überwunden.
Verbesserung der Prozesse
In der Praxis liegen die Anwendungsgebiete der Methode in der Verbesserung unternehmensinterner Prozesse sowie der Gestaltung neuer Produkte und Services, so eine Studie des HPI. Danach beeinflusst Design Thinking vor allem das Unternehmen selbst, etwa die Verbesserung der Arbeitskultur im Team, effi zientere Innovationsprozesse und häufi gere Einbindung der Nutzer. «Vordergründig verändern Unternehmen mit Design Thinking ihr Angebot, in Wirklichkeit aber sich selbst», so HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Gewinnsteigerungen oder Kosteneinsparungen wurden weniger häufig genannt, «Die Antworten zeigen, dass Unternehmensprozesse und die Erfahrungen der Kunden nachhaltig verbessert werden, was auf lange Sicht die Wirtschaftlichkeit steigert», sagt Studien-Autor Jan Schmiedgen. So manches Unternehmen scheitert auch. Die Gründe sind unter anderem fehlende Unterstützung des Managements oder Zeitmangel. Wer Design Thinking leben will, muss ganz oben anfangen. Denn sich mal eben eine spielerische, hierarchiebefreite Ideenkultur anzueignen, ist für viele Unternehmen ein hartes Stück Arbeit.