Süsse Versuchung

Montag, 28. August 2023
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Schokolade – wer wird da schon widerstehen können? Tatsächlich tut sich der Markt momentan nicht gerade leicht. Laut GfK Consumer Panel war Schokoladenware 2022 im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Es wurde weniger Umsatz erzielt (-4 %), es gab weniger Käufer (-1 %) und die gekaufte Menge in Packungen ging um minus vier Prozent zurück: «Wie im gesamten Bereich Süssware gibt es auch bei Schokoladenware aktuell eine Verschiebung hin zum Promo-Geschäft – hier steigen die Umsätze, das «reguläre» Regalgeschäft leidet», heisst es. Umso wichtiger dürfte es zukünftig sein, sich an den angesagten Trends zu orientieren und die Faktoren, Vorlieben und Bedürfnisse ausmachen zu können, die die Zahlungsbereitschaft der Kunden begünstigen.

Vegan und nachhaltig
Mathias Tholey, Co-Founder von nucao führt «Mindful Chocolate» als einen wichtigen Megatrend an. «Darunter reihen sich weitere Trends wie etwa eine vegane Ernährung, Fairtrade und Traceability, weniger Zucker und kurze Zutatenlisten.» Wer darauf eingehe, könne die Kauflaune der Kunden erhöhen, was im konventionellen Schokoladensegment schwieriger sei. Bei Genuport Trade sieht man ebenfalls vegane Schokolade weiter im Kommen und kündigt für das vierte Quartal gleich schon einmal eine neue Markeneinführung in diesem Bereich an. Zudem nimmt Geschäftsführer Konstantin Lebens wahr, dass Schokoladenpralinen mit Füllungen sowie Thins, also hauchdünne zarte Schokoladenplättchen, hoch im Kurs stehen und das Thema «Nachhaltigkeit in der Schokoladenproduktion» den Konsumenten zunehmend beschäftigt. Die Gruppe der nachhaltigen Shopper achte bei Schokowaren besonders auf Zertifizierungen und Nachhaltigkeits- oder Bio-Labels. «Das gute Gewissen beim Schokoladenkauf ist ihnen besonders wichtig.»

Aussergewöhnlicher Genuss
«Gefragt sind ausserdem intensive Geschmackserlebnisse und ungewöhnliche Kombinationen – angefangen bei Zutaten über Texturen bis hin zu Formen», berichtet Bert Kriewolt, Senior Director Marketing Chocolate Activation DACH bei Mondel¯ez International. Daher wurden etwa die Milka Grosstafeln entwickelt, die dem Kunden mit verschiedenen Texturen und ganzen Zutaten schichtweise Genuss bieten sollen. Im Bereich Verpackung sieht Kriewolt den Trend zur Personalisierung. Dementsprechend konnten die Verbraucher im Rahmen der «Zarte Botschaften»-Kampagne limitierte Schokoladen-Tafeln mit Botschaften zum Verschenken kaufen.

Laut Solveig Schneider beobachtet man beim Bundesverband der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI) unter anderem, dass in den letzten Jahren mehr Hersteller dunkle Schokoladen mit höherem Kakao-Anteil auf den Markt gebracht haben. «Auch das Angebot an sogenannten Herkunftsschokoladen, zum Beispiel mit Kakao aus Ecuador und Peru, hat zugenommen», so die Leiterin Kommunikation. Gerade präsentiert auch Lindt drei Limited Editions seiner Excellence 70 Prozent Cacao Edelbitter Schokolade, die um feine aufgestreute Zutaten-Paare wie Karamell und Fleur de Sel bereichert sind. Camille Bloch wartet mit den neuen Likör-Schokoladen-Varietäten «Gin» und «Himbeergeist» auf, die ebenfalls auf dunkler Schokolade (47 % Kakao) basieren.

