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Seit Einführung der "Schockbilder" ist der Markt rückläufig, die Verbraucher orientieren sich neu. Zuwächse verzeichnen jedoch Händler, die Auswahl und Beratung bieten.
Der Verkauf von Tabakwaren ist mit den sogenannten „Schockbildern“, die drei Viertel der Packungsfront und -rückseiten bedecken, nicht einfacher geworden. Die Kunden erkennen im SB-Regal ihre Stammmarke nicht mehr auf Anhieb, und auch die Verkäufer suchen oft mühsam die Regale ab – selbst im Fachgeschäft. Eine kleine Abhilfe schaffen hier allerdings Produktkarten, die im Warenregal vor die Packungen gesteckt werden (s. Infokasten).
Insgesamt ist der Absatz von Tabakwaren nach Zahlen von Nielsen 2016 um 3,2 Prozent zurückgegangen. Auf Grund von kleinen Preiserhöhungen blieb der Umsatz mit minus 0,3 Prozent weitgehend stabil. Dass ein Teil der Raucher sich beim Einkauf neu orientiert, zeigt ein Blick auf die einzelnen Vertriebskanäle. Am schärfsten fiel der Rückgang im Automatengeschäft mit elf Prozent beim Absatz und 5,9 Prozent beim Umsatz aus, da hier die gewünschte Sorte kaum noch zu erkennen ist. Die Getränkemärkte, die in der Regel nur ein kleines Sortiment in SB führen, verloren 5,4 Prozent Umsatz, die Discounts büßten 4,1 und die DIY-Märkte 3,3 Prozent ein. Klare Gewinner sind dagegen der Tabakfachhandel, die Tankstellen und die Convenience-Shops mit jeweils zwei Prozent Umsatzplus. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine große Auswahl anbieten und die Tabakwaren durchweg in Bedienung verkaufen, dem Kunden also Orientierung bieten. Vergleichsweise gut stehen auch die kleineren Nachbarschafts- und Supermärkte da, in denen Raucher schnell ihren täglichen Bedarf decken können.
Durch große Auswahl profilieren
Der Handel kann aber auch mit einer breiten Auswahl bei seinen rauchenden Kunden punkten, da deren Vorlieben breit gefächert sind. Während die Nachfrage vor allem bei Zigaretten zuletzt rückläufig war, zeigte sie sich bei Feinschnitt und Stopftabak deutlich stabiler. Zigarillos und Zigarren kamen 2016 sogar auf ein Mengenplus von 0,9 beziehungsweise 3,1 Prozent. Eng gekoppelt an die Nachfrage von Feinschnitt und Stopftabak ist auch das – obendrein spannenstarke – Zubehörsortiment mit Stopfgeräten, Zigarettenpapier, Filtern, Hülsen, und Wicklern. Sonderkonjunkturen mit hohen Zuwachsraten zeigen unverändert auch unbehandelte („natural“) Produkte, Großgebinde sowohl bei Zigaretten als auch bei Tabak sowie E-Zigaretten, seitdem hier Markenhersteller SB-Lösungen für den LEH entwickelt haben.
Wasserpfeifentabak als Nischenprodukt
Ein Sonderthema in diesem Markt ist der Wasserpfeifentabak, der statistisch unter Pfeifentabak erfasst wird und 2016 laut Destatis um 46 Prozent auf rund 1.700 Tonnen zugelegt hat. Dieser im Wesentlichen aus Jordanien, Ägypten und der Türkei importierte Shisha-Tabak spielt allerdings im Lebensmittelhandel so gut wie keine Rolle. Die zum größten Teil sehr jungen Konsumenten bedienen sich in Shisha-Bars, speziellen Fachgeschäften und im Internet. Auch blüht hier der Schwarzmarkt, wie die Zollfahndung immer wieder berichtet. Trotz der hohen Wachstumsraten ist es eine Nische: 165 Millionen Euro Steuern brachte Pfeifentabak 2016 insgesamt ein –verglichen mit 22 Milliarden Euro bei Zigaretten ein Kleinstbetrag.
Handel im Tabak immer noch lohnenswertes Geschäft
Für neuen Nachfrageschub im Handel dürften vielmehr die für 2017 angekündigten Innovationen in den etablierten Sortimenten sorgen. Die Markenanbieter nennen über die aktuellen Neuheiten hinaus (s. Kasten) noch keine Details, betonen aber, dass sie gezielt in die Wachstumssegmente investieren wollen. Die Raucher als große Zielgruppe mit entsprechenden Sortimenten und Services an die eigene Einkaufsstätte zu binden, lohnt sich allemal – auch wenn es aktuell leichte Turbulenzen im Markt gibt. Denn insgesamt wurden 2016 Tabakwaren mit einem Verkaufswert von 25 Milliarden Euro verkauft.