Nahrungsergänzung: Prävention boomt

Montag, 02. November 2020
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Die Corona-Pandemie macht vielen Firmen das Leben schwer. Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln profitieren vom gesteigerten Verbraucherinteresse an gesunder Ernährung und Immunvorsorge.

Die Fachgesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz halten sie für überflüssig, die Verbraucherzentralen stellen ihre Wirksamkeit und Sicherheit in Frage – ob Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind, ist unklar. Ihrer Beliebtheit tut das keinen Abbruch. In den deutschen Apotheken beispielsweise legte der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um 5,8 Prozent pro Jahr zu und lag 2019 bei 2,2 Milliarden Euro – so eine aktuelle Studie von IQVIA. Corona hat dieses Wachstum zusätzlich befeuert. Im ersten Halbjahr 2020 lag der Zuwachs sogar bei 7,7 Prozent. Zugelegt haben vor allem Präparate, die das Immunsystem stärken sollen. So stieg der Umsatz mit reinem Vitamin C im ersten Quartal um 94 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch Zinkpräparate (+ 42 %) sowie Mittel mit den Vitaminen A und D (+ 35 %) wurden häufiger verkauft. Die Marktforscher von IQVIA vermuten, dass sich viele Verbraucher so vor einer Corona-Infektion schützen wollten.

Viel hilft nicht viel

Dass eine Mangelernährung zu einer gesteigerten Infektanfälligkeit und einer schlechteren Prognose im Krankheitsfall führt, ist wissenschaftlich erwiesen. Dass bestimmte Vitamine und Mineralstoffe das Immunsystem normal erhalten können, ebenso. Der Nutzen einer zusätzlichen Aufnahme über das normale Mass hinaus jedoch nicht. Darum hat die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weder gesundheitsbezogene Aussagen zugelassen, die eine Stärkung des Immunsystems versprechen, noch krankheitsbezogene Aussagen, die mit der Vorbeugung oder gar Heilung in Zusammenhang stehen. Der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel im Lebensmittelverband Deutschland warnt deshalb vor Produkten, die das Gegenteil behaupten. Solche Fälle wurden in letzter Zeit mehrfach von den Verbraucherzentralen und der Wettbewerbszentrale abgemahnt.

Einheitliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe

Eines weiteren Themas von Nahrungsergänzungsmitteln will sich das Bundesernährungsministerium nun annehmen. Bis heute gibt es in der EU keine einheitlichen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe. Einige Länder wie die Schweiz haben verbindliche Grenzwerte definiert. Deutschland und Österreich wiederum orientieren sich an Empfehlungen. Die in Deutschland geltenden Vorschläge hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Januar 2018 veröffentlicht. Zusammen mit weiteren Mitgliedstaaten will Bundesministerin Julia Klöckner die EU-Kommission auffordern, die Arbeiten an entsprechenden Regulierungen wiederaufzunehmen und voranzutreiben. Zudem soll mit der Arbeit an nationalen Höchstgrenzen begonnen werden.

Verbindliche Höchstwerte

Dass verbindliche Höchstwerte sinnvoll sein können, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd und der HAW Hamburg. Die Wissenschaftler haben in einem Reformhaus, einem Supermarkt und zwei Drogerien Stichproben genommen und 106 freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel untersucht. Rund 48 Prozent hielten die Höchstmengenvorschläge des BfR ein. Die übrigen 52 Prozent überschritten sie jedoch bei mindestens einem Mikronährstoff. Teilweise sogar massiv: bei Vitamin B12 haben die Forscher Abweichungen von bis zu 700 Prozent gemessen. Der DGE zufolge ist zumindest eine hohe Zufuhr von natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommendem Vitamin B12 wahrscheinlich nicht schädlich. Bei anderen Nährstoffen kann es hingegen zu Vergiftungserscheinungen kommen. In vernünftigem Mass können Nahrungsergänzungsmittel jedoch helfen, eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sicherzustellen. Schliesslich erreichen Teile der deutschen, österreichischen und Schweizer Bevölkerung die Zufuhrempfehlungen nicht.

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Sportlernahrung
Für Sportlernahrung wird laut einer Studie von Mafowerk (10/2019) mehr Geld ausgegeben: Lagen die geschätzten Ausgaben pro Jahr in 2014 noch bei 406 Euro, so sind diese im Jahr 2019 auf 540 Euro gestiegen. Bei den Energieprodukten zur Steigerung der Leistung dominieren die Riegel (69,2 %). Bei den Vitaminen sind die Brausetabletten führend (47,5 %), Riegel (61,4 %) werden noch vor Pulver (53 %) am häufigsten bei den Eiweissprodukten verwendet.

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