Und was kann man für die erfolgreiche Vermarktung von Schokowaren im Handel zukünftig weiter tun? «Dauerplatzierungen bieten sich in den Bereichen «gesunde Ernährung» sowie in der Obst- als auch Bio-Abteilung an. Auch nachhaltige Platzierungen, wie beispielsweise natürliche Holzaufsteller, können die Vermarktung am Point of Sale unterstützen.» Das empfiehlt Mathias Tholey, um das Segment «Mindful Chocolate» richtig zu verankern.

Sichtbarkeit und Platzierung
Konstantin Lebens ist weiter überzeugt, dass Schokolade immer geht. Er rät, neue Schokoladensorten in aufmerksamkeitsstarken Zweitplatzierungen und Displays zu präsentieren und diese über Social Media und Promotions zu begleiten. «Sichtbarkeit am Point of Sale spielt hier eine grosse Rolle, denn ein Grossteil der Schokolade wird im Impuls gekauft. Wichtig für die Nachkäufe ist die Platzierung im Regal.» Ebenso keinesfalls zu vernachlässigen sind die saisonalen Anlässe, wie auch die GfK betont: «Für Schokoladenware sind nach wie vor Valentinstag, Ostern, Muttertag und Weihnachten die Hauptanlässe, Halloween und Karneval werden für Zuckerware immer bedeutender. Ausserdem ist der Konsum von Schokolade wetterabhängig – je nach Beginn und Intensität der Sommerhitze geht der Konsum von Schokoware deutlich zurück.» Dann können auf Aktionsflächen also besser andere Sortimente gespielt werden. Generell gilt für Schokowaren, dass Innovationen gut angenommen werden und Marken mit hoher Innovationskraft profitieren, so die GfK. Innovationen scheinen in Krisenzeiten also die «kleinen Freuden» zu sein, die man sich gönnt. Und die bringen den Shopper dann vor dem Regal dazu zuzugreifen – auch wenn das Geld längst nicht mehr ganz so locker sitzt.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Faire Schokolade

Der Absatz von Fairtrade-Kakaobohnen ist in Deutschland 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 4 % auf 81 000 t gestiegen. Zum Produktsortiment gehören Schokolade, Kekse und Kakaopulver mit Fairtrade-Siegel. Zur positiven Entwicklung tragen laut Fairtrade Deutschland sowohl neue wie auch langjährige Partner bei. Hinter dem Fairtrade-Siegel stehen international gültige Standards, die regelmässig überarbeitet und aktualisiert werden – zuletzt auch der Kakao-Standard, dessen Neuerungen in den kommenden zwei Jahren schrittweise etabliert werden. Laut BDSI betrug der Anteil von nach Nachhaltigkeitskriterien zertifiziertem Kakao in Süsswaren, die in Deutschland verkauft wurden, 2022 81 %. 2017 lag dieser Anteil noch bei 55 %.

Fairtrade startet ein neues Programm zur Vorbeugung von Kinderarbeit. Das Markant Magazin ONE hat mit Marcelo Crescenti, Leiter Kommunikation Fairtrade Deutschland, darüber gesprochen, welche Ziele sich die Organisation für das erste Jahr gesetzt hat
Neben dem Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit in Fairtrade-zertifizierten Kooperativen und der Zahlung eines Fairtrade-Mindestpreises und einer -Prämie, engagiert sich Fairtrade auf weiteren Ebenen zur Vorbeugung von Kinderarbeit. Oft sind die Kooperativen vor Ort bereits sehr engagiert, um Kinderarbeit zu verhindern. Sie kennen die Ursachen des Problems am besten und haben Pläne entwickelt, wie der Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen vorgebeugt werden kann. Was jedoch oftmals fehlt, sind die finanziellen Mittel, um strategisch und langfristig in passende Präventions- und Abhilfemassahmen zu investieren. Darum werden im Rahmen des neuen Programms für erfolgversprechende Projektvorschläge finanzielle Mittel an Kakao-Kooperativen ausgezahlt. Im ersten Jahr werden voraussichtlich zehn Projekte mit Mitteln ausgestattet. Mit der Unterstützung von Partnerunternehmen soll das Programm zukünftig noch weiter ausgebaut werden. Handelspartner haben dadurch die Möglichkeit sich über das Siegel hinaus gegen Kinderarbeit zu engagieren.

