«Mut und Leidenschaft»

Montag, 26. Juni 2023
Foto: Thomas Stachelhaus

Joey Kelly wurde als Mitglied der Kelly Family bekannt, heute managt er die Band. Doch abseits der Bühne vollbringt er als Ausdauersportler wahre Glanzleistungen. Wie er seine Ziele erreicht und welche Rolle dabei das Mindset spielt, dazu hat ihn das Markant Magazin ONE befragt.   

Vom Popstar zum Ausdauersportler – Herr Kelly, wie kam es dazu?
Joey Kelly:
Das Ganze hat mit einer Wette mit meiner Schwester Patricia begonnen. Sie wollte bei einem Triathlon mitmachen. Ich hatte damals keine Ahnung von Ausdauersport. Ich wusste nur eins: Wenn sie das schafft, dann schaffe ich das drei Mal. Ich dachte, ich bin ein cooler Typ, jung und berühmt, ich schaffe das auch ohne Training. So ging ich 1996 beim Triathlon in Roth in der Nähe von Nürnberg ohne Patricia an den Start, sie war an dem Tag krank. Ich war mir so sicher, dass ich gewinnen würde. Ich habe sogar einen Freund mitgenommen, der das Ganze filmen sollte. Ich bin keine 100 Meter geschwommen, da war ich nicht nur Letzter, sondern wäre fast ertrunken. Allerdings bin ich in dem Sinne erzogen worden, niemals aufzugeben, sondern immer wieder aufzustehen. Ich habe den Marathon bestritten. Als Drittletzter bin ich ins Ziel gekommen. Meine Zeit lag bei 3:36 Stunden, Profis brauchen nur halb so lange. Damals habe ich mir geschworen, so was mache ich nie mehr wieder.  

Wie lange hielt dieser Vorsatz an?
Joey Kelly:
Genau drei Tage. Mir wurde klar, ich kann diese Blamage nicht auf mir sitzen lassen. Die Niederlage spornte mich an. Und noch wichtiger, für meinen Beruf war der Ausdauersport der optimale Ausgleich. Ich ging nach unseren Konzerten laufen und Radfahren. Je härter ich trainierte, desto mehr Spass hatte ich. Zwei Jahre später finishte ich acht Ironman-Triathlons innerhalb von zwölf Monaten. Das ist ein Rekord – das hatte vor mir noch keiner geschafft.

Was treibt Sie zu diesen Höchstleistungen an?
Joey Kelly:
Mein Motto lautet «No Limits». Es ist die Leidenschaft, die mich antreibt, Sachen auszuprobieren, zu tun und vor allen Dingen sportliche Challenges anzunehmen, extreme Ziele zu erreichen.

Welche Rolle spielt in dem Kontext das Mindset?
Joey Kelly:
Extreme Herausforderungen zu meistern wie etwa den Ultraman auf Hawaii, den Badwater Run im Death Valley oder das Alaska 100-Meilen-Race ist zu 30 Prozent Kopfsache. Anstatt Träume aus den Augen zu verlieren, weil sie unerreichbar scheinen, ist es sinnvoller kleine Ziele zu setzen. Wir setzen uns oft Grenzen, die nicht da sind. Unsere Grenzen sind viel weiter, als wir denken, als wir uns selbst zutrauen – egal, ob das nun sportliche Grenzen, berufliche Grenzen oder private Grenzen sind. Es gilt, sich selbst zu überwinden und zu handeln – dann gelingt das scheinbar Unmögliche. Es geht im Leben darum, den inneren Schweinehund immer wieder zu bekämpfen, um seine Ziele zu verfolgen.

Was braucht es darüber hinaus, um Challenges zu bestreiten – egal ob sportliche Leistungen oder Unternehmensziele?
Joey Kelly:
Man muss für diese Sache «on fire» sein – dafür brennen. Dafür braucht es ein klar definiertes Ziel, man muss es visualisieren und vor allem muss man daran glauben. Dann ist man in der Regel auch effektiver, was wiederum zu einem besseren Ergebnis beziehungsweise höherer Leistung führt. Es braucht dafür auch Disziplin, Mut, Leidenschaft und Ausdauer, um sein definiertes Ziel zu schaffen und sich aus der Komfortzone herauszubewegen. Und ja – das gilt allein nicht nur für sportliche Leistungen, wenn ich mich im Leistungsbereich bewege. Das kann ich auch eins zu eins im Berufsleben umsetzen.

Warum scheitern viele daran, ihre Ziele zu erreichen?
Joey Kelly:
Scheitern ist an sich ja etwas Positives. Das zeigt ja, dass man begonnen hat, sein Ziel zu verfolgen. Wenn man allerdings das anvisierte Ziel erst gar nicht anpeilt, dann hat man schon verloren. Rückschläge und Niederlagen gehören zum Leben dazu – das erlebt jeder erfolgreiche Mensch beziehungsweise Unternehmer. Niemals aufgeben, heisst die Devise. Der Weg beziehungsweise die Strategie, die dich dahin führt, vielleicht überdenken oder anpassen, und das Ziel weiterverfolgen. Das ist das, was dich weiterbringt. Aus Niederlagen kann man auch viel lernen. Man lernt aus Demut Dankbarkeit.

