Karten erobern die Region DACH

Freitag, 24. Mai 2019
Foto: Fotolia (jackfrog)

Ein Leben ohne Bargeld ist für viele Konsumenten in der Region DACH noch unvorstellbar, doch die Digitalisierung schreitet voran. Vor allem bei grösseren Beträgen ist die Karte Trumpf an der Kasse.

Der Trend zur Kartenzahlung setzt sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz (s. INFO) weiter fort. Im deutschen Einzelhandel bevorzugt inzwischen mehr als die Hälfte (52 %) der Kunden, nur bargeldlos zu bezahlen. Diese Entwicklung hin zum digitalen Bezahlen bietet den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Potenziale für Umsatzsteigerungen, Effizienzgewinne und Kostensenkungen. Das zeigt die neue Studie „Besser bargeldlos als Bargeld los – Potenziale digitaler Zahlungsverfahren im Mittelstand“ des ECC Köln in Zusammenarbeit mit dem Payment-Dienstleister Concardis. In einer Doppelbefragung wurden sowohl Händler aus dem KMU-Segment als auch Kunden befragt.

Der Erfolg des kontaktlosen und mobilen Bezahlens wie auch der turnusmässige Austausch von Terminals veranlassen Händler dazu, nach mehrjähriger Stagnation ihre Investitionen in die Zahlungsverkehr-Infrastruktur wieder zu erhöhen. Das geht aus der EHI-Studie «Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2019» hervor. Aktuell planen daher 44,8 Prozent (Vorjahr: 33,8 %) der grossen Unternehmen eine Auffrischung der Payment-IT-Landschaft. Jedes fünfte Unternehmen will noch in diesem Jahr etwas ändern oder ergänzen.

Mehr Umsatz und Neukunden

Damit folgen die Händler nicht nur dem Verbrauchertrend, sondern erhoffen sich auch andere Vorteile. So belegt die ECC-Studie den positiven Einfluss bargeldloser Zahlungen auf wichtige Unternehmenskennzahlen: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, durch bargeldlose Zahlungen einen positiven Effekt auf Umsatz und Neukundenanteil zu erzielen. Auch führen Kartenzahlungen zu höheren Bons. 43 Prozent der befragten Unternehmen verzeichnen durch bargeldlose Zahlungen einen Anstieg bei Bon- und Warenkorbhöhen.

Die Akzeptanz bargeldloser Zahlungen bietet zudem erhebliche Effizienzgewinne für Unternehmen, wie die ECC-Studie zeigt: Die Abrechnung von Bargeldzahlungen im Backoffice nimmt mit durchschnittlich 29 Minuten rund 45 Prozent mehr Zeit in Anspruch als das Handling bargeldloser Zahlungen. Dreiviertel der KMU benötigen für die Abwicklung digitaler Zahlungen weniger als 20 Minuten pro Tag. Durch die Zeitersparnis bei nachgelagerten Prozessen ergeben sich weitere Einsparungspotenziale. Auch beim Kassiervorgang bietet insbesondere das kontaktlose Bezahlen eine schnelle Abwicklung – das bestätigen 52 Prozent der befragten KMU.

Kontaktlos in die Zukunft

Kontaktlose Zahlungen unterstützen den Trend zum bargeldlosen Bezahlen und etablieren sich zunehmend am PoS im Mittelstand: Knapp ein Drittel (30 %) der befragten Kunden zahlen bereits regelmässig kontaktlos mit Karte. Allerdings ist Bargeld bei Beträgen unter 50 Euro nach wie vor beliebt. Auch mobile Payment schliesst langsam auf: Insgesamt fünf Prozent der Kunden nutzen regelmässig smartphonebasierte Zahlungen am PoS. Bei den Smart Consumern sind es bereits zehn Prozent. «Smart Consumer sind die zukunftsrelevante Zielgruppe für Händler. Wer sie bedienen will, muss sich auf ihr Zahlungsverhalten einstellen und moderne bargeldlose Bezahlmöglichkeiten anbieten», sagt Mailin Schmelter, stellvertretende Bereichsleiterin Customer Insights am ECC Köln.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Auch eine Preisfrage
Nachdem die Gebührendeckelung zu einer Konditionenangleichung mit dem SEPA-Lastschriftverfahren geführt hat, ist das Girocard-PIN-Verfahren für Händler deutlich attraktiver geworden. Daraufhin haben mehrere grosse Lebensmittelhändler die girocard-Anteile deutlich höher gewichtet oder sogar komplett von SEPA-Lastschrift auf Girocard-PIN-Verfahren umgestellt. Diesen Zusammenhang belegt die EHI-Studie zu den Zahlungssystemen. Ein weiterer Treiber ist das kontaktlose Bezahlen, das auch den Kreditkarten zu Wachstum verhilft. Diese konnten ihren Umsatzanteil um sechs Prozent auf 29,8 Milliarden Euro ausbauen. Ein kleiner Teil davon wurde bereits über mobile Bezahlverfahren wie Apple Pay oder Google Pay abgewickelt. Mit 28,2 Prozent Anteil liegt in den vom EHI untersuchten Unternehmen die Kontaktlosquote bei Kreditkartentransaktionen dabei noch deutlich über der stark angestiegenen Girocard-Kontaktlosquote von 21,2 Prozent.

 

Info

Payment in der Region D-A-CH
In Deutschland ist der Anteil der kartengestützten Zahlungen 2018 auf 48,6 Prozent am Gesamtumsatz des Einzelhandels gestigen. Damit wurden erstmals die Barumsätze getoppt, die noch auf einen Anteil von 48,3 Prozent (minus 1,7 Prozentpunkte) kommen. Haupttreiber dieser Entwicklung ist das girocard-System der Deutschen Kreditwirtschaft, das einen Anteil von 30,1 Prozent (plus 3,8 Prozentpunkte) vom Zahlungskuchen erhält.

2017 (letzte Erhebung der ING-DiBa) waren die Österreicher mit einer Barzahlungsquote von 48 Prozent Europaspitze bei Einkäufen im Geschäft. Gleichzeitig herrscht grosse Offenheit für digitale Zahlungsdienste. Mit ihrer Bankomatkarte bezahlten die Österreicher 28 Prozent und mit der Kreditkarte 15 Prozent ihrer Einkäufe.

Auch die Schweizer zahlen inzwischen am liebsten mit Kredit- und Debitkarte, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte zeigt. Der mit Bargeld getätigte Umsatz im stationären Handel beträgt weniger als 50 Prozent. Während Dreiviertel der befragten Schweizer Elektronik und Möbel mit Karte bezahlen, zahlt die Mehrheit beim Einkauf von Lebensmitteln immer noch in bar.