Statements

Das Markant Magazin ONE hat ausgewählte Branchenvertreter über die Kaufkriterien der Shopper bei Schokolade befragt.

Kunden, denen Nachhaltigkeit wichtig ist und die sich vegan ernähren möchten, müssen heute auf nichts mehr verzichten. Früher war es so: Wenn ich mich bewusst für eine nachhaltige Schokolade entschied, musste ich oft Einbussen im Geschmack hinnehmen. Heute überraschen wir die Leute mit Produkten, die im Einklang mit ihren Werten stehen und bei denen sie den gleichen Genussfaktor bekommen wie bei konventionellen Marken.
Mathias Tholey, Co-Founder von nucao

Schokoladen-käufer haben ganz unterschiedliche Motive für ihre Produkt- und Markenwahl. Die «Neugierigen» unter den Schokoladenkäufern sind echte Foodies, die immer auf der Suche nach neuen Sorten und neuen Geschmackserlebnissen sind. Die «Brand-Lovers» haben ein oder zwei Lieblingsmarken, denen sie treu verbunden sind. Sie kaufen aus Gewohnheit und Sicherheit steht für sie an erster Stelle. Aber auch diese Gruppe ist offen für neue Sorten ihrer Love-Brand.
Konstantin Lebens, Geschäftsführer Genuport Trade

Die State of Snacking-Trendstudie hat gezeigt, dass Nachhaltigkeit für Konsumenten immer wichtiger wird. Mehr als die Hälfte der deutschen Befragten (55 %) sucht nach umweltverträglichen Snacks, besonders Millennials (70 %) und die Gen Z (67 %). Mit unserem globalen Nachhaltigkeitsprogramm für Kakao, Cocoa Life, bedienen wir dieses Bedürfnis. In Europa verwenden wir für unsere Milka Produkte ausschliesslich den nachhaltig angebauten Kakao des Cocoa Life Programms.
Bert Kriewolt, Senior Director Marketing Chocolate Activation DACH bei Mondelez International 

Produkte

Lindt & Sprüngli 
Zum Start in den Herbst offeriert «Lindt Excellence» drei limitierte Tafeln: Hier vereint sich die knackige, herbe Lindt Excellence 70% Cacao Edelbitter Schokolade mit feinen aufgestreuten Zutaten wie Haselnuss-Himbeer, Caramel-Fleur de Sel und Orange-Mandel. Auch optisch ein Genuss für Liebhaber dunkler Schokolade.  
www.lindt.de

Genuport
Die neue «Pralinen Selection» von Karl Fazer umfasst die Varianten «Himbeer-Joghurt» sowie «Blaubeer-Trüffel» – für eine feine fruchtige Note. Die Kombinationen aus Joghurtcreme und Himbeerstückchen sowie Trüffel-Schokoladenfüllung mit knusprigen Blaubeerstückchen sind beide mit zartschmelzender Milchschokolade umhüllt. Ebenfalls neu: die «Pralinen Milchschokolade».
www.genuport.de

nucao 
Beim «Almond Sea Salt Riegel» von nucao trifft vegane Zartbitter-Schokolade auf knackige Mandeln mit einer Prise Sea Salt. Der Schokoriegel ist bio, vegan und mit Fairtrade-Kakao.
www.the-nu-company.com

Mondelez International 
Zartschmelzende Milka Alpenmilch trifft auf den beliebten Nussini Riegel: Die «Milka MMMax Nussini» ist mit einer feinen Haselnusscreme, crunchy Nüssen und einer Waffelschicht gefüllt – knusprig, cremig, nussig.
www.milka.de

Camille Bloch 
Das Familienunternehmen aus dem Berner Jura lanciert zwei neue Varietäten: «Camille Bloch Gin» und «Camille Bloch Himbeergeist». Hauseigene dunkle Schokolade (47% Kakao) ist dabei mit ausgewählten Spirituosen gefüllt, die in der eigenen Likörküche veredelt werden.
www.camillebloch.ch/de