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Zur Weihnachtssaison rücken die Nuss-Sortimente wieder in den Fokus. Zwar hat sich die Situation bei Haselnüssen etwas entspannt, dafür schnellen die Preise für Mandeln und Pistazien in die Höhe.
Im vergangenen Jahr stellten viele Verbraucher kurz vor Weihnachten verdutzt fest, dass man auch für viel Geld nicht immer alles kaufen kann. Es gab keine Haselnüsse mehr im Supermarkt, und der Bäcker nahm die Nussecken aus dem Sortiment. Nussvermarkter erhöhten die Preise und verschoben sogar die Einführung neuer Haselnussprodukte. Der Grund hierfür war ein kurzer, aber heftiger Kälteeinbruch im Hauptanbauland Türkei, der im Frühjahr während der Haselnussblüte - insbesondere in den Höhenlagen der östlichen Schwarzmeerregion - erhebliche Schäden verursachte. Daraufhin verdoppelte sich der Haselnusspreis binnen weniger Monate und erreichte im Herbst 2014 einen neuen Rekordpreis.
Weitere Preiserhöhungen
Auch Mandeln und Cashews zeigten 2014 starke Preiserhöhungen. Ein Grund für diese Entwicklung war neben den Ernteausfällen die "deutlich gewachsene globale Nachfrage", so der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie BDSI. "Die Preise für Nüsse insgesamt und auch für Erdnüsse sind in den letzten Jahren gestiegen oder haben sich auf einem höheren Niveau verfestigt", resümiert der Verband und bezieht sich dabei auf Daten der Welternährungsorganisation (FAO) und des Amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA). Bei den Mandeln bereitet den Herstellern die nun schon lang anhaltende Dürre in Kalifornien, der wichtigsten Anbauregion, große Sorge. Neben klimatischen Bedingungen spielen aber auch politische Krisen eine Rolle. So droht etwa Syrien aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzung als wichtiger Lieferant für Pistazien fast vollständig auszufallen. Hinzu kommen Währungseffekte: Der gegenüber dem Euro starke Dollar treibt hierzulande die Preise der in Dollar gehandelten Mandeln und anderer Nüsse zusätzlich in die Höhe.
Situation bleibt angespannt
Die diesjährige Haselnussernte in der Türkei wird die erheblichen Ausfälle des letzten Jahres voraussichtlich nicht kompensieren können. Für die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie, die in ihren Produkten viele Haselnüsse einsetzen (wie z.B. in Nougat, Haselnuss-Schokolade, Haselnussgebäck oder Lebkuchen), aber auch für Abpacker von ganzen Nüssen, Nusskernen und -mischungen sowie Nussprodukten für Handwerksbäckereien ist die Situation deshalb weiterhin angespannt. 2014 hat allein die deutsche Süßwarenindustrie rund 60.000 Tonnen Mandeln und 50.000 Tonnen Haselnüsse verarbeitet.
Weltweit bewegt sich die Haselnussernte im Schnitt bei einer jährlichen Produktion von 900.000 Tonnen. Im Jahr 2008 erreichte die Ernte mit 1,07 Millionen Tonnen ihren bis dato größten Ertrag. Die Entwicklung steht und fällt mit der Ernte in der Türkei, die fast 75 Prozent des weltweiten Bedarfs deckt. "Prognosen über mögliche Engpässe können seriös erst nach dem Ende der diesjährigen Erntesaison getroffen werden", sagt ein Sprecher des BDSI. Noch schwanken die Prognosen der diesjährigen türkischen Haselnussernte je nach Quelle – und Interessenlage - zwischen 650.000 und 730.000 Tonnen. Die Ernte dürfte in diesem Jahr also auf jeden Fall deutlich höher ausfallen als 2014 mit nur 412.000 Tonnen, aber unter den 800.000 Tonnen früherer Jahre liegen.