Welche Rolle spielt das Team bei der Erreichung der Ziele?
Joey Kelly:
Als Team kann man höhere Ziele erreichen und grössere Berge versetzen, als wenn man nur ein Einzelkämpfer ist. Dafür braucht es echten Zusammenhalt und das Commitment von jedem Teammitglied, dass man gemeinsam am festgelegten Ziel arbeitet. Was dabei hilft ist ein gutes Klima, eine gute Stimmung im Team. Der Teamspirit ist entscheidend dafür, dass die Ziele erfolgreich erreicht werden. Wichtig ist auch, dass man das erzielte Ergebnis gemeinsam feiert. Das ist motivierender, als wenn Neid oder Macht vorherrschen. Wenn du einen Korb voller Äpfel hast und einer davon ist faul, dann ist es nur eine Frage von Zeit bis alles faul ist.

«Das ganze Leben ist ein Marathon.» Das ist ein Zitat von Ihnen. Können Sie das konkretisieren?
Joey Kelly:
Um an einem Marathon teilnehmen zu können, braucht man in erster Linie eine gute Vorbereitung und natürlich Mut, Leidenschaft sowie Disziplin. Egal ob man als Händler tätig ist, ein Unternehmen führt oder als Angestellter arbeitet – bei jeder Arbeit braucht man ebenfalls genau diese Disziplinen. Und besonders jetzt in der heutigen Zeit, die geprägt ist von zahlreichen Krisen. Denn das ganze Leben ist ein Marathon. Um Erfolg zu haben, gilt es darüber hinaus, seine Ziele und Visionen weiterzuverfolgen, auch wenn Gegenwind kommt. Ich sage immer «Mach es oder lass es bleiben». Aber wenn, dann soll man es auch richtig machen.  

Welche Werte sind in dem Kontext besonders relevant?
Joey Kelly:
Glaubwürdigkeit und Authentizität spielen heute eine grössere Rolle als je zuvor, besonders wenn man ein Unternehmen führt. Durch die zunehmende Digitalisierung wird alles transparenter. Verbraucher haben die Möglichkeit, auf zig Plattformen ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bewerten und können damit ihrer Zufriedenheit beziehungsweise Unzufriedenheit Ausdruck verleihen. Ich bin in den 1980er-Jahren aufgewachsen, da konnte man sich noch einiges erlauben, was man heute nicht mehr kann. Dahingehend bekommt das Thema Ruf und Empfehlung eine ganze neue Bedeutung. Das sollte man sich immer vor Augen halten.

Was sind Ihre nächsten Challenges?
Joey Kelly:
Im August bin ich in Kanada, da werde ich eine zweiwöchige Challenge bestreiten. Danach werde ich den Mont Blanc besteigen. Im Herbst ist ein 250 Kilometer-Lauf durch die Sahara geplant. Zudem werde ich am antarktischen Eismarathon teilnehmen, der am Fusse der Ellsworth Mountains und ein paar hundert Meilen vom Südpol stattfindet. Und wie jedes Jahr steht im November der 24-Stunden-Spendenlauf an, bei dem Geld für Kinder in Not gesammelt wird. Das sind meine sportlichen Challenges. Und musikalisch? In den nächsten Tagen wird gemeinsam als Familie entschieden, ob wir 2024 oder 2025 auf Tour gehen werden.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Erfolge

Seine Welt ist die Show-Bühne, doch abseits des Scheinwerferlichtes vollbringt Joey Kelly unglaubliche sportliche Leistungen. Er absolvierte bislang erfolgreich 50 Marathons, 31 Ultra-Marathons, 13 Ironman, über 10 Wüsten-Ultra-Läufe, 4 Radrennen «Races Across America», 2 Powermen, 12 Tough-Guy-Races und über 100 Halbmarathons und Triathlons. Als einziger Mensch schaffte er es, acht Ironmen innerhalb eines Jahres zu absolvieren.

Steckbrief

Als Teil der Kelly Family füllte Joey Kelly mit seinen Geschwistern weltweit die grössten Stadien. Heute ist der Extremsport seine grösste Passsion, der ihn bis zu den entlegensten Teilen der Erde brachte. Gerade sein eiserner Wille und seine Selbstdisziplin erlauben es ihm, Dinge zu leisten wie kein anderer. Alles ist bei ihm eine Sache des Kopfes, eine Frage der Selbstüberwindung, des konsequenten Umsetzens und des zielorientierten Handelns. Joey Kelly ist aber auch Familienvater, seit 2004 ist er mit Tanja Niethen, einem ehemaligen Mitglied der Band Bellini, verheiratet, hat vier Kinder und lebt in der Nähe von Bonn.