Die Ware bleibt knapp
Fraglich ist, ob die Mengen ausreichen, um den Bedarf zu decken. Fraglich ist auch, ob die neue Ernte überhaupt komplett vermarktet oder zum Teil von den Farmern zurück gehalten wird. Denn diese seien nun nicht mehr auf die Verkaufserlöse angewiesen und hätten "gesehen, was möglich ist", gibt ein Großhändler zu bedenken. Es sei vorstellbar, dass die Erzeuger den Markt erst testen möchten und Ware zurückhalten würden. Die Übernahme des größten türkischen Haselnussexporteurs 2014 durch Ferrero hat die Verteilung der Warenströme ebenfalls verschoben. Alle Faktoren zusammen tragen dazu bei, dass die Haselnuss-Notierungen noch immer weit über dem Niveau der Vorjahre pendeln. Nach ihrem Allzeithoch im Mai 2015 mit 15.000 Euro pro Tonne sind sie zuletzt zwar wieder auf etwa 12.500 Euro (Stand KW 32) gefallen, liegen damit aber immer noch 80 Prozent höher als vor zwölf Monaten. Inzwischen ist aus Importeurskreise aber auch zu hören, dass bei aktuellen Verhandlungen vor Ort in der Türkei schon wieder moderatere Töne angeschlagen und Kilogrammpreise von 8,50 Euro diskutiert wurden. Klarheit über die künftigen Preise wird es erst geben, wenn die Ernte tatsächlich im Sack ist.
Keine Engpässe zum Weihnachtsgeschäft
Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich feststellen, dass sich die Versorgungslage auf den Nussmärkten im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat, aufgrund der hohen Weltmarktnachfrage für einzelne Nussorten für die Zukunft aber durchaus kritisch bleibt. In diesem Jahr werden die Verbraucher zu Weihnachten auch ihre geliebten Nüsse und Nussprodukte in ausreichender Menge vorfinden. „Nach den uns vorliegenden Informationen zeichnen sich zum Weihnachtsgeschäft keine Engpässe ab“, heißt es bei der Ültje GmbH in Schwerte.
Die Nachfrage steigt
Auch 2015 entwickelt sich das Nuss-Segment weiter positiv. Treiber ist dabei nicht zuletzt die Hinwendung vieler Verbraucher zu einer bewussteren Lebensweise, welche unter anderem auch die stärkere Verwendung von Nussprodukten vorsieht. Bei der verkauften Menge der Nüsse ohne Schale lagen 2014 nach Zahlen von Nielsen Edelnüsse mit 61.685 Tonnen, das sind knapp 50 Prozent des Gesamtmarktes, vorn. Davon entfielen 43,5 Prozent auf geröstete sowie geröstete und gewürzte Nüsse und 46,5 Prozent auf unbehandelte Nüsse. Auf Platz zwei folgen mit 31,1 Prozent des Gesamtmarktes geröstete Erdnüsse. Es folgen Nuss-Frucht-Mischungen (12,3 %) und teigummantelte Erdnüsse (6,9%). Bei den Edelnüssen rangieren Cashews in der Verbrauchergunst deutlich vor Walnüssen, Pistazien, Mandeln und Haselnüssen. Im Einzelnen wurden als Monoartikel 11.585 Tonnen Cashews, 8.506 Tonnen Walnüsse, 8.043 Tonnen Pistazien, 7.815 Tonnen Mandeln und 5.976 Tonnen Haselnüsse vermarktet. Diese Daten reflektieren nicht die gesamte Verkaufsmenge, da viele Nussmischungen verkauft werden und die Anteile der einzelnen Nüsse dabei nicht erfasst werden können. Außerdem sind auch die Absätze von Nüssen als Backzutat sowie von Nüssen in Schale nicht erfasst.
„Der Trend geht dahin, dass mehr und mehr Verbraucher nussbasierte Snacks als sehr leckere und gesunde Alternative zu anderen Snacks für sich entdecken“, sagt , Ültje-Marketingmanager Oliver Krück. Ein weiterer Nachfragetrend ergibt sich durch die soziodemografische Entwicklung der Gesellschaft und die zunehmende Mobilität. Krück: „Gewünscht ist ein größeres Angebot an kleineren Verpackungseinheiten. Neue Konzepte für den To-go-Bereich sowie ein entsprechend breites Produktangebot kleinerer Verpackungsgrößen sind daher wünschenswert.“ Auf diese Trends setzt auch die Farmer's Snack GmbH in Seevetal bei Hamburg. Die Firma entwickelt und produziert klassische Frucht- und Nuss-Snacks sowie innovative Frucht- und Nussmischungen. „In einer Zeit, in der der Verbraucher einem immer anspruchsvolleren Alltag zu bewältigen hat, reagiert Farmer's Snack mit handlichen Snacks in praktischen, alltagstauglichen Packungsideen“, sagt eine Unternehmenssprecherin.